Bochum. „Wettbewerbsverzerrung“ sagen die einen, „richtig so“ die anderen. Ungeimpfte dürfen nicht mehr mitspielen. Einige Mannschaften kriegen Probleme.
Mit der neuen Corona-Schutzverordnung ändern sich die Bedingungen für den Amateurfußball ganz grundsätzlich: Da auch im Amateur- und Breitensport in Nordrhein-Westfalen ab sofort 2G gilt, dürfen Fußballvereine nur noch Spieler einsetzen, die entweder geimpft oder genesen sind. Wer nicht gerade eine Corona-Infektion überstanden hat und dazu ungeimpft ist, darf nicht mehr mitspielen – und nicht einmal mehr zuschauen, denn die 2G-Regel gilt sowohl auf dem Feld als auch für Zuschauerinnen und Zuschauer. Unter den Verantwortlichen der Bochumer Bezirksligisten sind die Reaktionen dazu sehr gemischt.
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Corona-Impfung: Weitmar 45 ist zu 100 Prozent geimpft
Tobias Vößing, Trainer SC Weitmar 45: „Alles hängt jetzt davon ab, wie genau der Verband die politische Entscheidung umsetzt. Es muss eine genaue Regelung gefunden werden, wie die Vorgaben eingehalten und auch kontrolliert werden können. Für uns ändert sich eigentlich wenig, sowohl in der Mannschaft als auch im Trainerteam haben wir eine Impfquote von 100 Prozent.“
Ingo Bredenbröcker, Trainer TuS Harpen: „Ich finde die 2G-Regelung absolut in Ordnung und auch nachvollziehbar. Wir haben bei uns im Team eine sehr gute Impfquote. Wenn deswegen aber dennoch ein Spieler ausfallen sollte, dann ist das halt so. Das große Ganze ist meiner Meinung nach wichtiger, als die Befindlichkeiten des Amateurfußballs.“
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Nico Brüggemann, Trainer CSV Linden: „Wir Vereine können und wollen unsere Aktiven nicht dazu zwingen, sich impfen zu lassen. Alle Spieler sind alt genug, sich ihre eigene Meinung zu bilden und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Obwohl ich persönlich dafür werbe, sich impfen zu lassen, akzeptiere ich die Entscheidungen unserer Aktiven natürlich auch dann, wenn sie sich gegen eine Impfung entscheiden. Die 2G-Regelung treibt nun einen Keil in alle Mannschaften und schließt die Ungeimpften vom Sport aus. Glücklicherweise haben wir eine hohe Impfquote, ein Spielbetrieb ist für uns daher möglich. Ich sehe aber die Gefahr, dass einige Vereine nun vor das Problem gestellt werden, keine Mannschaft mehr stellen zu können.“
Markus Deutsch und Cengiz Türker sehen eine Wettbewerbsverzerrung
Markus Deutsch: Trainer SC Union Bergen: „Auch wenn ich generell ein Freund davon bin, sich impfen zu lassen, jetzt gezielt Leute auszuschließen, das ist für mich eine klare Wettbewerbsverzerrung. Viele in unserem Team sind geimpft, auf manche müssten wir dann aber jetzt verzichten. Eine Möglichkeit wäre sicherlich, die Winterpause vorzuziehen, um den Leuten so noch einmal die Chance zu geben, sich impfen zu lassen.“
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Cengiz Türker, Sportlicher Leiter CFK Bochum: „Diese Entscheidung beeinflusst uns schon, zwar nicht unbedingt die Erste Mannschaft, denn dort sind 90 Prozent geimpft oder genesen, aber unsere zweite und dritte Mannschaft. Ich bin mir nicht sicher, ob es aktuell noch sinnvoll ist, den Spielbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten, denn eigentlich ist es Wettbewerbsverzerrung.“
„Der Verband macht es sich zu einfach“
Carsten Droll, Trainer TuS Kaltehardt: „Die 2G-Regelung betrifft uns direkt, weil eben nicht alle aus unserem Team geimpft sind. Ich halte diese Entscheidung aber dennoch für die logische Konsequenz der derzeitigen Lage. Die Kontrolle der Maßnahmen an die ausrichtenden Vereine zu delegieren, das halte ich aber für problematisch. Ich denke, der Verband macht es sich damit zu einfach, ich hätte mir mehr Hilfestellung erhofft.“
Philipp Theobald, Trainer Adler Riemke: „Ich halte die Entscheidung mit Blick auf die generelle Lage für richtig, ich hätte mir aber gewünscht, die paar Spieltage ins nächste Jahr zu verschieben. Aktuell verschaffen wir uns noch einen Überblick darüber, wer genau geimpft und genesen ist.“