Bochum. Der VfL Bochum trifft heute Abend auf Fortuna Düsseldorf. Sportchef Sebastian Schindzielorz spricht über die sportliche Lage un den Trainer.

Mit dem NRW-Duell zwischen dem zuletzt in Hamburg siegreichen VfL Bochum und dem dreimal in Serie unbesiegten Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf geht der neunte Spieltag der 2. Liga am Montagabend (20.30 Uhr/Vonovia-Ruhrstadion) zu Ende. Der VfL Bochum hat die Chance, mit einem Sieg auf Platz drei zu springen. Auch der zweite Rang ist zumindest in Reichweite. Der HSV hat ein um zwei Treffer besseres Torverhältnis. Vor dem Spiel äußerte sich Bochums Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz im WAZ-Interview zur bisherigen Saison, die Debatte um eine Neuverteilung des TV-Geldes, eine junge Innenverteidigung, Wintertransfers und zur Vertragssituation von Trainer Thomas Reis .

Der VfL stand nach acht Spieltagen auf Rang vier. Sind Sie zufrieden?

Sebastian Schindzielorz: Es ist noch nicht einmal ein Viertel der Saison gespielt. Wir können mit einigen Spielen zufrieden sein, wie zuletzt mit der Partie beim HSV. Es gab auch Spiele, mit denen wir nicht zufrieden waren. Wir setzen uns immer mit dem nächsten Spiel intensiv auseinander und nehmen dafür den Eindruck aus dem letzten Spiel mit. Diesen Weg gehen wir konsequent weiter.

Die Leistung in Hamburg war sehr stark. Ist das die neue Messlatte?

Schindzielorz: Das kann man so sagen. Wir haben in allen Spielphasen vieles gut gemacht. Außer in den ersten zehn Minuten war die Defensive stabil. Wir hatten eine gute Aggressivität gegen den Ball, ein gutes Umschaltverhalten und Positionsspiel. Wir benötigen jetzt mehr Konstanz, das ist die größte Herausforderung. Das trifft in der 2. Liga aber auf alle Vereine zu. Bisher hat nur Fürth in den letzten Wochen eine gewisse Grundstabilität in die Leistungen bekommen.

Jetzt geht es gegen die Fortuna....

Schindzielorz: Diese Partie hat sicherlich einen anderen Charakter als die in Hamburg, zumal es für uns ein Heimspiel ist. Der HSV agiert sehr offensiv und ballorientiert. Düsseldorf kommt eher über defensive Stabilität. Die Fortuna hat in den letzten drei Partien immer gepunktet, hat wirtschaftlich als Bundesliga-Absteiger andere Möglichkeiten als wir. Unser Ziel wird es sein, wieder ein gutes und erfolgreiches Spiel abzuliefern.

Dass die Fans fehlen, gilt grundsätzlich. In diesem NRW-Duell aber sind leere Ränge wohl besonders schmerzhaft.

Schindzielorz: Ich hatte schon in Hamburg das Gefühl: Dieses Spiel im ausverkauften Volksparkstadion, das wäre etwas ganz Besonderes. Das gilt jetzt auch für unser Heimspiel gegen Düsseldorf. Aber so bedauerlich das Fehlen unserer Fans ist, wir müssen die Gegebenheiten so annehmen und das Beste daraus machen.

Jedes Geisterheimspiel bedeutet auch finanziell Verluste. Auch wenn der Verein die Saison komplett ohne Zuschauer durchgeplant und abgesichert hat: Dieses Geld fehlt. Zur teilweisen Kompensation haben bei einigen Klubs die Profis auf Teile ihres Gehaltes verzichtet. Wie ist der Stand beim VfL Bochum?

Schindzielorz: Das besprechen wir intern und äußern es öffentlich, wenn es dazu Konkretes gibt. Wichtig ist in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation, dass wir alles auf den Prüfstand stellen und sehen, wo wir noch effektiver arbeiten, wo wir noch kreativer sein können, um Einnahmen zu generieren.

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Einen Mehrerlös für den VfL könnte es in Zukunft geben, wenn es eine Umverteilung der TV-Geld-Erlöse geben würde. Nach einem laut Medienberichten von 14 Klubs aus der ersten und vor allem zweiten Bundesliga unterzeichneten Positionspapier würde der sportliche Erfolg als fast ausschließliches Kriterium deutlich abgeschwächt, das Geld gleichmäßiger verteilt werden. Davon würden die Zweitligisten profitieren. Darüber wird seit Monaten diskutiert und gestritten. Im Dezember entscheidet das DFL-Präsidium. Welche Position nimmt der VfL ein – unterstützt Bochum das besagte Positionspapier

Schindzielorz: Für uns ist es sehr wichtig, dass die Solidarität zwischen 36 Klubs bestehen bleibt, speziell zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga, die es in Europa in dieser Form nur noch in Deutschland gibt. Wir sind der festen Überzeugung, dass es für den deutschen Fußball wichtig ist, dass es keine G10, G14 oder G18 gibt, sondern eine G36. Diese Solidarität ist ein ganz wichtiger Punkt. Der VfL Bochum ist traditionell sehr meinungsstark, wir sind in vielen Arbeitskreisen vertreten. Die Diskussion über die TV-Geld-Verteilung muss intern zwischen allen Vereinen intensiv geführt werden und muss auch intern bleiben. Dabei darf es keine Grüppchenbildung geben. Wir haben Vertrauen in das demokratisch gewählte DFL-Präsidium, am Ende eine gute Lösung für alle zu finden.

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Transfers sind auch eine wesentliche Geldquelle. Sind Abgänge oder sogar Zugänge im Winter geplant

Schindzielorz: Wir haben eine gute Kadergröße, gute Variationsmöglichkeiten auf allen Positionen. Auch die Wintertransferperiode ist diesmal sehr speziell, da es keine Spielpause gibt. Das erschwert die Integration neuer Spieler. Zudem müssen wir immer die wirtschaftliche Lage im Blick haben. Stand jetzt gehe ich davon aus, dass auf der Zugangsseite wenig passieren wird. Wir warten aber ab, wie die Spiele im Dezember laufen, ob es größere Verletzungen gibt. Wir behalten den Markt im Auge. Denkbar ist es, dass wir den einen oder anderen Spieler verleihen, um ihm die Chance auf mehr Einsatzzeiten zu geben. Grundsätzlich aber denke ich, dass der Transferwinter aufgrund der Corona-Krise und ihrer wirtschaftlichen Folgen für alle Klubs relativ ruhig verlaufen wird.

Mit Manuel Riemann und Cristian Gamboa haben zwei Stammspieler ihre Verträge während der laufenden Saison verlängert. Das Gros des Teams steht über den Sommer hinaus unter Vertrag. Der Kontrakt von Trainer Thomas Reis läuft im Sommer aus. Wann sind konkrete Gespräche über eine Verlängerung geplant?

Schindzielorz: Wir haben noch kein Zeitfenster definiert. Ich stehe in ständigem Austausch mit Thomas Reis. Wir haben nun über einen längeren Zeitraum insgesamt ordentlich gespielt und gepunktet. Thomas Reis hat viele schwierige Situationen gut gemeistert, aber auch die Gruppe als Team. Priorität haben aber jetzt die kommenden Spiele. Allein bis Weihnachten haben wir sechs Pflichtspiele zu bestreiten. An allen anderen Dingen arbeiten wir im Hintergrund.

Aber wäre eine Vertragsverlängerung mit dem Trainer nicht auch ein Vertrauensbeweis und ein Signal an die Mannschaft? Kontinuität und Konstanz sind ja Schlüsselwörter, mit denen der VfL gerne argumentiert.

Schindzielorz: Wir sind in der Tat der festen Überzeugung, dass Stabilität durch Kontinuität auf Schlüsselpositionen entsteht. Wir diskutieren dies ständig auch in allen Gremien. Dabei müssen wir gerade in den unsicheren Zeiten aufgrund der Corona-Pandemie strategisch und perspektivisch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer im Blick haben. Aktuell liegt der Fokus auf dem Sport, es geht in der Liga und im Pokal Schlag auf Schlag.

Und in der Liga, in Hamburg, spielten erstmals Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap zusammen in der Innenverteidigung. Zwei junge Spieler, die aus dem eigenen Talentwerk stammen und ebenfalls noch länger vertraglich gebunden sind. Das dürfte Sie besonders freuen.

Schindzielorz: Das ist für den VfL Bochum eine super Geschichte, eine gute Konstellation für den Verein. Wichtig ist dabei aber auch, dass wir mit Vasilios Lampropoupolos, mit den Außenverteidigern Cristian Gamboa und Danilo Soares erfahrene Spieler haben, die die Jungen auch führen, echte Vorbilder sind. Insgesamt haben wir so in der Viererkette eine gewisse Stabilität, die Zusammenstellung passt. Auch deshalb haben wir die Verträge mit Cristian Gamboa und Manuel Riemann verlängert, stehen alle längerfristig bei uns unter Vertrag. Um erfolgreich zu sein, benötigt man eine gute Defensive.

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