Duisburg. Der immer noch neue Geschäftsführer Sport beim MSV Duisburg spricht über Wünsche, Ziele und Pläne – und sagt, welche Spieler noch kommen sollen.
Seit dem 1. April ist der frühere Fußballprofi Ralf Heskamp Geschäftsführer Sport beim Drittligisten MSV Duisburg. In dieser Zeit ist schon eine Menge passiert: Der Verein hat den Trainer gewechselt, musste lange um den Klassenerhalt bangen. Jetzt in der Sommerpause kann der 57-Jährige sich erst einmal wirklich bei den Zebras einleben. Gefordert ist er freilich auch, denn es gilt, die Weichen für eine nach Möglichkeit erfolgreichere Saison zu stellen. Wie das funktionieren soll, sagt er im Gespräch mit der Sportredaktion.
Sie haben gesagt, dass Sie die vergangene Saison genau analysieren wollen. Was sind die Ergebnisse dieser Analyse?
Ralf Heskamp: Wir sind noch dabei. Einige Punkte haben wir bereits gefunden. Wir haben es ja bereits einmal gesagt: Der Kader war unausgewogen gestaltet. Wir haben mehrere Spieler über 30 und ganz junge Spieler, die sehr talentiert sind. Dann: Das komplette Defensivverhalten der Mannschaft war schlecht. Wir haben sehr viele Tore nach Ecken oder hohen Flanken bekommen. In der Luft hatten wir schon eine gewisse Schwäche. Zur Stimmung in der Mannschaft: Die Begeisterung hat schon gefehlt. Das hatte auch mit den Ergebnissen zu tun. Es gab sicher keine Dissonanzen. Ob man aber mit Freude zum Training gekommen ist, das bezweifle ich schon ein bisschen.
Was wollen Sie ändern?
Grundvoraussetzung für uns ist, dass alle mit guter Laune zum Training und zur Arbeit kommen. Das ist schon ein Grund, warum wir Torsten Ziegner verpflichtet haben. Er ist eine Art Menschenfänger, der eine Mannschaft pushen und motivieren kann. Er ist sehr kommunikativ. Nicht nur den Spielern, auch dem Staff gegenüber. Da wir keinen großen Umbruch machen können, müssen wir uns fragen: Was müssen wir tun, um aus den Spielern, die in der letzten Saison nicht so performt haben, mehr rauszuholen? Wie können wir die Mannschaft auf ein höheres Level hieven? Wie können wir dafür sorgen, dass die Physis besser ist, die Spieler taktisch besser sind? Wir werden zum Beispiel bestimmte Tests machen und mehr individuell trainieren. Dazu wollen wir Spieler holen, damit wir dahin kommen, dass wir eine bessere Saison spielen.
Die Mannschaft war also besser, als sie es gezeigt hat?
Das will ja keiner mehr hören. Das ist ja wie Traditionsverein. Nur weil man Traditionsverein ist, spielt man nicht besser. Trotzdem, wir gehen das positiv an. Wir glauben daran, dass die Spieler besser sein können als im letzten Jahr.
Sie sagen, der Kader war nicht ausgewogen besetzt. Sie haben nun zwei 22-Jährige verpflichtet und mit einem 23-Jährigen und 35-Jährigen verlängert. Wie passt das zusammen?
Erst einmal muss man sagen: Ein Spieler ist heutzutage durch die Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren mit 22 Jahren nicht mehr jung. Niklas Kölle kommt aus Wolfsburg, war in Mainz und Hoffenheim. Der hat schon was erlebt in seiner Karriere. Wir gucken uns ja nach Spielern zwischen 24 und 28 um. Wenn du diesen Spieler gerade nicht findest, dann musst du Kompromisse eingehen, dann kann ich nicht warten und nehme auch einen 22-Jährigen, wenn ich von ihm überzeugt bin.
Wie viele Spieler wollen Sie überhaupt noch verpflichten?
Optimal ist für mich ein 25er-Kader. Drei Torhüter, zwei Perspektivspieler und dann auf jeder Position zwei Spieler, die sich duellieren. 17 Spieler haben wir noch unter Vertrag. Mit Tobias Fleckstein und Moritz Stoppelkamp haben wir verlängert. Mit Phillip König und Niklas Kölle haben wir zwei Neuzugänge. Damit sind wir schon bei 21 Spielern. Wir bekommen also gar nicht so viele Neue.
Für welche Positionen suchen Sie konkret?
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Wir brauchen einen Torwart, der die Nummer eins sein kann. Wenn Jo Coppens nachher der bessere ist, dann ist das so. Aber wir wollen auf dieser Position den Konkurrenzkampf. Dann suchen wir einen kopfballstarken Innenverteidiger. Diese zwei Positionen wollen wir bis zum Beginn der Vorbereitung besetzen. Wenn aber zum Beispiel ein offensiver Flügelspieler kommt, der super zu uns passt, dann könnte es sein, dass wir noch was machen. Das ist aber nicht zwingend.
Haben Sie noch Baustellen im bestehenden Kader?
Das werden wir in der Vorbereitung sehen: Wir haben Chinedu Ekene und Rudolf Ndualu im Kader, die im vergangenen Jahr aufgrund von Verletzung fast kein Spiel gemacht haben. Da muss man sehen, wie weit sie sind. Es kann auch sein, dass wir noch einen Rechtsverteidiger suchen, wenn Rolf Feltscher nicht rechtzeitig zur Vorbereitung fit wird. Ich will außerdem nicht ausschließen, dass uns der eine oder andere Spieler noch verlassen will. Wenn zum Beispiel jemand merkt, dass er zu wenig Spielzeiten bekommt. Das wird dann eher bei den jungen Spielern so sein, weil sie Spielzeiten brauchen, um sich zu entwickeln.
Haben Sie überhaupt ausreichend Mittel zur Verfügung, um den Kader adäquat zu verstärken?
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Durch die bestehenden Verträge ist das meiste Geld schon ausgegeben. Das ist also nicht so einfach. Wir arbeiten daran, noch zusätzliche finanzielle Möglichkeiten zu schaffen.
Wollen Sie schon über Saisonziele sprechen?
Nein, über Ziele zu sprechen, macht noch keinen Sinn. Es kann sich viel verändern und wir wissen auch nicht, was sich in der Liga tut. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit dem Material mehr erreichen können als in der vergangenen Saison.
Wird sich die Spielphilosophie ändern?
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Da sind wir noch nicht. Wir arbeiten daran. Was ich sagen kann, auch wenn es natürlich immer die situative Entscheidung des Trainers ist: Wir gehen jetzt gerade von einer Viererkette in der Abwehr aus.
Was wünschen Sie sich?
Ich weiß, dass wir das Vertrauen bei den Zuschauern zurückgewinnen müssen. Dafür werden wir alles tun. Es hat nun einen kleinen Umbruch im sportlichen Umfeld gegeben. Wir haben einen neuen Trainer und Co-Trainer und ich bin als neuer Geschäftsführer beim MSV. Was ich gerne hätte: dass man uns das Vertrauen entgegen bringt, dass wir es in die richtige Richtung bekommen. Ich habe schon den Eindruck, dass alles sehr negativ ist. Wir brauchen Unterstützung.