Mülheim. Der Mülheimer Remzi Öztürk kümmert sich um die Spieler von Fatihspor. Um sein Wissen zu erweitern, stieg er sogar in einen MMA-Ring.

Wenn das Lokalsportwochenende beginnt, schlagen in Remzi Öztürks Brust gleich zwei Herzen. Sowohl Fatihspor Mülheim als auch Alemannia Essen haben es dem 22-Jährigen Mülheimer angetan, Woche für Woche ist er bei beiden A-Liga-Klubs am Platz - nicht jedoch mit Fußballschuhen.

Öztürk kümmert sich stattdessen um die kleinen und großen Wehwehchen der Amateurfußballer, knetet sie als Masseur heraus oder bearbeitet sie in seiner beruflichen Rolle als Physiotherapeut.

Physiotherapeut bei Fatihspor Mülheim und Alemannia Essen

"Ich habe selbst nie Fußball gespielt, das liegt mir nicht. Aber ich bin bei Fatihspor so etwas wie der Typ für alles. Ob Physio, Masseur oder Betreuer, das ist gar nicht so richtig geregelt", sagt Öztürk. Über einen Freund ist er an der Prinzess-Luise-Straße gelandet, seit ungefähr einem Jahr nun dabei und bei den Spielen vor Ort.

"Es macht mir super viel Spaß. Und auch bei Alemannia Essen bin ich eingeweiht, da aber meistens nicht bei den Spielen sondern beim Training. Da hat der Verein mir einen Raum gestellt, in den die Jungs zu mir kommen können, wenn sie Probleme haben", so der selbstständige Physiotherapeut, der gerade an einer eigenen Praxis in seiner Heimat Mülheim arbeitet und sich bis dahin mobil um die Sportler kümmert.

Remzi Öztürk brachte ein eigenes Buch über Gesundheit heraus

Dass er weiß, wovon er spricht, wenn er Tipps gibt, wie die Muskeln weniger zwicken oder die Belastung besser gesteuert werden kann, beweist er nicht nur am Fußballplatz, sondern auch am Schreibtisch. Denn dort hat er seine Gedanken zum Zusammenspiel von Körper und Geist in einem eigenen Buch verewigt, welches Ende 2020 unter dem Titel "Gesundheit neu gedacht" veröffentlicht wurde.

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"Ich finde, dass es bei der Gesundheit zwei Ebenen gibt. Die eine ist der körperliche Teil. Der ist das, was man sehen kann und wo man etwas nachweisen kann, wenn was kaputt ist. Und der andere ist der Geist. Ich denke, dass beides verbunden ist, dass der eine Teil den anderen beeinflusst. Es sind zwei Glieder, die nur zusammen eine Kette ergeben. Das ist meine Philosophie und das habe ich im Buch zusammengefasst", beschreibt Öztürk sein Werk, das er nicht als Ratgeber bei körperlichen Problemen wissen möchte.

Vielmehr war die Idee hinter dem Buch eher, dass er seine eigenen Vorstellungen einmal schriftlich fixiert, um sie in fünf bis zehn Jahren überprüfen und eventuell aktualisieren zu können.

Ein zweites Buch ist in Planung

"Ich habe das Buch nicht herausgebracht, um es zu vermarkten oder damit Geld zu verdienen. Erst war die Idee, sogar nur ein Exemplar für mich herzustellen.

Dann gab es aber eine Nachfrage in meinem Umkreis und nun haben ein paar auch ein Exemplar", so Öztürk, der zudem noch einige Anfragen ablehnte, "weil dort auch viele private Gedanken drinstehen und ich es daher nur im engen Kreis weitergeben wollte. Es ist aber in Planung, noch ein Buch herauszubringen und das dann auch für die breite Masse zugänglich zu machen. Vielleicht wird das dann auch eher ein Ratgeber, was man macht, wenn man Rückenschmerzen hat, zum Beispiel", sagt der Mülheimer, der das Buch ohne Hilfe eines Verlages, sondern in Zusammenarbeit mit einer Internetseite erstellen ließ. 

Ein Kampf im MMA-Ring, nur um es einmal auszuprobieren

In seinem Buch ist der Sport ein Teil, beruflich mehr als das, hier hat er sich darauf spezialisiert, auch weil Öztürk selbst dort aktiv ist und aus der Kampfsportszene stammt.

"Ich habe viel ausprobiert, bevor ich da gelandet bin. Ich habe mal geturnt, oder auch Fußball gespielt. Beim Kampfsport war ich beim Boxen, beim Kickboxen, beim Ringen und auch beim Kung-Fu, beziehungsweise dem Wing Chun. Das ist eine Selbstverteidigungsart, in der es keine Wettkämpfe oder ähnliches gibt. Da geht es einfach darum, gesund nach Hause zu kommen", so Öztürk. Über diese Kampfkunst ist der Mülheimer dann auch beim Mixed Martial Arts (MMA) gelandet.

"Dass, was ich vorher gemacht habe, hatte schon wenig mit dem traditionellen Kung-Fu zu tun, daher waren die Grenzen fließend. Im Februar 2020 habe ich meinen ersten MMA-Kampf absolviert. Einfach aus dem Grund, weil ich sehen wollte, wie das ist. Ich wollte gar kein Champion oder so werden, ich wollte es einfach ausprobieren, auch um es für meinen Beruf besser nachvollziehen zu können, denn ich bin kein Theoretiker", sagt Öztürk.

"Ich bin der Meinung, dass Boxen gefährlicher ist"

Der Kampf ging zwar verloren, war im Endeffekt für den 22-Jährigen aber "halb so wild", wie auch die Brutalität, die dem MMA oft zugeschrieben wird. Öztürk: "Das sieht von außen heftiger aus, als es es tatsächlich ist. Ich bin der Meinung, dass Boxen zum Beispiel sogar noch gefährlicher ist. Beim MMA gibt es ganz viele Regeln, was erlaubt ist und was wirklich zu gefährlich ist. Und wenn man beim MMA einmal K.o. geht, ist es auch wirklich vorbei. Aber klar, es ist natürlich auch kein Tischtennis."

Nun weiß Öztürk eher, welche Muskelpartien bei so einem Kampf wirklich belastet werden, wo er in seinen Behandlungen besonders drauf achten muss und wie er dieses Wissen auch auf andere Sportarten übertragen kann. Seine Klienten werden es ihm danken, sowohl die MMA-Kämpfer, als auch die Akteure von Fatihspor Mülheim.

Denn wie Öztürk selbst sagt: "Am besten ist natürlich, wenn sie zumindest als Patienten gar nicht mehr wiederkommen."

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