Mülheim. Rund 20.000 Kinder konnten in NRW 2020 nicht Schwimmen lernen. Auch in Mülheim ist die Situation bei den Vereinen angespannt.

Im Herbst waren Mülheims Vereinsschwimmer zwischenzeitlich wieder voll im Training. In den Ferien wurde bis zu zweimal täglich trainiert. „Doch dann wurden wir wieder voll ausgebremst und das war tatsächlich sehr abrupt“, sagt André Engel, Cheftrainer der Startgemeinschaft Mülheim.

Neun seiner Schützlinge konnten bis kurz vor Weihnachten durch ihren Kaderstatus noch im Nordbad trainieren. Doch auch dort ruht das Wasser mittlerweile. „Die Schulen sind jetzt nicht mehr im Bad und nur für ein paar Leute das Bad laufen zu lassen, das lohnt sich natürlich finanziell nicht“, weiß Engel.

Mülheims Schwimmer müssen sich Alternativen suchen

Aktuell müssen sich die Schwimmer anderweitig fit halten. Alle haben Trainingspläne für zu Hause bekommen. „Über die diversen Videoplattformen versuchen wir auch unserer Verantwortung als Verein gerecht zu werden“, berichtet der Coach.

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Doch als Cheftrainer muss Engel in erster Linie das Sportliche im Blick behalten. „Allein durch Heimtraining bekommst du nicht alles aufgefangen. Zumal die heimischen Gegebenheiten ja auch höchst unterschiedlich sind. Manche haben daheim sogar einen Pool, andere wenigstens einen Garten.

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„Dann gibt es aber auch welche, die nur in einer kleinen Wohnung leben, da wird es dann selbst schwierig, mal Seilchen zu springen“, sagt Engel.

Jeder Tag ohne Sport sorgt für eine größere Aufgabe

An jedem Tag, an dem die Schwimmer nicht im Wasser sind, bauen sie Trainingsrückstand auf. Durch bloßen Willen oder Talent lasse sich das irgendwann nicht mehr aufholen. Ohne Wettkämpfe fehlt oft ein Ziel. Zwischenzeitlich waren für den Dezember mal die im Frühjahr ausgefallenen deutschen Jahrgangsmeisterschaften angedacht. Stattgefunden haben sie nicht. „Wir hätten einige Kandidaten mit Final- oder Medaillenchancen gehabt“, bedauert André Engel.

Ob sich diese Chancen auch in der nächsten Saison noch einmal ergeben, ist zumindest nicht bei jedem klar. Die Sorge, dass einige Schwimmer im Laufe des Lockdowns dem Sport den Rücken kehren könnten, hat Engel aktuell noch nicht.

Die Wartelisten werden länger und länger

Schwierigkeiten sieht er eher im Bereich der Schwimmausbildung. „Was da an Wartelisten beim Seepferdchen auf uns zu kommen, ist eine Vollkatastrophe. Die wieder abzubauen, wird wirklich hart“, weiß Engel.

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Die Sorge teilt Renate Gobbers, die beim ASC Mülheim für den Bereich Schwimmausbildung zuständig ist. „Wir können ja überhaupt erst neue Kinder aufnehmen, wenn andere mit dem Seepferdchen entlassen sind“, erklärt sie. Und nach dem ersten Lockdown schrumpfte die Warteliste nur minimal. Pro Stunde waren 20 Kinder weniger als sonst dabei. Dafür beschleunigte der ASC von einem 45- auf einen 30-Minuten-Takt, um mehr Kinder aufnehmen zu können.

Nach dem ersten Lockdown mussten die Trainer bei den meisten Kindern glücklicherweise nicht wieder bei Null anfangen. „Das hatten wir schon befürchtet“, sagt Gobbers. Ob das auch nach der erneuten Pause so sein wird, kann niemand garantieren.

Die unterschiedliche Behandlung stößt sauer auf

Durch diese Erfahrungen könne zu gegebener Zeit ein schneller Neustart garantiert werden. „Wir könnten sehr flott wieder starten“, sagt Renate Gobbers. Auch André Engel sieht sich und seine Trainerkollegen jederzeit startbereit. „Wir sind ja mittlerweile erprobt in jeglichen Maßnahmen und Beschränkungen“, so der SG-Coach.

In einer möglichen Diskussion um mögliche Neustart-Termine, möchte Engel die unterschiedlichen Gegebenheiten der verschiedenen Sportarten betrachten. „Ich wundere mich, dass die Ergebnisse einer Studie, wonach sich das Virus in Schwimmbädern deutlich weniger verbreitet, bisher kaum Eingang gefunden hat“, so Engel.

Dabei möchte der Coach seinen Sport keineswegs über andere Stellen. „Aber es ist auch schwierig, die Unterschiede einfach weg zu ignorieren.“

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