Ruhrgebiet. Kein Fußball für Ungeimpfte – was bedeuten die neuen Corona-Regeln? Muss die Saison unterbrochen werden? Oder geht es ohne Ungeimpfte weiter?

  • Wie die Landesregierung NRW am Dienstag bekanntgegeben hat, gilt bald die 2G-Regel im kompletten Freizeitbereich
  • Das heißt, dass Ungeimpfte nicht mehr am Amateurfußball teilnehmen können – weder aktiv noch als Zuschauerin oder Zuschauer
  • Die Fußballverbände müssen entscheiden, ob und wie die Regeln im Amateurfußball umgesetzt werden – oder ob die Saison unterbrochen wird

Kein Fußball mehr für Ungeimpfte. Nach der Ankündigung von NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) am Dienstagmittag ist klar: Auch für den Amateursport gilt die 2G-Regel. Ungeimpfte Fußballerinnen und Fußballer im Amateurbereich dürfen nicht mehr mitspielen. „Wer nicht geimpft ist, ist von den gesellschaftlichen Veranstaltungen ausgeschlossen“, sagt Laumann. Wie geht es jetzt im Amateurfußball weiter? Wird die Saison jetzt wieder abgebrochen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Corona Regeln: 2G im Amateurfußball – was bedeutet „2G“?

Die „2G“ stehen für „Geimpft“ und „Genesen“. Das heißt: Zugelassen sind nur Menschen, die entweder vollständig gegen Corona geimpft sind oder infiziert waren. „Getestet“ dagegen ist keine Option mehr – nur unter der 3G-Regel reicht ein Test für Ungeimpfte aus, um teilzunehmen oder mitzuspielen. Unter 2G ist das nicht möglich.

Wer ist von der neuen Corona-Regel betroffen?

Grundsätzlich alle, Aktive wie Zuschauerinnen und Zuschauer. Ausgenommen sind allerdings Kinder und Jugendliche bis zum Alter von einschließlich 15 Jahren.

In der Schutzverordnung heißt es, dass nur „immunisierte Personen“ die „gemeinsame Sportausübung (Wettkampf und Training) auf und in Sportstätten sowie außerhalb von Sportstätten im öffentlichen Raum sowohl im Amateursport als auch im Profisport“ besuchen oder daran teilnehmen dürfen – wobei für Profisportlerinnen und Sportler Ausnahmen gelten. Auch „der Besuch von Sportveranstaltungen als Zuschauerin oder Zuschauer“ ist nur für immunisierte Personen erlaubt.

Auf für Zuschauerinnen und Zuschauer gilt bald 2G – und an manchen Stellen natürlich weiter die Maskenpflicht auf dem Sportplatz.
Auf für Zuschauerinnen und Zuschauer gilt bald 2G – und an manchen Stellen natürlich weiter die Maskenpflicht auf dem Sportplatz. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Eine Ausnahme gilt auch für Personen, die sich nicht impfen lassen können: Für diese reicht ein aktuelles medizinisches Attest darüber sowie ein Test.

Ab wann gelten die neuen Regeln?

Ab Mittwoch, 24. November. Davon sind also bereits Spiele am Mittwochabend betroffen – zum Beispiel das Niederrheinpokalspiel ETB Schwarz-Weiß gegen RW Oberhausen oder die Partie im Hagener Kreispokal zwischen SC Obersprockhövel und TuS Ennepetal. Auch Trainingseinheiten, ob von Kreis- oder Oberligisten, am Mittwochabend dürfen nur von geimpften Spielerinnen und Spielern besucht werden.

Wie geht es jetzt für die Fußballverbände weiter?

Die Verbände hatten in jedem Fall Zeit, sich auf die Situation einzustellen – bereits vor einer Woche hatte Ministerpräsident Hendrik Wüst angekündigt, dass er die 2G-Regel im kompletten Freizeitbereich umsetzen will. Nachdem am Dienstag der Verordnungstext veröffentlicht wurde, werden kurzfristig Absprachen in den Fußballverbänden stattfinden; im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen etwa besprechen sich bereits am Dienstagabend Verbandspräsidium und Kreisvorsitzende.

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Eine Unterbrechung der Saison ist denkbar, aber nicht alternativlos. Bevor weitergespielt werden kann, gibt es allerdings einige dringende Fragen zu klären. Die Verbände müssen entscheiden, ob 2G im Amateurfußball umsetzbar ist – und wenn ja wie kurzfristig.

Was spricht für eine Unterbrechung der Saison?

Zunächst: Der sportliche Wettbewerb. Wenn ein Team plötzlich auf mehrere Spielerinnen oder Spieler verzichten muss, weil diese ungeimpft sind, ist das mit Blick auf die Pandemie-Bekämpfung und die zu hohe Zahl der Ungeimpften zwar vertretbar, verändert aber die Wettbewerbs-Grundlage, auf der die Saison gestartet wurde.

Dazu sind auch organisatorische Fragen offen: Etwa wer die Impf- und Genesenbescheinigungen kontrolliert. Ist der Trainer oder die Trainerin dafür verantwortlich, dass auch alle im Team wirklich geimpft sind? Oder das Schiedsrichtergespann, bei der Passkontrolle in der Kabine vor dem Spiel? Womöglich der Verband? Und wer haftet bei Fehlern, Verstößen und Tricksereien – ob beabsichtigt oder aus Versehen?

Was spricht dafür, dass weitergespielt wird?

Viel – denn Fußball spielen ist ja weiter erlaubt. Es wurde frühzeitig dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen. Immer wieder appellierten die Verbände, vor allem über die Sozialen Medien. „Ich denke, die allermeisten sind sich der Verantwortung bewusst, sich impfen zu lassen“, sagte Manfred Schnieders vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) unserer Redaktion im August. Eine hohe Impfquote galt immer als Garant dafür, dass der Spielbetrieb auch bei steigenden Zahlen weitergehen kann.

Viele Vereine berichten von hohen Impfquoten, von fast oder komplett durchgeimpften Mannschaften. Auch für diese den Spielbetrieb mit Rücksicht auf Ungeimpfte einzustellen, halten viele auch nicht für gerecht. Und dass die meisten Vereine organisatorische Fragen gut, kreativ und schnell lösen können, haben sie in den vergangenen 20 Monaten oft genug bewiesen – es galt ja eine Zeit lang auch 3G beim Training und beim Spiel.

Eine Saison-Fortsetzung wäre dazu auch ein Druckmittel bzw. ein Anreiz für Ungeimpfte, sich doch noch gegen Corona impfen zu lassen. (Das gälte allerdings für eine Saison-Unterbrechung mit der Ankündigung, im Februar unter 2G weiterzumachen – dann wäre genug Zeit für Erst- und Zweitimpfung).

Corona in NRW: Hier gibt es weitere Informationen

Ist Fußball an der frischen Luft überhaupt ein Infektionsrisiko?

Nach wie vor gibt es keinen Fall, bei dem eine Infektion auf dem Fußballplatz nachgewiesen ist, das betonen die Verantwortlichen immer wieder. Allerdings ist Fußball ja mehr als das, was auf dem Platz geschieht. Zuletzt gab es in den westfälischen Oberliga-Mannschaften TuS Haltern und TSG Sprockhövel Corona-Ausbrüche, mehrere Partien mussten abgesagt werden.

Ob sich jemand auf dem Platz angesteckt hat, ist dabei irrelevant – die Teams reisen ja zusammen im Mannschaftsbus, sitzen in der Kabine und in Besprechungen zusammen, stehen unter Dusche. Weiterzuspielen, aber gerade im Winter Duschen und Kabinen zu schließen, wäre unverantwortlich – deshalb hängt der Spielbetrieb unbedingt mit den Innenräumen zusammen.

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Von Thomas Dieckhoff und Maximilian Lazar