Wattenscheid. Alles gegeben, nichts gewonnen? Nein – aus dem Pokal-Aus der SG 09 gegen Verl lässt sich viel Gutes ziehen. Und die Baustellen sind zu sehen.
Es war die Szene, die das ganze Westfalenpokal-Spiel der SG Wattenscheid 09 gegen den SC Verl zusammenfasste: In der 72. Minute bekam Felix Casalino etwa 20 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball, wurde nicht richtig angegriffen, ging am Gegner vorbei und zog ab – platziert unten links, nur noch 1:2. Ein Wachmacher für die gut 800 Fans im Lohrheidestadion, die nochmal richtig aufdrehten. Ein bitteres Gegentor für den Drittligisten, der das Spiel wohl schon fast abgehakt hatte.
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Und ein schmerzhafter Moment für Casalino, der gar nicht groß jubelte, sondern zu Boden fiel, direkt behandelt und dann ausgewechselt wurde. „Ein klassischer Krampf“, meinte Casalino nachher, der von draußen zusehen musste, wie seine Kollegen alles nach vorne warfen, am Ende aber 1:3 unterlagen. „Es ist halt ärgerlich, dass das schon nach 70 Minuten kommt. Aber dann merkt man halt, dass wir in der Vorbereitung sind und noch keine 90 Minuten Vollgas gespielt haben und Verl da weiter ist.“
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Der Drittligist hat schon sieben Punkte aus drei Drittliga-Spielen geholt, für Wattenscheid geht es zwei Klassen tiefer in zehn Tagen in der Oberliga los. Nachvollziehbar, aber ärgerlich also, dass die Kräfte ausgingen. „Das ärgert mich sehr, weil es immer bitter ist, wenn der eigene Körper streikt“, so Casalino, „es wäre etwas drin gewesen. Ich finde, wir haben ein klasse Spiel gemacht.“
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Das fand auch Trainer Britscho, der seiner Mannschaft ein großes Kompliment machte. Er hatte vorher gesagt, dass er sich etwas ausrechne und hatte genauso mutig aufgestellt. Wattenscheid zeigte keine Angst vor den Profiteam aus Verl, hatte sich einiges vorgenommen. „Es war ein besonderes Spiel für jeden“, meinte Casalino, „aber das heißt nicht, dass man nervös ist. Wir haben routinierte Spieler, die uns Halt geben. Das war mehr Vorfreude und das zeigt sich genau in dieser Intensität, das war einfach geil.“
Umut Yildiz dreht bei seinem Debüt direkt wieder auf
Besonders Umut Yildiz drehte auf, verdiente sich seinen ersten Szenenapplaus schon nach wenigen Sekunden, wetzte auf links auf und ab, kämpfte, grätschte und stellte vor allem mit seinem Tempo und Dribblings die Verler vor Probleme. „Das Kapitel Wattenscheid ist noch nicht beendet“, hatte der Rückkehrer bei seiner Vorstellung gesagt – am Mittwochabend schien es, als wolle er möglichst schnell möglichst viel dranschreiben.
„Natürlich sind wir enttäuscht, aber wir haben eine gute Leistung gebracht, mannschaftlich Gas gegeben und das wollten alle sehen“, meinte Yildiz. „Wir haben versucht unser Spiel zu machen, auch wenn das ein Drittligist war. Das haben wir gut hinbekommen.“ Die Fans auf den Rängen sahen das genauso, belohnten den leidenschaftlichen Auftritt mit Applaus und Gesängen.
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Es wird klar, woran die Wattenscheider arbeiten müssen
„Das kriegt man unten mit und das nehmen wir an“, meinte Trainer Britscho nachher, der aber nach einer Niederlage natürlich etwas auszusetzen hatte: „Es sind drei taktische Undiszpliniertheiten , die bestraft werden.“ Um direkt das Positive zu suchen: „Vielleicht ist es gut, dass die jetzt noch so offengelegt werden.“ Und das knallhart.
Daran gilt es zu arbeiten, und am körperlichen natürlich – aber nimmt man den Mittwoch als Maßstab, dann kann man sich auf die Wattenscheider Auftritte in der kommenden Oberliga-Saison freuen. Denn der giftige, leidenschaftliche und nach vorne temporeiche Ansatz soll auch die Marschroute für die Meisterschaft sein.
Am Sonntag steht für die SG 09 die Generalprobe gegen den SV Hohenlimburg an, eine Woche später wartet endlich das erste Oberliga-Spiel gegen Meinerzhagen. Wer am Mittwoch im Stadion dabei war, wird sicher gerne wiederkommen.