Mülheim. Im Lockdown musste sich der SV Nord umstellen. Freude gab es über eine Netflix-Serie und ein neues Nachwuchsteam, Gefahren aber auch.
Etliche Top-100-Schachspieler aus aller Welt spielen in der Bundesliga. Der SV Mülheim-Nord zählt zu den zehn besten Mannschaften. Das sind allerdings die aktuellen Zahlen und Fakten zur Lichess-Bundesliga.
Während die Spiele am Brett — auch hier tritt der SVN in der Ersten Liga an — nur noch bei einigen internationalen Turnieren und unter höchsten Hygienevorschriften gestattet sind, hat sich im vergangenen Jahr die neue Online-Bundesliga entwickelt.
Regelmäßig dabei ist der SV Nord, angeführt vom mehrfachen deutschen Meister Daniel Fridman und dem Vereins-Urgestein Daniel Hausrath. Schach lebt also im Internet weiter.
SV Mülheim-Nord sieht auch die Gefahr des Online-Schach
Natürlich freuen sich die Vorstandsmitglieder des SV Nord auch über die Erfolge im Online-Spiel und darüber, dass der Sport in anderer Form weiter betrieben werden kann, aber so ganz wohl ist ihnen dabei nicht.
„Es ist uns bewusst, dass dies auch eine gewisse Gefahr für den Verein darstellt. Bisher waren wir immer froh, wenn insbesondere Jugendliche zu uns in den Verein gekommen und nicht ins anonyme Internet abgetaucht sind. Da wir aber den Sport auch in der Corona-Zeit anbieten wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als selbst Turniere und Training online durchzuführen sowie attraktive Schachformen anzubieten“, sagt Dieter Klein.
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Das Vorstandsmitglied weiter: „Noch sind wir sehr zuversichtlich, dass unsere Mitglieder den persönlichen Kontakt im Schachspiel vermissen und sobald wie möglich an den Spieltagen wieder im Schachzentrum erscheinen werden. Auf unsere älteren Mitglieder trifft das jedenfalls garantiert zu!“
Netflix-Serie "Das Damengambit" pusht die Schachszene
Glück im Unglück: Durch eine Netflix-Serie ist das Interesse am Schachspiel in der Corona-Krise gestiegen. „Das Damengambit“ feiert weltweit Quotenrekorde. Das Publikum schaut dabei gebannt dem Aufstieg eines amerikanischen Waisenmädchens bis hin zur Weltklassespielerin zu.
In vielen Ländern wurden so viele Schachbretter und -figuren sowie Anfängerliteratur wie selten zuvor verkauft. Also gibt es derzeit auch ein großes Interesse an Schach in der klassischen, analogen Variante. Die SVN-Verantwortlichen hoffen, dass dieser Boom noch weiter anhalten und den Schachvereinen nach der Überwindung der Pandemie zugutekommen wird.
Daniel Hausrath kennt sich aus mit Online-Training
Der erfolgreiche Mülheimer Verein setzt während der Lockdown-Phase auf ein vielfältiges Onlineprogramm. Großmeister und Bundesligaspieler Daniel Hausrath erteilt das Training für Erwachsene und Jugendliche mittlerweile ausschließlich online.
Für den Coach nichts Ungewöhnliches, trainiert er doch Schüler, die weiter entfernt leben, seit Jahren via Internet. Viele Kinder und Jugendliche betraten da aber im vergangenen Jahr Neuland.
SV Nord gründet eigenes U12 Team
„In der ersten Lockdown-Phase gab es noch hin und wieder Probleme — zum Beispiel durch den kleinen, lautstarken Bruder, der auch an den Rechner wollte, oder durch ein unabsichtlich stumm geschaltetes Mikrofon. Mittlerweile sind die Kinder aber zu digitalen Profis geworden. Für sie ist das Schachtraining eine tolle Abwechslung im sonst manchmal tristen Corona-Alltag geworden. Einmal in der Woche treffen sich die Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren mit ihrem Trainer zum Onlinetraining über Skype. Dort lösen sie gemeinsam Aufgaben, analysieren Partien der Weltmeister und spielen gegeneinander“, berichtet Dieter Klein.
Mittlerweile habe dies — so der SVN-Finanzchef — auch zur Gründung eines U12-Teams geführt. In der Worldwide Junior Chess League trifft dabei der Mülheimer Nachwuchs online sogar auf Mannschaften aus Ländern wie Irland, Italien oder Russland.
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Interessierte Erwachsene und Kinder können sich während des Lockdowns zum kostenlosen Schnuppertraining (Kinder: montags, 18.30 Uhr; Erwachsene: freitags, 18 Uhr) anmelden — per Mail an spielleiter@svmuelheimnord.de.
Info: Die erste Mannschaft des SV Nord spielt seit 15 Jahren in der Bundesliga und belegt in der ewigen Tabelle den achten Platz. Im aktuellen Saison-Klassement kämpfen die Mülheimer als 13. und den Klassenerhalt. Die Saison 2019/20 ist auf ein weiteres Jahr verlängert worden. Zuletzt wurde am 23. Februar des Vorjahres um Meisterschaftspunkte gespielt. Die Fortsetzung ist für das Wochenende 27./28. März 2021 geplant.
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