Duisburg. Der MSV Duisburg muss die Torwartposition nach Leo Weinkaufs Abgang neu besetzen. Der Belgier Jo Coppens äußert sich zu Perspektiven und Fehlern.

Jo Coppens macht Ferien. Der belgische Torwart des MSV Duisburg erholt sich gerade in Spanien von einer durchaus stressigen Saison. Nach dem Abschied von Leo Weinkauf rückt der 31-Jährige in den Blickpunkt: Wird Coppens, der nur im Niederrhein-Pokal einen Stammplatz zwischen den Pfosten hatte, die neue Nummer 1 der Zebras?

Herr Coppens, bevor Sie zum MSV kamen, sind Sie erst mit Jena und dann mit Unterhaching aus der 3. Liga abgestiegen. Haben Sie sich vorstellen können, gleich wieder Angst um den Klassenerhalt haben zu müssen?

Jo Coppens: Nein, sicher nicht. Ich glaube, jeder Spieler, der nach Duisburg gekommen ist, hatte deutlich höhere Erwartungen. Ich hatte gedacht, dass wir in der oberen Tabellenhälfte mitspielen können. Dann hätte alles passieren können, auch dass wir aufsteigen. Wir Spieler hatten den Anspruch, etwas Geiles zu erreichen. Die Saison war dann sehr enttäuschend, das muss ich nicht wiederholen. Das weiß jeder.

Hatten Sie das Gefühl, dass ein Fluch auf Ihnen lastet, als es wieder gegen den Abstieg ging?

Nein, das hatte ich nicht. Dieses Jahr hatte ich auch nicht so einen großen Einfluss auf die Situation. Ich habe vielleicht auch nicht alles richtig gemacht. Aber ich habe alles mit meinem Herzen gemacht und war jeden Tag voll da. Ich habe versucht, von meiner Position aus die Mannschaft positiv zu unterstützen.

Wie erklären Sie sich, was schief gelaufen ist?

Wachablösung: Leo Weinkauf (rechts) verlässt den MSV – Jo Coppens könnte seinen Platz einnehmen.
Wachablösung: Leo Weinkauf (rechts) verlässt den MSV – Jo Coppens könnte seinen Platz einnehmen. © Jürgen Fromme/ firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Hach. Eine einzige Erklärung für diese Saison zu finden, das ist schwierig. Es sind viele kleine Sachen falsch gelaufen. Jeder im Verein muss erst einmal selbstkritisch sein und schauen, was er in der kommenden Saison besser machen kann. In meiner Position ist es schwer, eine große Aussprache anzuregen. Aber dass wir mehr arbeiten und es besser machen müssen, das steht fest.

Sie haben von vielen Kleinigkeiten gesprochen, die besser gemacht werden sollten. Können Sie zwei oder drei dieser Kleinigkeiten benennen?

Für mich gilt, ich schaue erst einmal auf mich selbst und zeige nicht mit dem Finger auf andere und sage Ihnen, was sie besser machen müssen. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich glaube auch nicht, dass es so einfach ist: Man macht drei Sachen besser und alles ist gut. Jeder muss sich fragen: Was kann ich tun, damit wir nicht noch einmal so eine Saison erleben?

Trainer Torsten Ziegner hat Sie gegen Verl gebracht. Haben Sie das als Zeichen für die neue Saison gesehen?

Ich weiß nicht, ob das ein Zeichen war. So groß bewerte ich das nicht. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn es so kommt. Ich war jedes Mal sehr stolz, wenn ich auf dem Platz gestanden habe und das MSV-Trikot tragen konnte. Auch die Pokalspiele habe ich sehr genossen. Dass wir nicht das Finale gespielt haben, die Niederlage im Halbfinale, das war für mich persönlich sehr enttäuschend. Mein wesentliches Ziel dieses Jahr war, dass ich als Torhüter mit dem MSV den Niederrhein-Pokal gewinne.

Haben Sie mit Trainer Torsten Ziegner und Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp über Ihre zukünftige Rolle gesprochen?

Ich habe mit Ralf und Sven (Torwarttrainer Sven Beuckert/Anm.d.Red.) gesprochen und meine Ambitionen benannt. Die Leute, auf die es ankommt, kennen meine Ziele. Der Inhalt des Gesprächs ist natürlich vertraulich. Ich muss zugleich dazu sagen: Im Fußball weiß man nie, was die Zukunft bringt.

Wie war das Verhältnis zu Leo Weinkauf?

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Sehr gut. Meine Rolle war klar, und ich habe sie so akzeptiert. Ich habe alles getan, um unsere Nummer eins zu unterstützen, damit er am Wochenende seine beste Performance abliefern kann. Wir waren immer loyal und sind respektvoll miteinander umgegangen. Er hat mich auch beim Spiel gegen Verl gut unterstützt und wollte, dass ich eine gute Leistung bringe. Er war da voll dabei.

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Trauen Sie sich jetzt die Rolle als neue Nummer eins zu?

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Ich bin überzeugt, dass ich das kann. Wenn du das Ziel hast, Profisportler zu sein, dann musst du dir zutrauen, jede Woche im Kasten zu stehen. Aber es ist nicht meine Aufgabe, diesen Platz einzufordern. Was sicher ist: Es wird noch ein Torwart kommen. Wie der MSV dann meine Rolle sieht, das liegt nicht in meiner Hand. Ich lasse mich in meinem Urlaub davon nicht stressen und bin entspannt.

Wie muss man sich das vorstellen? Beginnt mit dem ersten Training am 15. Juni der Konkurrenzkampf?

Das Wort Kampf trifft es nicht. Man muss jeden Tag sein Bestes geben und dann entscheidet der Trainer. Wir als Torleute sind ein Team und sollten uns im Training gegenseitig unterstützen und uns fragen: Wie kann ich den anderen Torhüter besser machen? Das habe ich immer gemacht. Ob ich gespielt habe oder nicht gespielt habe. So werde ich es auch immer machen.