Bochum. Bochums Sportlerin, Sportler und Mannschaft des Jahres stehen fest. Für die Geehrten bedeutet die Auszeichnung viel - einer steht kurz vor dem Karriereende.
Die Worte zum Abend sprach einer der Gewinner: Raul Diakon, Kapitän des Wasserball-Bundesligateams des SV Blau-Weiß Bochum griff sich nach der Ehrung zur Mannschaft des Jahres das Mikro und wandte sich an den ganzen Raum: „Respekt an euch alle, die hier sind. Ihr brennt für euren Sport, das finde ich extrem geil - der Sport trägt euch im Leben immer weiter“, sagte er in Richtung der Mit-Nominierten. Am Donnerstagabend wurden Bochums Sportlerin, Sportler und Mannschaft des Jahres im Variete et cetera ausgezeichnet - mit einigen emotionalen Momenten.
Vor allem als Just Berger auf der Bühne stand: „Wir sind mit unserer Formation seit 2014 amtierender Weltmeister, da bedeutet es sehr viel, jetzt diesen Preis zu bekommen“, sagte der Tänzer und des TTC-Rot-Weiß-Silber, der als Sportler des Jahres ausgezeichnet wurde und unter großem Jubel seiner Gruppe „D.Q. Dance Squad“ den Preis entgegennahm.
Bochums Sportler des Jahres seit zehn Jahren amtierender Weltmeister
Nicht nur als Sportler, sondern auch als Trainer ist Berger sehr erfolgreich. Die Formation MOG Empire, die er trainiert, wurde im vergangenen Jahr Junioren-Weltmeister und -Europameister. Durch seine Nominierung als Sportler des Jahres bekomme der Verein und die Sportart Disco Dance mehr Aufmerksamkeit. Wie er Disco Dance erklärt? „Das ist so wie wenn Ballettänzer auch noch cool zu Hip-Hop tanzen und dann zu schneller elektronischer Musik. Es ist vor allem körperlich sehr herausfordernd, das macht es auch aus.“
In diesem Jahr wird Berger das letzte Mal als aktiver Sportler auf der Tanzbühne stehen, verriet er vorab in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Das Highlight wird die Heim-Weltmeisterschaft sein, die der TTC im Oktober dieses Jahres ausrichtet.
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Berger, der in Jena geboren wurde, sei vergleichsweise spät zum Disco Dance gekommen. Sein erstes Turnier tanzte er 2013, nachdem er zuvor andere Tanzarten wie Standard oder Latein ausprobierte. „Ich bin da mehr oder weniger reingewachsen“, sagt Berger. Am Disco Dance fasziniere ihn „die Kombination aus allem: Coolen Bewegungen, aber auch der technische Aspekt mit Drehungen und Sprüngen.“
Bochumerinnen und Bochumer haben über die Preise abgestimmt
Berger gewann die Publikums-Abstimmung vor Arndt Mallepree (An Do Wattenscheid, Taekwon-Do) und David Baschke (Kanu, KC Wiking) - Bauschkes Fan-Club konnte in der Lautstärke der Anfeuerung mit Bergers Disco-Dance-Gruppe trotzdem gut mithalten.
Isabell Thal ist Bochums Sportlerin des Jahres
Bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres gab es eine kleine Überraschung: Die Wahl fiel nicht auf Christina Honsel, die amtierende deutsche Hallen-Hochsprung-Meisterin vom TV Wattenscheid 01, sondern auf Isabell Thal, die in gleich zwei Sportarten erfolgreich ist: Sowohl im Ski alpin als auch im Judo gehört die 24-Jährige von Budoka Höntrop zu den besten Deutschlands und zum Nationalkader - im Judo will sie zu den Paralympics in Paris im Sommer 2024. Seit frühester Kindheit hat Thal nur eine sehr geringe Sehkraft.
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„Ich habe damit null gerechnet und wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte“, so Thal. Vor wenigen Wochen habe sie bei einem Wettkampf eine Gehirnerschütterung erlitten - „da war es schön, heute zu sehen, warum man sowas auf sich nimmt.“ Thal gewann in einem Foto-Finish, wie Moderator Felix Groß verriet, das Publikums-Voting vor Honsel und Synchronschwimmerin Klara Bleyer (Freie Schwimmer Bochum).
SV Blau-Weiß Bochum erhält gleich zwei Auszeichnungen
Zum dritten Mal fand die Sportlerehrung im Variete et cetera statt. Eine Jury unter Vorsitz von OB Thomas Eiskirch und unter Beteiligung von Politik, Sport und Verwaltung sowie der WAZ-Sportredaktion hatte in jeder Kategorie drei Kandidatinnen bzw. Kandidaten nominiert - Eiskirch verlieh nun die Preise, nachdem die Bochumer Bevölkerung Anfang des Jahres einen Monat lang für ihre Favoriten stimmen konnte.
Und in der Kategorie der Mannschaft des Jahres die meisten Stimmen bekamen eben die Wasserballer des SV Blau-Weiß, die im vergangenen Jahr in die Bundesliga aufgestiegen waren - vor den Bochum Hurricanes (E-Rollstuhl-Hockey) und den Bochum Isotopes (Lacrosse).
Der SV Blau-Weiß gewann aber noch eine zweite Auszeichnung, über die nicht abgestimmt wurde, sondern die von Oberbürgermeister Eiskirch zusätzlich verliehen wurde: Der Klub wurde stellvertretend für alle Vereine, die sich im Bereich Verständigung und humanitäre Hilfe einsetzen. Beim russischen Angriff auf die Ukraine hatten sich einige Wasserballer auf den Weg ins Kriegsgebiet gemacht, um Flüchtenden zu helfen - in der Folge organisierte der Verein in Bochum unter großen Anstrengungen auch Hilfe, um Geflüchteten das Ankommen und das Leben in Deutschland zu vereinfachen und auch eine sportliche Heimat zu bieten.
Dafür gab es nun unter großem Applaus den Sonderpreis des OB und noch eine Überraschung vom Gastgeber: Der SV Blau-Weiß wurde mit 30 Personen ins Variete et cetera eingeladen - Show-Einlagen aus dem aktuellen Programm gab es schon während der Ehrungsveranstaltung.
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Ehrenamtspreis für Havranek und Enev
Zu Beginn der Ehrungsveranstaltung im Variete et cetera wurden Wolfgang Havranek (DJK Viktoria 59) und Edita Enev (TV Wattenscheid 01) von OB Eiskirch und Gaby Schäfer (Stadtsportbund) mit dem Titel „Sportbürger“ bzw „Sportbürgerin“ ausgezeichnet - damit belohnt die Stadt besonderes ehrenamtliches Engagenemt.
Edita Enev, vielfache Deutsche Meisterin und Olympia-Teilnehmerin in der Rhythmischen Sportgymnastik, engagiert sich als Trainerin und Vorsitzende sowohl in ihrem Verein, dazu aber auch bei Mitmachaktionen wie „Fit im Park“ und „Fit in Wattenscheid“. „Sie kann einfach gut mit Menschen“, sagt Gaby Schäfer.
Wolfgang Havranek ist der erste Vorsitzende und die gute Seele der DJK Viktoria 59, die vielen geflüchteten Menschen ein Zuhause bietet, zahlreiche Kooperationen im sozialen, integrativen und humanitären Bereich unterhält und anerkannter Stützpunktverein „Integration durch Sport“ ist. Der langjährige Vereinsvorsitzende appellierte an alle, sich auch und vor allem im sportlichen Rahmen gegen die Spaltung der Gesellschaft und gegen Extremismus zu positionieren.