Bochum. Simon Zoller ist in Topform beim VfL Bochum. Er rackert und rennt und trifft. Doch vor dem Spiel in Hannover bleibt der Stürmer auf dem Boden.

Viermal in Folge hat der VfL Bochum nun mit der gleichen Startelf agiert. Der VfL hat dreimal auf beeindruckende Art und Weise gewonnen, mit 3:1 in Hamburg, mit 5:0 und 3:0 gegen Düsseldorf und Paderborn. Hinzu kam eine starke erste Stunde und eine schwache halbe mit dem letztlich verdienten, aber überflüssigen 1:3 beim Spitzenreiter Kiel.

Nach dem 0:2 gegen Fürth nahm Trainer Thomas Reis Änderungen vor. Er setzte auf Armel Bella-Kotchap in der Innenverteidigung, auf die Offensivkräfte Danny Blum, Robert Zulj und Gerrit Holtmann hinter der Sturmspitze. Und die heißt seitdem Simon Zoller.

Bochums Simon Zoller organisiert das frühe Pressing

Letztlich ist es natürlich ein Mix aus Maßnahmen, die fruchten. Doch Zoller statt des anhaltend schwächelnden und auch nach Einwechslungen zurzeit unglücklich agierenden Silvere Ganvoula bzw. für seinen Ersatz Soma Novothny ganz nach vorne zu ziehen, ist die vielleicht entscheidende Maßnahme. Der 29-Jährige spielt so stark auf wie noch nie beim VfL, zu dem er im Januar 2019 vom 1. FC Köln gewechselt war.

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Er organisiert das für den Stil des VfL wesentliche, frühe Pressing. Die gegnerische Abwehrkette wird früh unter Druck gesetzt, kann ihr Spiel von hinten heraus nicht entfalten, wird zu Fehlern gezwungen oder zu langen Bällen. Gerade gegen potenziell spielstarke Gegner ist das der Schlüssel zum Erfolg.

Bochums Trainer Thomas Reis lobt seinen Stürmer Zoller

Zoller ist dabei der Anlauf-Anführer, was natürlich letztlich nur funktionieren kann, wenn seine Mitspieler auch entsprechend mitziehen. Er rennt, er rackert, er dirigiert. „Er macht es sehr gut“, lobt Trainer Thomas Reis seinen Offensiv-Anführer, der zugleich der erste Defensivmann auf dem Platz ist. „Seine Intensität ist enorm, gefühlt legt er auch mal vier, fünf Sprints nacheinander hin.“ Und obendrein „belohnt er sich mit Toren und Torvorlagen“.

Gegen Paderborn holte Zoller den Elfmeter zum 2:0 heraus, den Robert Zulj verwandelte. Das 3:0 erzielte er selbst, nach Pass des Gestalters. Die Doppel-Z, Zulj und Zoller, das passt zurzeit. Zulj kommt nach seinem Doppelpack gegen den SCP nun auf sieben Tore und zwei Assists. Zoller bringt es auf sechs Treffer und fünf Vorlagen – das bedeutet Rang drei in der Scorer-Liste der 2. Liga.

Zoller bleibt auch im Erfolg auf dem Teppich

Intern ist Zoller seit jeher ein Führungsspieler beim VfL, sein Wort hat Gewicht. Und er gibt auch die Richtung vor, die offenbar das Gros des Teams verinnerlicht hat: Nur nicht abheben jetzt, von Spiel zu Spiel denken. „Wir versuchen, unsere Punkte zu sammeln und machen es momentan sehr gut. Aber wir wissen immer noch, wo wir herkommen, und daher tut es uns momentan sehr gut“, sagte Zoller. Nach dem elften Spieltag der Vorsaison stand Bochum mit neun Punkten auf Rang 16. Jetzt sind es 20 Punkte und Rang drei. „Wenn man zum jetzigen Zeitpunkt oben steht, steht man da auch zu Recht“, ordnet „Zolli“, wie er gerufen wird, den derzeitigen Lauf sachlich ein.

Die nächsten Gegner im Duell: Hannover unterliegt Heidenheim mit 0:1

Worte, die Trainer Thomas Reis nur unterstreichen kann. Am Sonntag war er mit den Gedanken bereits beim Spiel in Hannover, einem weiteren potenziell spielstarken Gegner, was dem VfL eher nutzt als schadet. Die Niedersachsen allerdings hinken ihren hohen Erwartungen hinterher, verloren nach dem 1:0-Sieg in Hamburg nun in Heidenheim mit 0:1. Gegen Heidenheim spielt der VfL kommenden Freitag im Vonovia-Ruhrstadion, am Dienstag zuvor steigt das Duell in Hannover (jeweils 18.30 Uhr/Sky).

Im direkten Duell der nächsten beiden Gegner hat Reis „zwei unterschiedliche Halbzeiten“ gesehen: In der ersten dominierte Heidenheim, in der zweiten kam Hannover auf. Auch dank einer Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette, die dann wohl auch erste Wahl gegen Bochum sein dürfte. Indes: Im Abschluss hapert es bei 96. Ähnlich wie beim SC Paderborn, der ja auch in Bochum nach dem 0:3 noch zwei Hundertprozentige liegen ließ. Damit blieb der SCP zum dritten Mal ohne Treffer – und Bochum hielt auch dank der Reflexe von Torwart Manuel Riemann zum fünften Mal die Null. Bestwert in der 2. Liga.

Die aktuellen Topteams der Liga können diesmal allesamt dreifach punkten

Aktuell liegt Hannover, das am letzten Spieltag der Vorsaison sein letztes Heimspiel gegen den VfL mit 2:0 gewonnen hatte, sieben Punkte hinter dem VfL, der Platz drei festigte. Mehr nicht, denn die aktuellen Topteams haben am Wochenende ebenfalls gewonnen: Spitzenreiter Kiel in Regensburg (3:2), Verfolger Fürth in Sandhausen (3:0) und der Vierte und mit dem VfL punktgleiche HSV dank der zwei Treffer von Simon Terodde in Darmstadt (2:1). „Es ist sehr eng in der Liga“, kann sich Reis nur wiederholen.

Bis auf einen Patzer war Torwart Manuel Riemann wieder ein sicherer Rückhalt des VfL Bochum. In fünf von elf Spielen stand hinten die Null, das ist der Topwert in der 2. Liga.
Bis auf einen Patzer war Torwart Manuel Riemann wieder ein sicherer Rückhalt des VfL Bochum. In fünf von elf Spielen stand hinten die Null, das ist der Topwert in der 2. Liga. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Chibsah und Eisfeld sind die Kandidaten für die Position von Losilla

Er muss in Hannover seine Erfolgself ändern. Anthony Losilla ist gesperrt, der Kapitän sah gegen Paderborn seine fünfte Gelbe Karte. „Wir sind sehr breit aufgestellt, andere springen in die Bresche“, sagt Reis entspannt, der beim Training am Sonntag weiterhin nur auf die Langzeitverletzten Saulo Decarli und Tarsis Bonga verzichten musste.

Für Losilla könnte Raman Chibsah in die erste Elf rücken. Alternativ könnte Thomas Eisfeld beginnen. Beide wurden zuletzt eingewechselt. Auch Erhan Masovic, zudem als Innenverteidiger einsetzbar, kann auf der Sechs spielen. Den defensiveren Part der Doppelsechs übernimmt allerdings der seit Wochen ebenfalls in hervorragender Form auftrumpfende Robert Tesche, weshalb einiges für den für seine Aggressivität im Zweikampf stehenden Neuzugang Chibsah spricht.

Lars Holtkamp könnte im Winter ausgeliehen werden

Lars Holtkamp, auch ein Sechser, dürfte in den Kader rücken. Um mehr Spielpraxis zu bekommen, könnte der 19-Jährige im Winter ausgeliehen werden. Beim VfL hat das Talent aus dem eigenen Nachwuchs auf seiner Position gleich fünf Spieler vor sich.

Fest steht für Trainer Reis die Marschrichtung in Hannover: „Wir schauen auf uns und wollen auch in Hannover wieder unser Spiel durchziehen.“

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