Auf dem Platz kennt er keine Verwandten, abseits des Rasens sorgt er für Stimmung. Cristian Gamboa über seine Ziele und eine tiefe Freundschaft.


Bochum.
Cristian Gamboa beeindruckt. Seit 15 Monaten lebt der Rechtsverteidiger des
VfL Bochum
in Deutschland, in Bochum. Interviews führt er komplett auf deutsch. Problemlos und von ein paar fehlenden Wörtern im Vokabular abgesehen: fließend. Spanisch ist seine Muttersprache, englisch kann er perfekt, ein bisschen norwegisch, nun auch: deutsch. Drei Monate hatte er zu Beginn einen Sprachlehrer. In der Kabine, beim Training spricht er nur deutsch. Er lernt immer weiter dazu.

Auf dem Platz aber kennt er nur die eine Sprache: „Ich will immer gewinnen.“


Cristian Gamboa,
der Mann mit den zwei Gesichtern. Auf dem Rasen ein unbarmherziger Kämpfer, „da kenne ich nichts“, sagt er. Vor einem Spiel, einem Training und danach: ein offenbar stets gut gelaunter Typ, der diese gute Laune ausstrahlt, andere mitnimmt, immer für einen Scherz zu haben ist (wenn er nicht gerade verloren hat). Ein Charakter wie geschaffen für einen Mannschaftssport.


Seinen Vertrag hat der 31-Jährige vor einer Woche verlängert, und das Video der Abteilung social media des VfL Bochum hat dies passend zu ihm inszeniert.
Danilo Soares
spielt den Weihnachtsmann. Cristian Gamboa packt sein Vertrags-Päckchen aus. „Hohoho“, ruft Gamboa noch. Man lacht automatisch mit.

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Und überhaupt,
Soares und Gamboa:
Auch dieses Duo passt zusammen, wie man es kaum besser erfinden könnte, nicht nur im VfL-Weihnachtsmärchen.

Auf dem Platz gibt Cristian Gamboa immer alles. In Hamburg zeigte er seine bisher beste Saisonleistung.
Auf dem Platz gibt Cristian Gamboa immer alles. In Hamburg zeigte er seine bisher beste Saisonleistung. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Unbekannt


„Danilo ist wie mein Bruder, ein super Freund, alles“, sprudelt es aus Gamboa heraus. „Und er ist ein sehr guter Fußballer.“ Danilo ist Außenverteidiger. Wie Gamboa: Der Brasilianer spielt links, der Costa Ricaner rechts. Danilo Soares hat eine Familie, die sich in Bochum wohlfühlt. Er hat seinen Vertrag im Sommer verlängert um vier Jahre. Cristian Gamboa hat eine Familie, die mit der von Soares befreundet ist. „Wir machen viel zusammen“, erzählt der Ehemann von Melissa und Vater von Julian (4 Jahre) und Felipe (7). Und diese Freundschaft hat ihm die Entscheidung noch einfacher gemacht, den Kontrakt beim
VfL Bochum
zu verlängern um zwei Jahre. „Ich musste nicht lange überlegen.“

Gamboa weiß auch die Vorzüge von Bochum, von Deutschland einzuordnen, sie zu schätzen. „Man hat hier alles“, sagt der Fußballprofi, der bis 2010 in seiner Heimat Costa Rica spielte und dann in Dänemark (FC Kopenhagen), Norwegen (Rosenborg Trondheim), England (West Brom) und Schottland (Celitc Glasgow).

Corona Pandemie in Costa Rica dramatisch

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Beispiel Corona-Pandemie: In seiner Heimat
Costa Rica
ist die Lage deutlich dramatischer als hierzulande, sind die Kliniken überfüllt, gibt es keine Beatmungsgeräte, erzählt der 79-malige Nationalspieler und zweimalige WM-Teilnehmer, der mit seinem Land im kommenden Jahr noch einmal in der Qualifikation um seine dritte WM-Teilnahme kämpfen will.


Auch dass er als Profi seinen Sport aktuell weitertreiben kann, sei ein Privileg, für das er schlicht dankbar ist. Nicht nur deshalb gibt er Vollgas, in jedem Training, im Spiel, das war schon immer so. Gamboa lacht: Auf dem Rasen kennt er keine Freunde, sagt er sinngemäß. Bissig, aggressiv in den Zweikämpfen, immer gewillt, einen Schritt mehr zu tun, mitunter vielleicht sogar einen zu viel, so kennt man ihn, seit er Ende August 2019 von
Celtic Glasgow
nach Bochum wechselte.

Mit Herbert Bockhorn holt ein neuer Konkurrent zurzeit auf


Nach ein paar sportlichen, taktisch bedingten Anlaufproblemen hat er sich schnell einen Stammplatz erkämpft. Gamboa ist als Rechtsverteidiger unumstritten, zumal lange Zeit auch ernsthafte Konkurrenz fehlte. Die allerdings bahnt sich an:
Herbert Bockhorn
holt zurzeit mächtig auf. Zum Glück, sagt Gamboa, das sei gut für alle, auch für ihn. „Das kann jeden nur besser machen.“


Mehr Flankenläufe, bessere Flanken und Pässe ins Zentrum, das verlangte Trainer Thomas Reis zuletzt von seinem willensstarken Rechtsverteidiger.
Beim Hamburger SV zeigte Gamboa - wie die Mannschaft insgesamt - seine beste Saisonleistung.
„Wir haben eine gute Mannschaft“, sagt der 31-Jährige. „Wir können es besser machen als letzte Saison.“ Nach dem 3:1-Triumph ist Bochum Vierter. „Wir wollen mehr. Ich gucke immer nach oben“, sagt er zu seinen Saisonzielen. Das Wort Aufstieg verkneift er sich an dieser Stelle. Dazu hat sein Freund
Danilo Soares
ja auch schon alles gesagt….


Zunächst geht es weiter gegen Düsseldorf am Montag, den nächsten harten Gegner, meint Gamboa. „Das wird ein anderes Spiel. Hamburg spielt sehr offensiv, mit Dreierkette. Düsseldorf agiert defensiver“, sagt Gamboa. „Aber ich habe immer eines im Kopf: Ich will die drei Punkte holen. Egal wie.“