Bochum. Beim 3:1 des VfL Bochum in Hamburg passte fast alles. Auch die Wechsel saßen. Dennoch könnte sich die Startelf gegen Düsseldorf ändern.

Einfach mal genießen. Das war der Tenor in den sozialen Medien, bei Mitgliedern, Fans, Kritikern und auch den Hauptdarstellern des VfL Bochum gleichermaßen. Den starken Auftritt beim 3:1-Sieg in Hamburg werden etliche Profis jedenfalls so schnell nicht vergessen. Dazu zählen in Raman Chibsah und Herbert Bockhorn auch zwei eingewechselte Spieler an einem Sonntag, an dem fast alles passte: taktisch, läuferisch, fußballerisch. Ein paar passende Zahlen nach dem Triumph beim HSV .

3: Die Wechsel passen

Drei Wechsel nahm Trainer Thomas Reis vor, nachdem sein Kollege mit einem erstaunlichen Wechsel zuvor diesmal kein Glück hatte. Daniel Thioune brachte nach 68 Minuten gleich vier neue Kräfte auf einmal. Bochum setzte sich in der Phase danach mit 2:0 durch. Reis’ Joker indes stachen.

1: Raman Chibsah erzielt sein erstes VfL-Tor – Tesche verletzt

Raman Chibsah wurde nach 80 Minuten eingewechselt. Der weit gereiste Mittelfeldspieler hatte seinen Startelf-Platz der Vorwochen an Robert Tesche verloren, und Tesche zeigte als Stabilisator, Mitgestalter und zweifacher Torvorbereiter – er holte den Elfmeter zum 1:0 heraus und bediente Danny Blum vor dessen Traumschuss ins Glück mustergültig – eine starke Leistung. Die schlechte Nachricht: Tesche verließ den Platz notgedrungen, Reis wechselte ihn wegen Knieproblemen aus. Ein MRT soll Aufschluss geben, eine Diagnose liegt noch nicht vor. Möglich, dass Tesche beim nächsten Spiel gegen Düsseldorf ausfällt.

Sein potenzieller Ersatz käme mit frischem Selbstvertrauen ins Spiel. Raman Chibsah war kaum in der Partie, als er mit viel Willenskraft den Ball zum 3:1 über die Linie bracht. Vierter VfL-Einsatz, erster Treffer. „Es war ein super Gefühl, mein erstes Tor für den VfL zu erzielen“, sagte er hinterher. „Ich hoffe, dass es jetzt so weitergeht. Es war ein perfektes Spiel von uns heute. Jetzt müssen wir dieses Auftreten und die Einstellung beibehalten.“

Silvere Ganvoula zum vierten Mal nur Joker

Bedient wurde Chibsah von Silvere Ganvoula , der die Flanke des überragenden Robert Zulj dank seiner Statur per Kopf ablegen konnte – das schafft auch nicht jeder in Liga zwei. In dieser Szene zeigte Ganvoula seinen Wert als körperlich robuster Stürmer. In anderen, bei einem verhaspelten Konter etwa, war er keine Hilfe. Allerdings war er auch erst am Samstag von der Länderspielreise zurückgekehrt, blieb beim Anpfiff zum vierten Mal in Folge zunächst auf der Bank.

Fand nach nervösem Beginn ins Spiel: Armel Bella-Kotchap, hier gegen Tim Leibold vom HSV. Dem 18-Jährigen Bochumer gehört die Zukunft.
Fand nach nervösem Beginn ins Spiel: Armel Bella-Kotchap, hier gegen Tim Leibold vom HSV. Dem 18-Jährigen Bochumer gehört die Zukunft. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto

Im vierten Anlauf kein Treffer von Zoller

Da Simon Zoller, bisher als offensiver Flügelmann eingesetzt, im Auge des Sturms überzeugte, dürfte Ganvoula vorerst weiterhin nur die Jokerrolle bleiben. Einzig ein Torerfolg blieb Zoller, der zuvor in allen drei Auswärtspartien getroffen hatte, diesmal verwehrt. In Halbzeit eins scheiterte er ebenso an Sven Ulreich wie in Durchgang zwei, als Ulreich seinen Schuss grandios an den Pfosten lenkte.

Nach 15 Monaten: Erster Einsatz für Bockhorn

15 Monate hatte Herbert Bockhorn kein Pflichtspiel mehr bestritten, im August 2019 lief er noch für Huddersfield Town im Pokal auf. Der Sommer-Neuzugang des VfL, der sich in der Vorbereitung einen Innenband-Teileriss zugezogen hatte und jetzt den Anschluss geschafft hat, kam nach 85 Minuten für Danny Blum und feierte damit seine Zweitliga-Premiere im Trikot des VfL. Geholt worden ist er als Rechtsverteidiger. Reis betont aber, dass er „die ganze Linie spielen kann“.

In den wenigen Minuten knüpfte Bockhorn mit Geschwindigkeit, guter Balleroberung und Ballbehauptung nahtlos an seine Leistung beim Testspiel in Köln an. „Er hat viel im Training gearbeitet, einen positiven Eindruck gemacht“, erklärte Reis. „Er hat Tempo, ist unangenehm in den Zweikämpfen, auch offensiv“, nennt er einige Vorzüge des 26-Jährigen. Bockhorn war überglücklich: „Das Debüt hat sich super angefühlt“, meinte er. Sein leistungsbezogener Vertrag gilt ein Jahr mit der Option für den VfL auf ein weiteres Jahr.

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246 Tage ohne Treffer: Blum überzeugt als Schütze und Zweikämpfer

246 Tage hatte Danny Blum kein Tor mehr erzielt, zuletzt traf er am 1. März gegen Sandhausen. Und dann glückte dem lange Zeit an der Wade verletzten Offensivmann dieser Chipp der Marke Tor des Monats. „Wenn er den so wollte – Respekt“, sagte Robert Zulj. Denn Blum wollte ihn so, auch wenn er sinngemäß einräumte, dass ein bisschen Glück halt immer auch dazu gehört. Mit Blum jedenfalls ist gegen Fortuna Düsseldorf erneut zu rechnen - als schneller Rechtsaußen. Und, das ist neu, als defensivstarker Zweikämpfer. In Hamburg attackierte Blum leidenschaftlich aggressiv - wissend, dass eine harte Gangart den Hamburgern nicht schmecken würde, wie er hinterher erklärte.

Nach drei Spielen Pause: Holtmann meldet sich zurück

270 Minuten oder drei Spiele in Serie hatte Holtmann keine Sekunde mitwirken dürfen. Jetzt zeigte der schnelle Linksfuß, dass Trainer Reis (wieder) auf ihn zählen kann. Noch ist das Zusammenspiel mit Danilo Soares zwar nicht perfekt. Sind die beiden eingespielt(er), hat der VfL eine bärenstarke linke Seite mit viel Tempo, Zug, gehobener Zweitliga-Klasse.

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Fast ein Jahr ohne Startelf-Einsatz: Bella-Kotchap kämpft sich zurück

26 Pflichtspiele oder fast ein Jahr zählte Armel Bella-Kotchap nicht zur Startelf des VfL. Sein international hervorragender Ruf rührt vor allem von seiner Leistung im DFB-Pokal gegen den FC Bayern mit Robert Lewandowski und Co. im Oktober 2019. In Hamburg ersetzte er Vasilios Lampropoulos. Der 18-Jährige begann nervös, mit Wacklern. Bella-Kotchap aber steigerte sich. „Er hat sich nach den ersten zehn Minuten sehr gut gefangen, Respekt. Er hat es dann sehr gut gemacht, stabil gespielt“, lobte Trainer Reis. „Mit mehr Spielpraxis könnte der Hochbegabte mit dem hohen Tempo und dem starken Körper, der bis 2024 an den VfL gebunden ist, seinen Stellen- und Marktwert weiter steigern.

Weiter geht es gegen Fortuna Düsseldorf

Bis zum Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am kommenden Montag, 30. November, im Vonovia-Ruhrstadion (20.30 Uhr) hat der VfL nun die längste Trainingsphase in diesem Jahr vor sich. „Wir können den Sieg in Hamburg jetzt kurz genießen“, sagt Trainer Thomas Reis. „Aber ich bin gedanklich schon beim nächsten Spiel. Fußball ist sehr schnelllebig. Wir müssen sehen, dass keine Selbstzufriedenheit aufkommt“, sagt der Coach vor der ersten Einheit der Woche am Dienstag. Grundsätzlich, so Reis, hätte es die HSV-Elf „verdient, auch gegen Düsseldorf zu spielen“.