Bochum. VfL-Trainer Marcel Koller versucht, seine Spieler auf Kurs zu bringen. Gegen Hertha BSC Berlin am Sonntag geht es auch um die Stimmung im Stadion.
Sagen wir es mal in der Sprache des Ex-Kanzlers: Das Timing beim VfL Bochum zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC war suboptimal. Gerade erst hatte Marcel Koller als Konsequenz bislang erschreckender Energielosigkeit fast bittend „einmal Leidenschaft und Begeisterung über 90 Minuten” von seinen Spielern eingefordert, da dröhnte es aus den Boxen: „An Leidenschaft hat's nie gefehlt.” Hans-Werner Olm, Comedian mit musikalischen Ambitionen, hat in einer Zeit offenbar allzu großzügig bemessener Muße seinem Lieblingsklub vier Lieder hinter die Ohren geschrieben und das Ganze auch noch hintersinnig „Power im Revier” genannt. Serviert wurde dieser schunkelige Musikantenstadl just in dem Moment, in dem die Stimmung rund um die Castroper Straße auf dem Gefrierpunkt angekommen ist.
Ach ja, Olm, für den Fußball, welch' Banalität, letztlich auch „nur ein Spiel” ist, besingt gerne das „blau-weiße Kuschelnest für 30 000 Fans” und meint damit das rewirpower- vormals Ruhrstadion. 54 ist der Scherzkeks inzwischen, lebt, kein Witz, in Berlin und war wohl schon länger nicht mehr in Bochum, wenn dort der unergründliche Ball, nun ja, bewegt wurde. Vielleicht hätte er deshalb besser Marcel Koller oder den derzeit verletzten Kapitän Marcel Maltritz nach ihrer Meinung zu dem Begriff „Kuschelnest” fragen sollen. „Koller raus” ist ein längst ausgesprochen beliebter Slogan in dem behaglichen Rund, wo ein Jeder sich einfach sofort wohlfühlen muss.
Aber vielleicht hat der Comedian uns alle auch nur ganz fürchterlich auf die Schüppe genommen – in bester Satiriker-Manier.
Wofür Koller, der Bochumer Vorstand, der Aufsichtsrat und die Mannschaft, also praktisch alle, die derzeit massiver Kritik ausgesetzt sind, keinen Sinn haben dürften. Noch so ein erbärmlicher Auftritt wie beim Nachbarn Schalke, dann wird es erst ganz laut im „Kuschelnest” und dann ganz leise – weil keiner mehr kommt.
Die Erinnerung an den letzten Besuch der Berliner in Bochum macht auch nicht gerade Mut, denn der damalige Spielverlauf nahm bereits vorweg, was momentan offenbar im Trend liegt beim VfL. Die Gegentore, drei an der Zahl, fielen wie reife Früchte, und als die Gastgeber endlich anfingen mitzumachen, war es bereits zu spät.
Aber vielleicht kommt's ja diesmal anders. „Wir müssen aufhören, wie Jungs Fußball zu spielen”, hat Anthar Yahia, der algerische Nationalspieler, gesagt. Man weiß, was gemeint ist. Andererseits: Ein bisschen jugendlicher Elan würde Bochum gewiss nicht schaden.