Wattenscheid. Undankbarer Termin, schwerer Gegner – aber aussichtslose Lage? Das sieht die SG Wattenscheid vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach anders.

Es ist der undankbarste Spieltermin der laufenden Regionalliga-Saison für die SG Wattenscheid 09: Am Samstag um 14 Uhr tritt die SG Wattenscheid 09 zu Hause gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach an, während um 15.30 Uhr der FC Schalke 04 zu Gast beim VfL im Bochumer Ruhrstadion ist. Das wird die SGW wohl eine dreistellige Zahl Stadiongäste kosten. Allerdings lag es in dieser Saison bislang nicht an mangelnder Unterstützung von außen, dass die SGW ihren Fans zwar einige vernünftige Auftritte, aber deutlich zu wenig Punkte bieten konnte.

VfL Bochum gegen Schalke – Polizei hat auch die Lage in Wattenscheid im Blick

Am Ende sorgen nicht gute Leistungen, sondern nur Punkte dafür, dass es nicht ganz schnell duster wird im Tabellenkeller. Ein Problem, dass 09 mit seinen beiden Bundesliga-Nachbarn teilt. Ob sich die Wege der Fans am Samstagmittag kreuzen, wo die Linie 302 ja aus Gelsenkirchen direkt am Lohrheidestadion vorbei nach Gelsenkirchen führt?

Die Polizei ist vorbereitet, Polizeisprecher Frank Lemanis sagt auf Anfrage: „Wir gehen davon aus, dass die Anhänger des FC Schalke 04 die sportlich wichtige Begegnung gegen den VfL Bochum im Fokus haben. Gleichwohl sind wir am Spieltag nicht nur unmittelbar im Stadionbereich präsent, sondern im gesamten Stadtgebiet, um auf etwaige Entwicklungen frühzeitig reagieren zu können.“ Unter anderem wolle man eine sichere An- und Abreise der Gästefans ermöglichen – deren Zahl dürfte überschaubar sein.

Britscho schwärmt von Gladbacher Nationalspieler

Zum Sportlichen: Nun empfängt Wattenscheid als Vorletzter den Tabellenzweiten. Beim Blick auf den Gladbacher Kader nennt Britscho ein Argument, Samstag ins Lohrheidestadion zu kommen: „Nummer 38, Linksaußen“, sagt Britscho. „Borges Sanches. Den sehen wir bald im Fernsehen“, sagt er über den 18-jährigen luxemburgischen Nationalspieler, der in der Hinrunde schon dreimal in der Bundesliga spielen durfte, seit der Winterpause aber Stammspieler im U23-Team von Eugen Polanski ist.

Borussia Mönchengladbachs Trainer Polanski warnt vor der SG Wattenscheid

Yvandor Borges Sanches, hier im Testspiel von Borussias Profis gegen den MSV Duisburg in der Sommer-Vorbereitung 2022. Er ist seit dem Winter Stammspieler in der Gladbacher U23.
Yvandor Borges Sanches, hier im Testspiel von Borussias Profis gegen den MSV Duisburg in der Sommer-Vorbereitung 2022. Er ist seit dem Winter Stammspieler in der Gladbacher U23. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Drei von vier Spielen hat Gladbach im Jahr 2023 gewonnen, für Britscho ist Borges Sanches einer von mehreren außergewöhnlichen Regionalliga-Spielern im Borussia-Kader. Was spricht hier also überhaupt für die Wattenscheider, die in diesem Jahr alle vier Spiele bei einer Tordifferenz von 1:14 verloren haben? Gladbach-Trainer Polanski warnt: „Wattenscheid ist eine Mannschaft, die in dieser Saison schon oft eine brutale Moral bewiesen hat. Egal wie der Gegner heißt und wie der Spielstand ist – sie haben die Fähigkeit, Spiele zu drehen und sie eng zu gestalten.“ Aber auch das war ja zuletzt zu wenig, auch das reichte 09 nicht.

Fast schmerzhaft ist anzusehen, wie sich die SGW immer wieder selbst im Weg steht. Britscho sagt es so: „Wir sind absolut konkurrenzfähig, es hat uns nicht viel gefehlt: Bis auf hinten nicht wegrutschen und vorne die großen Chancen wegmachen.“

Wattenscheid lag zuletzt zehnmal in Folge 0:1 hinten

Auch in dieser Woche war es wieder Aufgabe des Trainerteams, Aufbauarbeit zu leisten, nach einer guten Leistung in Aachen, die mit einem 0:3 endete. Schon nach fünf Minuten lag Wattenscheid nach einem Abwehr-Patzer hinten – zum zehnten Mal in Folge ein 0:1. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass Britschos Mannschaft oft feldüberlegen und spielbestimmend ist, gefühlt „gute Spiele“ macht: Sie muss halt auch immer hinterlaufen.

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Deshalb muss sich gegen Gladbach zuerst defensiv einiges ändern. Mit Jeffrey Malcherek, der in Aachen schon wieder im Kader stand, hat Britscho eine Verteidiger-Option mehr.

Im Hinspiel kassierte die SGW übrigens schon in der ersten Minute 0:1, drehte das Spiel durch einen Yesilova-Doppelpack, um kurz vor Schluss noch das bittere 2:2 zu kassieren. Eins von mehreren Spielen gegen U23-Teams, in denen Wattenscheid gut aussah. Das ist ein Hoffnungsschimmer, den 09 gut gebrauchen kann – aber Britscho stellt auch klar, dass Borussias Nachwuchs-Team sich seit der Hinrunde deutlich entwickelt hat.

Aber auch als klarer Außenseiter braucht die SGW jeden Punkt. Es folgen zwei Schlüsselspiele gegen Schlusslicht Straelen und die U23 des 1. FC Köln. Es werden quasi K.O.-Spiele. Daran will Britscho jetzt noch nicht denken – die Wende soll jetzt her, nicht in einer Woche.

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