Wattenscheid. Yildiz war nie für Tore bekannt. Seit der Wattenscheid-Rückkehr ist das anders. Er erklärt die Gründe - und einen Trainertrick aus der Kabine.
Kurz nach dem Spiel am Sonntag wechselte Umut Yildiz sein Messenger-Profilbild. Es zeigt ihn mit Felix Casalino, dem Stürmer des Westfalen-Oberligisten SG Wattenscheid 09. Angreifer Casalino nimmt ihn Huckepack, streckt dabei frech die Zunge raus.
Yildiz hingegen jubelt derart energisch, dass sein Gesichtsausdruck signalisiert, dass es wohl keine gute Idee wäre, ihm bei Dunkelheit zu begegnen. Fast könnte man meinen, man könne das Bild hören, und wenn man sich dann vorstellt, wie der Torjubel der beiden im Lohrheidestadion klingt, entwickelt es eine noch größere Wucht.
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Die Macht, die ein Torjubel im Wattenscheider Stadion ausüben kann, hat Trainer Engin Yavuzaslan am Sonntag genutzt, um seine Spieler vor der Partie gegen den TuS Bövinghausen zusätzlich zu motivieren. Der 42-Jährige hatte zunächst seine Kabinen-Ansprache gehalten, dann um zwei Minuten Stille gebeten.
Jubelschreie in der Kabine der SG Wattenscheid als Motivation
Alle sollten die Augen schließen, innehalten. Und zuhören. Dann spielte jemand eine Ton-Datei über den Lautsprecher ab, zu hören waren die Jubelschreie nach den vier Treffern im Heimspiel gegen Schlusslicht FC Brünninghausen.
So erzählt es Offensivspieler Yildiz, der dabei war und der selbst ein Tor zum 4:0 gegen den FCB beigetragen hatte. Die Maßnahme zeigte Erfolg: Wattenscheid 09 gewann auch das zweite Heimspiel in Folge. Und Yildiz, in der Winterpause nach einem halben Jahr in Bövinghausen zurück bei den Schwarz-Weißen, traf erneut.
Dass der 24-Jährige in zwei aufeinanderfolgenden Partien Tore schießt, ist aus Wattenscheider Sicht zum einen erfreulich. Zum anderen verwundert es. Yildiz‘ Qualitäten als unbarmherziger Kämpfer sind ihm nicht abzustreiten. Aber als besonders treffsicherer Angreifer war der Außenspieler nie bekannt.
Yildiz von der SG Wattenscheid 09: Trainer lässt ihn einfach machen
Einen Grund dafür sieht er in der Freiheit, die ihm sein Trainer gibt: „Er gibt mir das Gefühl, dass er mir den Rücken stärkt. Auch, wenn es mal nicht so läuft“, erzählt Yildiz. Die Gewissheit, dass Yavuzaslan an ihn glaubt, habe er auch, wenn es mal nicht so gut läuft: „Er wechselt mich dann nicht aus, sondern bestärkt mich in dem, was ich mache.“
Yildiz lobt die Defensive der SG Wattenscheid 09
Das Resultat: Den Jubel nach einem seiner Treffer hörte Yildiz nicht nur vom Band, sondern auch im Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Bövinghausen, das die SGW mit 2:0 gewann und sich damit weiter Luft im Abstiegskampf verschaffte.
Yildiz, stolz auf seine beiden Treffer, nennt aber nicht die offensive Durchschlagskraft als Grund für das Erstarken seiner Elf, die in zwei Heimspielen ein Viertel aller bisherigen Saisontore erzielte, sondern das defensive Grundgerüst: „Unsere Abwehr hat bombastisch gut gearbeitet. Wenn hinten alles so dicht steht, gelingt es uns immer, ein Tor zu machen.“
Das Dichtmachen vor dem eigenen Tor sei aber nicht nur als neu entdeckte Qualität zu sehen, sondern auch als neues Wattenscheider Selbstverständnis. „Es geht nicht, dass Mannschaften zu uns kommen und denken, sie könnten hier so viele Tore machen, wie sie wollen. Das ist mit uns nicht mehr zu machen“, sagt Yildiz auch mit Blick auf das Nachhol-Heimspiel an diesem Donnerstag (14. März, 19.30 Uhr) gegen Victoria Clarholz: „Da dürfen wir kein bisschen nachlassen. Wir wollen weiter zeigen, dass wir zuhause eine Macht sind.“ Mit einem Sieg würde die SG 09 (17 Punkte) am Tabellennachbarn Clarholzu (18) vorbeiziehen.
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