Bochum. Silas Lennertz spielt in der Bezirksliga - und in der Baller League im Team des Weltmeisters. Ein Mitspieler war einst beim VfL Bochum am Ball.
Für den 30-jährigen Silas Lennertz, Spieler des Bezirksligisten CSV SF Bochum-Linden, geht es momentan jeden Montagabend nach Köln-Ossendorf zur Anfang des Jahres gegründeten „Baller League“. Als Spieler des Teams „Golden XI“, betreut unter anderem von Weltmeister und Ex-VfL-Profi Christoph Kramer sowie der kroatischen Nationalspielerein und Influencerin Ana Maria Marković, kickt der Mittelfeldspieler dort montags in auf der großen Hallen-Bühne beim Sechs gegen Sechs um den Einzug in die heiß begehrten Endrunden. Ausgetragen wird das große Finale am 8. April im Rather Dome in Düsseldorf.
„Es macht super viel Spaß, dort mitzuspielen. Das gesamte Ambiente ist schon sehr beeindruckend, die Halle wurde extra für die Baller League eingerichtet und gebaut. Es gibt tausende Kameras überall, es ist unglaublich professionell aufgezogen“, schwärmt Lennertz.
Ex-Jugendspieler von Schalke und BVB: Nur eine kurze Pause
Doch wie wurde der erfahrene Amateurfußballer Teil des neuen Fußballprojekts, bei dem die meisten Spieler aus deutlich höheren Klassen stammen? Denn eigentlich sollte noch im vergangenen Jahr endgültig Schluss sein mit Fußballspielen für den Ex-Jugendspieler von der SG Wattenscheid 09, Schalke 04 und Borussia Dortmund.
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Bei seinem als letzten Auftritt angedachten Spiel half er seinem ehemaligen Club Brünninghausen im Sommer 2023 beim Aufstieg in die Oberliga. Danach wurde es zumindest fußballerisch erst einmal ruhig um den in Dortmund wohnenden IT-Consultant, die Familie stand klar im Vordergrund.
Mit der Hobby-Mannschaft in die Baller League? Wie Lennertz nach Köln kam
Doch die Zeit ohne Ball hielt nicht lange an, es juckte wieder in den Füßen, und so gründete er mit Freunden kurzerhand eine Hobby-Fußballmannschaft. Gleichzeitig entstand auch der Kontakt zur Baller League. „Mich hat ein Bekannter aus der Hobbymannschaft auf die Baller League angesprochen. Er dachte lustigerweise, wir könnten uns als Hobbytruppe dort bewerben. Das ging natürlich nicht, aber so bin ich darauf aufmerksam geworden“, erklärt Lennertz, der sich schließlich selbst bei dem Projekt bewarb - wie knapp 16.000 weitere Fußballer aus Deutschland.
Schon ein paar Tage nach seiner Online-Bewerbung erhielt er die Einladung zu den „Combine-Tagen“. Insgesamt 350 Spieler wurden an zwei Auswahltagen auf Herz und Nieren getestet – Dribbling, Schusskraft, Sprungtest, Agilitätstest, auch ein vier gegen vier stand auf dem Programm. Fußballscouts erstellten anschließend einen Scoutingbericht für jeden einzelnen Spieler. „Aus den 350 Spielern wurden dann 200 aussortiert, die verbliebenden 150 wurden zum Draft eingeladen“, erklärt Lennertz, der ebenfalls eine EInladung erhielt. In einer Veranstaltung am 15. Januar wurden schließlich innerhalb von neun Draft-Runden die einzelnen Teams gebildet.
Auch Marc Rzatkowski kickt mit Lennertz im Team „Golden XI“ von Kramer
So kam Lennertz in das Team Golden XI, ebenso wie der Ex-VfL-Profi Marc Rzatkowski, der zuletzt für Bielefeld spielte und derzeit vereinslos ist. Ansonsten sind besonders Regionalliga- sowie Oberligaspieler in den Reihen seiner Mannschaft aktiv, teilweise aus dem gesamten Bundesgebiet verteilt. Insgesamt elf Spieltage stehen an, neun wurden bereits absolviert. Momentan steht Golden XI auf dem achten Tabellenplatz. „Chris als Betreuer ist Weltklasse“, schwärmt Lennertz von Weltmeister Kramer, der ja auch einst für den VfL Bochum spielte und weiterhin für Borussia Mönchengladbach aktiv ist. „Er ist extrem sympathisch und hat ein großes Fußballfachwissen. Er ist die gesamte Zeit sehr nah am Team dran“, so Lennertz.
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Zwar gab und gibt es auch einige kritische Stimmen in Bezug auf die von den 2014-Weltmeistern Lukas Podolski und Mats Hummels gegründete Baller League mit dem Vorwurf, Spieler könnten ihre Verpflichtungen im „normalen“ Fußballverein vernachlässigen. 250 Euro erhält ein Spieler pro Spieltag, auch das ist natürlich ein Anreiz - neben der großen Show-Bühne und für manch einen auch die Chance, noch entdeckt zu werden.
Kein Zoff mit Bezirksligist Linden: Lennertz darf sich in der Halle zeigen
Einige Klubs trennten sich bereits von Spielern, zumal es ja eine Verletzungsgefahr gibt. Zumindest auf Lennertz trifft dies jedoch nicht zu: Bei seinem Wechsel zum CSV Linden vor einigen Wochen war sein Engagement in der Baller League offen kommuniziert und traf auf keinerlei Widerstände.
„Auch wenn es einige kritische Stimmen gibt, die League wird insgesamt sehr gut angenommen. Sie spricht auch viele Leute an, die ansonsten vielleicht mit dem Fußball nichts zu tun gehabt hätten“, meint Lennertz. Was auch daran liegt, dass Stars aus der Internet- und Comedy-Szene das Event, das live auf Twitch, Joyn und Pro Sieben Maxx übertragen wird, begleiten und promoten.
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