Bochum. Die Niederlage in Jena besiegelt den Abstieg der Sparkassen Stars. Danach gibt es einen emotionalen Appell - aber auch kämpferische Worte.

Nach einer quälend langen Schlussminute war es vorbei: Die VfL Sparkassen Stars Bochum steigen ab. Drei Jahre nach dem Aufstieg in die 2. Basketball Bundesliga ProA geht es zurück in die ProB. Das 84:89 am letzten Spieltag in Jena am Samstagabend besiegelte den Abstieg - Trainer Felix Banobre kämpfte danach mit den Tränen.

Es sei die „härteste Pressekonferenz seines Lebens“, sagte Banobre - der Spanier rang nach Worten, atmete schwer, hatte Tränen in den Augen, wollte vor allem Dankbarkeit ausdrücken: „Die Spieler sind unglaublich, ich weiß, was sie durchgemacht haben. Der Verein und die Fans ... es ist unglaublich, was für eine Unterstützung wir hatten. Wir haben jedes Spiel unser Bestes gegeben, heute auch“, gab der Bochumer Trainer einen Einblick in seine Gefühlswelt.

VfL Sparkassen Stars Bochum: Banobre mit einem emotionalen Appell

Und einen emotionalen Appell hatte er auch: „Wir müssen das verarbeiten und dann nach vorne blicken. Ich ermutige alle Bochum-Fans und die Sponsoren, weiterzumachen: Bochum wächst. Es wird immer mal einen Schritt zurück geben, um zwei nach vorne zu machen. Ich weiß, was für Ambitionen Bochum hat... “, so Banobre, der dann abbrach: „Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll.“

Felix Banobre, Cheftrainer der VfL Sparkassen Stars Bochum.
Felix Banobre, Cheftrainer der VfL Sparkassen Stars Bochum. © Jonas Richter

„Schwer in Worte zu fassen“, fand es auch Geschäftsführer Tobias Steinert., auch er äußerte Dank für viel Unterstützung. „Meine Mission ist, Menschen zu begeistern, dafür machen wir das. Wenn ich sehe,d ass nach dem Spiel gegen Gießen letzte Woche Kinder in der Rundsporthalle geweint haben. Wenn ich die Fans sehe, von denen sich viele auf eigene Faust noch auf den Weg nach Jena gemacht haben - die enttäuschten Gesichter bei ihnen, aber auch bei den Spielern - das tut weh.“

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Die Ambitionen von Banobre und insbesondere den Geschäftsführern Tobias Steinert und Hans-Peter Diehr ist, Bochum in der ProA zu etablieren und eines Tages an Bundesliga-Basketball in Bochum zu denken. Seit Steinerts Amtsantritt Ende 2020 in Bochum ist das nun der heftigste Rückschlag. 2021 stieg das Team in die ProA auf, 2022 gelang der Klassenerhalt, 2023 nach verpatzter Hinrunde fast noch die Playoff-Qualifikation. In dieser Saison folgte dann der Absturz.

Enttäuschung - aber laut Steinert ist nichts zerbrochen

„Der Stachel sitzt tief. Für mich ist es der erste Abstieg“, sagte Steinert am Sonntagmittag - nach drei Stunden Schlaf machte er sich wieder auf den Weg nach Bochum. „Es ist eine neue Situation. Ich bin noch nie abgestiegen. Auch HP (Diehr, d. Red.) hat in 30 Jahren Bochumer Basketball noch keinen Abstieg erlebt. Es ging eigentlich immer nach oben.“ Er suchte aber das Positive: „Es liegt nichts in Scherben, nichts ist zerbrochen. Es ist eher, wie wenn eine massive Vase herunterfällt, die hat dann eine Delle. Die müssen wir mit harter Arbeit wieder rausarbeiten.“ Er ist überzeugt: „Bochum gehört in die ProA!“

Es liegt nichts in Scherben, nichts ist zerbrochen. Es ist eher, wie wenn eine massive Vase herunterfällt, die hat dann eine Delle.
Tobias Steinert - Geschäftsführer der VfL Sparkassen Stars

In der Saison kamen viele Faktoren zusammen: Wie schon in den Vorjahren bauten die Stars den Kader während der Saison um, tauschten insbesondere Amerikaner aus, um Fehleinschätzungen zu korrigieren. Mit der Verpflichtung von Keith Williams und Ray Thornton Anfang des Jahres und der Rückholaktion von Jonas Grof sollten die nötigen Punkte her - aber immer wieder gab es auch Verletzungspech. Am Samstagabend fehlte etwa der nachverpflichtete Spielmacher David Cohn. Das passte ins Bild.

Enttäuschung nach der Heimniederlage gegen Gießen vor einer Woche - vor dem letzten Saisonspiel waren die Stars auf Schützenhilfe angewiesen - die kam nicht, der Abstieg ist perfekt.
Enttäuschung nach der Heimniederlage gegen Gießen vor einer Woche - vor dem letzten Saisonspiel waren die Stars auf Schützenhilfe angewiesen - die kam nicht, der Abstieg ist perfekt. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Bochum stellte die schlechteste Defensive der Liga

Genau wie der gesamte Auftritt: Bochum verschlief die erste Hälfte, lief mal wieder ein komplettes Auswärtsspiel hinterher - es war Niederlage Nummer 15 im 17. Auswärtsspiel. Steinert: „Wir waren verkrampft, haben schlechte Entscheidungen aus der Panik heraus getroffen.“ Erst nach einer emotionalen Halbzeitansprache von Banobre wurde es besser - zu spät.

„Wir haben es wie so oft nicht geschafft, 40 Minuten unsere Leistung zu zeigen“, meinte Steinert - „aber die Jungs haben bis zum Schluss gefightet.“ In einer ausgeglichenen ProA reichte das zu selten. Einige Niederlagen waren unglücklich, Bochum hatte auch Pech mit Schiedsrichter-Entscheidungen. Selten ging Banobres Plan auf, auf schnelle Angriffe und viele Dreier zu setzen. Schwache erste Halbzeiten, schwache Wurfquoten und schwache Reboundzahlen waren immer wieder Thema. Als einziges Team kassierten die Stars mehr als 3000 Punkte in 34 Spielen - die schlechteste Abwehr der Liga.

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Da Konkurrent Quakenbrück gegen Frankfurt siegte, hätte auch ein Bochumer Sieg am Samstag den Abstieg nicht verhindert. Der Verein muss sich in der ProB berappeln, will schnell wieder nach oben schauen. Für eine Kampfansage war es Steinert einen Tag nach dem Abstieg noch zu früh. Man startet nicht bei Null, aber: Banobres Zukunft ist wohl offen, kein Spieler steht unter Vertrag. Seit Wochen laufen die Planungen zweigleisig, immer klarer zeichnete sich das Szenario ProB ab. Jetzt herrscht bittere Gewissheit.

Medipolis SC Jena - Sparkassen Stars Bochum 89:84

  • Viertel: 25:13, 27:15, 17:25, 20:31
  • Bochum: Thornton (21), Geske (14, 9 Assists, 6 Rebounds), Grof (12), Friederici (10), Dietz (6), Strange (6), Loch (4), Nelson (4), Williams (4), Zdraveveski (3), Emen (.e.), Cohn (n.e.).

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