Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 macht im Westfalenpokal gegen Drittligist Verl alles richtig – und wird ausgekontert. Mehr als 800 Fans feiern trotzdem.

Der SC Verl steht in der zweiten Runde des Fußball-Westfalenpokals, die SG Wattenscheid 09 ist raus – aber mit Applaus. Mehr als 800 Zuschauerinnen und Zuschauer applaudierten dem Oberligisten nach Abpfiff im Lohrheidestadion. 1:3 endete die Partie, Drittligist Verl löste seine Pflichtaufgabe ohne Glanz, aber eiskalt.

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„Ich bin zufrieden, dass wir weiter sind“, meinte Verl-Trainer Guerino Capretti. „Ein typisches Pokalspiel gegen eine Mannschaft, die unermüdlich läuft, da muss man erstmal gegen spielen. Ich hätte mir sicher hier und da mehr bessere, fußballerische Lösungen gewünscht, aber am Ende sind wir weiter und das ist das, worüber ich mich freue.“

SG Wattenscheid 09 mit stürmischem Start gegen den SC Verl

Man rechne sich trotz der zwei Klassen Unterschied realistisch etwas aus, hatte 09-Trainer Christian Britscho vorher gesagt und genauso selbstbewusst trat sein Team auf. Wattenscheid startete schon stürmisch, bekam nach nicht einmal zwanzig Sekunden die erste Ecke. Nach wilden zwei, drei Minuten sortierten sich die beiden Teams – und zwar auf Augenhöhe, teilweise mit Vorteilen für den Oberligisten.

Corboz traf zwar nach sieben Minuten für den in Rot angetretenen SC Verl, stand dabei aber klar im Abseits. Corboz war der einzige Spieler des Sportclubs, der auch Samstag beim 3:1 über Viktoria Köln in der Startelf stand. (Für Wattenscheid war es das erste Pflichtspiel seit exakt zehn Monaten.)

Frederik Wiebel von der SG Wattenscheid 09 im Westfalenpokalspiel gegen den SC Verl.
Frederik Wiebel von der SG Wattenscheid 09 im Westfalenpokalspiel gegen den SC Verl. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Verl hatte zwar mehr Ballbesitz, mühte sich aber mit dem Spielaufbau, weil Wattenscheid im Mittelfeld ganz dicht und nah an den Leuten stand, vor allem Verls zentralen Mittelfeldspieler Emanuel Mirchev aus dem Spiel nahm.

Wattenscheid macht viel richtig

Und dann machten die Wattenscheider viel richtig, was in so einem Pokalspiel richtig machen kann. Die Schwarz-Weißen waren mutig, suchten ihre Chancen, mit Fernschüssen, mit Dribblings, mit schnellen Pässen nach vorne. Szenenapplaus nach 13 Minuten für Roussel Ngankam, der von rechts mit einem Übersteiger an Schmeling vorbeiging, aber seinen Abschluss mit links direkt Torwart Brüseke traf – die beste Szene der ersten halben Stunde.

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Umso bitterer für den Außenseiter, was dann passierte: Wattenscheids Phil Britscho brach auf der linken Seite zur Grundlinie durch, seine Hereingabe erreichte aber keinen Mitspieler, sondern wurde abgeblockt und Verl schaltete einmal schnell in den Vorwärtsgang: Wattenscheid war aufgerückt, Schmitt hatte freie Bahn und überspielte die Verteidiger mit einem Steilpass auf Berlinski, der den Ball an 09-Keeper Staudt vorbeispitzelte und ins leere Tor schoss: 0:1 - der Drittligist kontert den Oberligisten aus (37.).

Casalino sorgt noch einmal für Hoffnung

Nach der Pause waren fünf Minuten gespielt, da traf Umut Yildiz für Wattenscheid das Außennetz. Das war aber nicht der Auftakt zum großen Sturmlauf: Nach einer knappen Stunde sorgte der gerade zuvor eingewechselte Mahir Saglik für das 0:2, verwandelte aus kurzer Distanz eine Hereingabe von Schmitt. Die Vorentscheidung? Jein.

Felix Casalino traf zwanzig Minuten mit einem Schuss ins linke Ecke für Wattenscheid zum Anschluss, blieb danach mit Krämpfen liegen, musste ausgewechselt werden. Ein Sinnbild. Die Schwarz-Weißen hatten alles in dieses Spiel gesteckt, steckten auch niemals auf. „Wir haben alles rausgefeuert“, meinte 09-Trainer Britscho. „Aber wir haben uns drei taktische Undiszipliniertheiten geleistet und die wurden voll bestraft.“

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Der Drittligist brachte die Führung aber mehr oder weniger abgezockt über die Zeit, auch wenn Kleine in der 90. Minute noch eine dicke Chance hatte, aber den Ball nicht richtig traf. Corboz machte in der Nachspielzeit den Deckel drauf. 3:1 für die Gäste: Verls Pflichtaufgabe erledigt – den Applaus bekam Wattenscheid 09.