Sprockhövel / Wattenscheid. Schwierige Vorbereitung, Duelle mit alten Kollegen und Abstiegsangst: Das sind die Faktoren im Kellerduell der TSG gegen die SG Wattenscheid.

Die kurze Vorbereitung auf das Spiel bei der TSG Sprockhövel begann für die SG Wattenscheid 09 schon mit personellen Sorgen - am Mittwoch kam eine weitere, gravierende Sorge hinzu: Engin Yavuzaslan wird am Donnerstagabend in der Klein-Arena im Baumhof nicht an der Seitenlinie stehen. Der Cheftrainer der SGW ist aufgrund eines Bandscheibenvorfalls außer Gefecht. Co-Trainer Christopher Pache und Sportvorstand Hartmut Fahnenstich übernehmen das Coaching in Sprockhövel in einem Spiel, das im Abstiegskampf vorentscheidend sein kann. Anstoß ist um 19.30 Uhr (Livestream auf waz.de).

Sprockhövels Trainer Andrius Balaika sagt über die Bedeutung des Spiels: „Von der letzten Chance sprechen wir nicht. Aber es ist klar, dass es noch enger wird, wenn wir das Spiel verlieren. Es ist ein Sechs-Punkte-Spiel.“ Wattenscheid steht drei Punkte vor der TSG, die auf dem ersten Abstiegsplatz steht und schon eine Partie mehr absolviert hat. Was wird in diesem Spiel entscheidend - und damit möglicherweise auch im Abstiegskampf?

SG Wattenscheid 09: „Im besten Fall spielen die Jungs für den Trainer mit“

Die gute Vorbereitung auf das Match ist es schon einmal nicht, auf keiner der beiden Seiten. „Suboptimal“ nennt Balaika, dass er zwischen dem Spiel in Erkenschwick am Ostermontag und dem Anstoß am Donnerstag nur eine leichte Einheit mit seinem Team absolvieren konnte. Wattenscheid hatte zwar zwei Tage mehr Zeit, muss aber nun auf den Cheftrainer verzichten, der nicht nur für den taktischen Plan, sondern vor allem für die Energie der Mannschaft ganz wichtig ist. „Im besten Fall spielen die Jungs für den Trainer mit“, sagt Sportvorstand Fahnenstich.

Spielen Verletzungen eine Rolle? Die Wattenscheider sind zumindest optimistisch, dass Maurice Haar auflaufen kann, Frederik Wiebels Einsatz ist sehr fraglich. Bei der TSG Sprockhövel ist ebenfalls ein Verteidiger angeschlagen, Ex-Schalke-Talent Denis Milic hat Oberschenkelprobleme.

Viele Sprockhöveler sind in den vergangenen Jahren nach Wattenscheid gewechselt

Tim Kaminski (hier im Hinspiel gegen Sprockhövel) ist nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder dabei und darf für die SG Wattenscheid 09 im Kellerduell auflaufen.
Tim Kaminski (hier im Hinspiel gegen Sprockhövel) ist nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder dabei und darf für die SG Wattenscheid 09 im Kellerduell auflaufen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Wird einer der Spieler zu großer Form auflaufen, der auf seinen Ex-Klub trifft? Personelle Geheimnisse zwischen den beiden gibt es kaum, vor allem aus Sprockhövel nach Wattenscheid gingen in den vergangenen Jahren viele Spieler. Dazu gehören die verletzten Mike Lewicki und Tom Sindermann, aber auch Eduard Renke, der in der Rückrunde stark aufspielt, sowie Felix Casalino. Der Mittelstürmer ist bei der SGW allerdings gerade nur Ersatz.

Dass Casalino beim 0:1 gegen Münster erst als dritter Mittelstürmer nach David Loheider und Fynn Broos ins Spiel kam, erklärt Fahnenstich so: „Das hat nichts mit einer Hierarchie zu tun - Fynn hatte sich seine Chance verdient.“ Casalino ist allerdings mit fünf Saisontoren immer noch vorn in der internen Torjägerliste. Kriegt er gegen den Ex-Klubs seine Chance? Wattenscheid-Co-Trainer Christopher Pache sagt über Casalino: „Er ist der Typ Fußballer, der auch immer für eine gute Einzelaktion sorgen kann.“

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Yesilova und Canbulut sind in Wattenscheid in bester Erinnerung

Auf der anderen Seite stehen mit Emre Yesilova und Berkant Canbulut zwei ehemalige Wattenscheider Fanlieblinge im TSG-Kader, Agon Arifi (gehörte zum Aufstiegskader 2022) und Ishak Dogan (spielte in der U19 für 09) haben eine Wattenscheider Vergangenheit. TSG-Trainer Andrius Balaika sagt: „Wir haben einen kleinen Kader, das sind natürlich für uns sehr wichtige Spieler - wir hoffen, dass es ihnen einen Extra-Schub gibt.“ Auch Pache ist überzeugt, dass es immer eine besondere Aufgabe ist, gegen einen Ex-Klub zu spielen. Ihn betrifft das übrigens auch: Er spielte in der B-Jugend ein Jahr im Baumhof.

Berkant Canbulut: Auch er ist ein Ex-Wattenscheider, der zur TSG Sprockhövel zurückgekehrt ist.
Berkant Canbulut: Auch er ist ein Ex-Wattenscheider, der zur TSG Sprockhövel zurückgekehrt ist. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Etwa vor Emre Yesilova warnen muss die Wattenscheider sowieso niemand. „Die Jungs sprechen und kennen sich“, sagt Pache - Tim Kaminski dürfte sich auf den Ex-Kollegen freuen, Yesilova weiß, was ihn erwartet. „Natürlich tauschen die sich aus und sagen mal: So kannst du den im Eins-gegen-Eins packen“, sagt Pache.

Stichwort Yesilova: Die Wattenscheider haben Respekt vor der TSG. „Das ist eine Mannschaft, die auch richtig gut Fußball spielen kann“, sagt Hartmut Fahnenstich und meint: „Sie haben eine gute, junge Mannschaft, aber eine Negativserie. Dazu der Trainerwechsel - da gibt es schon Parallelen zu Wattenscheid.“

Ärger ums Lohrheidestadion - so haben wir berichtet:

SGW freut sich auf ersten Einsatz auf Kunstrasen

Die Wattenscheider glauben trotzdem an ihre spielerischen Vorteile; Spieler wie Nico Thier, Fabrizio Fili, Umut Yildiz oder Jamal El-Mansoury werden froh sein, erstmals in diesem Jahr auf Kunstrasen spielen zu dürfen. Auf dem Acker im Lohrheidestadion blieb die SGW zuletzt ziemlich ungefährlich, das muss sich gegen die TSG ändern.

Trotzdem sind sich alle sicher, dass am Ende nicht unbedingt der schönere Fußball gewinnen wird. „Es ist Abstiegskampf, da lügt die Tabelle nicht“, sagt Christopher Pache. Wattenscheid hat dreimal in Folge verloren. Sprockhövel ist sogar im kompletten Jahr 2024 sieglos in der Oberliga. Andrius Balaika verordnete seinen Spielern einen freien Dienstag, die Jungs sollten die Köpfe frei kriegen. Seine Antwort auf die Frage, was am Donnerstagabend den Unterschied ausmacht: „Der Kopf spielt eine große Rolle: Wer behält die Nerven - und wer ist gelähmt.“

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