Bochum Wiedergutmachung wollte man betreiben beim VfL Bochum, die negative Stimmung mit einem guten Start in die Bundesliga-Saison und engagiertem Fußball umwandeln. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Im Interview stellt sich VfL-Sportvorstand Thomas Ernst.
Die Fans sollten wieder hinter der Mannschaft stehen. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten. Nie in den letzten Jahren war die Stimmung nach so kurzer Zeit so schlecht. Bereits jetzt, vor dem dritten Spieltag, ist der Druck immens. VfL-Sportvorstand Thomas Ernst schilderte WAZ-Redakteur Michael Eckardt seine Sicht der Dinge.
Wie bewerten Sie die Spiele gegen Mönchengladbach und auf Schalke, also den Beginn der Aktion Wiedergutmachung?
Thomas Ernst: Das ist uns mächtig misslungen bzw. das hat die Mannschaft torpediert. Dafür habe ich keinerlei Verständnis. Mit den Erklärungsversuchen, die bisher zu hören waren, bin ich nicht einverstanden. Es ist schon außergewöhnlich, was in drei von vier Halbzeiten passiert ist. Und ich mache auch kein Hehl daraus, dass ich mega-enttäuscht bin.
Nun hat es nach dem 0:3 auf Schalke eine zweistündige Aussprache gegeben. Waren Sie dabei?
Ernst: Nein, Mannschaft und Trainer waren unter sich. Ich finde, dass das kein schlechter Ansatz war, weil sie ihn ja auch im Regen haben stehen lassen.
Wenn sie mit den bisherigen Erklärungsversuchen nicht einverstanden sind, wie wäre es damit? Die Mannschaft hätte mehr frisches Blut gebraucht, junge, neue Leute, die vielleicht die Hierarchie in Frage stellen und mit ihrem Ehrgeiz den Alltagstrott durchbrechen.
Ernst: Dagegen kann man einwenden, dass wir ein Jahr zuvor den Gegenentwurf hatten mit fünf, sechs Neuzugängen. Außerdem ist ja tatsächlich immer alles im Fluss, und in der Regel ist es ein Vorteil, wenn man gegenseitig seine Stärken und Schwächen kennt und eingespielt ist.
Anderes Thema. Nicht wenige Menschen, die dem VfL verbunden sind, hätten sich einen fünften Stürmer gewünscht. Ist die Mannschaft vorne nicht ein bisschen schwach auf der Brust?
Ernst: Wir sind im Sturm qualitativ gut und, wie auch auf anderen Positionen, doppelt besetzt. Wenn es eng wird, kann man Roman Prokoph oder Mirkan Aydin hochziehen, die heiß sind und sich bestimmt den Arsch aufreißen werden.
Heißt das im Klartext, dass bis zum Ablauf der Transferperiode Ende August kein weiterer Stürmer verpflichtet wird?
Ernst: Wir schauen uns natürlich um, aber was soll ich jetzt einen 30-Jährigen dazuholen, der nur den Kader auffüllt. Da verspreche ich mir von den Jungen aus den eigenen Reihen mehr. Außerdem besteht immer noch die Möglichkeit, im Winter nachzulegen.
Was wünschen Sie sich im Spiel gegen Hertha BSC von der Mannschaft?
Ernst: Dass sie auch als solche auftritt und Leidenschaft zeigt. Wenn wir alles geben was wir haben, haben wir eine konkurrenzfähige Mannschaft, aber nur dann. Schöner Fußball ist mir in so einer Situation scheißegal. Wenn man den Anspruch hat ein Leistungssportler zu sein, muss jetzt zwangsläufig eine Reaktion kommen.