Frankfurt. Die Kritik an der geplanten Weltmeisterschaft in Katar nimmt kein Ende. Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger geht mittlerweile nicht mehr davon aus, dass 2022 das Mega-Event in dem Wüstenstaat stattfindet. Er habe sich von Medizinern bestätigen lassen, dass die WM in Katar nicht verantwortbar wäre.
In der Dauerdebatte um die Fußball-WM 2022 hat FIFA-Vorstandsmitglied Theo Zwanziger seine Ablehnung gegen Gastgeber Katar überraschend klar geäußert. "Persönlich glaube ich, dass die WM 2022 am Ende nicht in Katar stattfinden wird", sagte Zwanziger, Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbands FIFA, der "Sport Bild Plus".
Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geht davon aus, dass dem Wüstenstaat die Weltmeisterschaft 2022 wegen der Hitze und des Gesundheitsrisikos für Spieler und Fans entzogen wird. "Die Mediziner sagen - und das habe ich im Protokoll festhalten lassen -, dass sie nicht verantworten können, dass im Sommer unter diesen Bedingungen eine WM stattfindet."
WM im Winter oder gar nicht
Auch die Fußball-Legenden Franz Beckenbauer und Johan Cruyff bekräftigten ihre Zweifel. "Klar ist, im Sommer kannst du da nicht spielen", sagte Beckenbauer in einem "Kicker"-Interview. "So wird es kommen müssen. Es geht nicht anders", antwortete Cruyff auf die Frage, ob eine Verlegung in den Winter die Lösung für 2022 sei.
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Der OK-Chef Hassan al-Thawadi dagegen verteidigte das umstrittene Turnier in seinem Land. "Die WM wird eine Plattform sein, die die Menschen zusammenbringt. Sie wird ein positives Vermächtnis hinterlassen. Ich bin sicher, dass die WM 2022 in Katar stattfindet", sagte der Generalsekretär des WM-Organisationskomitees der Tageszeitung "Die Welt" (Montag) und betonte: "Nein, ich habe keine Angst." Es gebe "überhaupt keine Basis dafür, die WM zu verlieren." Ein Turnier im Sommer sei möglich, aber auch eine Verlegung in den Winter okay, erklärte al-Thawadi.
Die Fans sind in Gefahr
Zwanziger dagegen sieht vor allem Gefahr für die Fans. Die WM finde nicht nur in den Stadien statt, die heruntergekühlt werden können. "Der erste lebensbedrohliche Vorfall würde sofort zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führen. Das würde niemand im FIFA-Exko verantworten wollen", sagte Zwanziger.
Eine Verlegung der WM in ein anderes Land wird auch wegen der Menschenrechtssituation in Katar und des Korruptionsverdachts bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2022 an das Emirat und 2018 an Russland schon länger diskutiert. Die Ethikkommission wird ein abschließendes Urteil ihrer Untersuchungen wohl erst im Frühjahr 2015 fällen.
Vor Ort gebe es "diesbezüglich einen großen Fortschritt", sagte al-Thawadi zum Thema Menschenrechte. Die Korruptionsvorwürfe seien haltlos. "Ich weiß, was wir getan, warum wir gewonnen haben", betonte der OK-Chef. "Es war nun einmal so: Wir waren der beste Bewerber." (dpa)