Bochum. Die Peinlichkeit von Schalke zeigt Wirkung und verändert beim VfL Bochum sogar die Sprache des Cheftrainers. Bislang war Marcel Koller nicht für eine drastische, bildhafte Rhetorik bekannt, aber das hat sich mit dem 0:3-Debakel schlagartig geändert.

Die Lage ist bereits nach dem zweiten Spieltag dermaßen ernst, dass jetzt die „Eier” in die Hand und die „Finger aus dem A . . .” genommen werden müssen. Sagt er. Und er sagt auch, dass er eigentlich genug gesagt hat. „Ich kann denen zwar mit dem Schweißbrenner einen heißen Hintern in der Kabine machen, aber sie müssen es auf dem Platz zeigen.”

Eine brisante Entwicklung. Bislang hat Koller auch in der größten Bedrängnis Haltung bewahrt, hat heruntergespielt und verharmlost und sich damit oft genug selbst der Kritik preisgegeben. Die Mannschaft blieb stets im windgeschützten Winkel, seine moderaten und von vielen als langweilig empfundenen Appelle klangen zudem immer nach wir. Jetzt aber klingt Koller zumindest teilweise anders. Seine Geduld scheint sich zu erschöpfen, geredet, meint er, hat er genug, nun seien die Spieler an der Reihe, den „Mut, von dem wir sprechen, zu beweisen”. Aber Koller wäre nicht Koller, gäbe es da nicht auch etwas Positives: „Sie können das, auch wenn sie unter Druck stehen.” Und das tun sie.

Grundsätzlich also glaubt er an die Qualitäten seiner Spieler, dennoch wird deren Luft rauher. Der VfL-Trainer wird nicht nur gezwungenermaßen Veränderungen vornehmen. Einsatz, Elan, Begeisterung will er sehen im Training und sich das Verhalten der Profis „diese Woche genau anschauen”.

Vermutlich werden am Sonntag im Heimspiel gegen Hertha BSC wieder zwei „Sechser” auf dem Platz stehen. Nach sechs Gegentoren in nur zwei Spielen eine nachvollziehbare Maßnahme. Ob Andreas Johansson, für den das Abenteuer Deutschland auf der Tribüne begonnen hat, eine Chance neben Daniel Imhof bekommt oder der noch nicht in Schwung gekommene Christoph Dabrowski, der diese Rolle in der Vergangenheit stets gut ausfüllen konnte und dabei sogar Torgefahr ausstrahlte, ist die Frage. Außerdem scheint Marcel Koller mit dem Einsatz von Philipp Bönig zu liebäugeln. Der gebürtige Bayer, in Bochum so eine Art Stehaufmännchen, galt in der vergangenen Saison nach Christian Fuchs' schwerer Knieverletzung zwar als Notnagel, war aber aufgrund seines nimmermüden Einsatzes maßgeblich am glücklichen Ausgang des Unternehmens Klassenerhalt beteiligt. Dagegen hat Fuchs, dessen Offensivpotenzial deutlich höher anzusiedeln als Bönigs, noch nicht zu seiner Form zurückgefunden.

Sollte Mergim Mavraj, der gestern Nachmittag wieder mit dem Ball arbeiten durfte, am Sonntag zur Verfügung stehen, wird er für den verletzten Marcel Maltritz an Anthar Yahias Seite verteidigen, vermutlich gemeinsam mit Matias Concha, der nach guter Vorbereitung gelinde gesagt erstaunt war, beim Saisonstart nicht spielen zu dürfen.

Der kommende Gegner hat übrigens bislang noch keine Rolle gespielt in den Betrachtungen der Bochumer. Man hatte schließlich nach Schalke mit sich selbst genug zu tun.