Bochum. . Stanislav Sestak ist nach seinem Treffer zum 5:1 für den VfL Bochum gegen Frankfurt auf Händen getragen worden. Simon Terodde hatte seinen Sturmpartner hochleben lassen. Mit drei Toren und drei Vorlagen hat sich Sestak diese Ehre verdient. Für ihn selbst ist die Leistung eine Wiedergutmachung.

Simon Terodde ist der erste Gratulant. Der Torjäger des VfL Bochum schnappt sich seinen Kollegen, trägt ihn über den Rasen. Stanislav Sestak hat mit einem raffinierten Schlenzer das 5:1 beim FSV Frankfurt erzielt. Der VfL ist in diesem Moment Fußball-Zweitliga-Spitze – und Sestak ganz oben.

„Riesig gefreut“ habe er sich, „dass ich dem Stani auch mal einen auflegen konnte“, erklärt Terodde, der den Pass gab. Der Überflieger, der mit seinen Saisontreffern sieben und acht – hinzu kommen zwei Tore im Pokal – Bochum tanzen lässt nach Jahren des Kriechtums. Terodde schwärmt von Sestak – und Peter Neururer redet sich in einen Rausch.

Trainer Neururer ist begeistert

„Wenn der Stani sich die Haxen bricht, muss er trotzdem immer weiter spielen“, sagt der Trainer und schüttelt sich, als müsse er da noch einen drauf packen. „Das ist der absolute Wahnsinn, welche Ausstrahlung er für diese Mannschaft hat.“

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Stanislav Sestak (31), der einzige Spieler über 30 in der Startelf des VfL, und Simon Terodde: Elf der 15 VfL-Tore hat das neue Dreamteam erzielt. Bochum feiert sein Offensiv-Paket vor dem Topspiel gegen die nach drei Siegen in Serie nur einen Punkt zurückliegende Fortuna aus Düsseldorf (Donnerstag 20.15 Uhr / im Liveticker). Es ist das einzige NRW-Duell der 2. Klasse. Es ist, meint Neururer, „absolut gefühlte erste Bundesliga“.

Sestak hält dem Druck bei Bochum stand

Die große Bühne, auf der sich auch Sestak, mit drei Treffern und drei Torvorlagen schnell angekommen in der 2. Liga, lange bewegt hat. 86 Bundesliga-Spiele hat der immer noch schnelle Konterstürmer mit dem feinen Pass bestritten für Bochum, hat 28 Tore erzielt. Nach dem üblen Abstieg 2010 aber düste er in die Türkei, spielte bei Ankaragücü, bei Bursaspor. Er habe, versichert der slowakische Nationalspieler, nie den Kontakt verloren – und bei den Fans „etwas gutzumachen“.

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Der Druck sei groß gewesen zum Saisonstart, gesteht er. Er hielt ihm stand. Es lief rund, von Anfang an. Für das Team. Für den Sturm. Für Sestak. Gleich im ersten Spiel legte er Terodde seinen ersten Treffer auf, beim 1:1 gegen Fürth; im zweiten traf er selbst zweimal, beim 5:1 in Aue. „Die Köpfe sind frei von Ballast, wir können in Ruhe trainieren“, nennt der gewiefte Profi einen Erfolgsgrund. Einen anderen: Man gönnt sich was. „Was Simon macht“, lobt Sestak seinen 26-jährigen Sturmkollegen, „das ist überragend.“ Und drittens: „Das Trainerteam lebt eine gute Stimmung vor, das habe ich in meiner Karriere so noch nicht erlebt. Das Klima in der Kabine ist deshalb sehr gut.“

Von Abheben ist beim VfL keine Spur

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Natürlich: Erfolg macht lustig. Aber auch andere Fakten bestätigen den „guten Charakter“ dieses Teams. So knickte der VfL nach Rückschlägen nie ein, legte in der zweiten Halbzeit stets zu. Sestak selbst hatte konditionell Nachholbedarf. „Was hier im Training abgeht“, gesteht der Slowake, „habe ich vier Jahre nicht gemacht.“ Grätschen nur zu Übungszwecken? Bei Bursaspor kein gutes Argument.

Im Frühherbst 2014 kann er 90 Minuten das „höhere Tempo in Deutschland“ mitgehen. Von Abheben aber keine Spur. Aufstiegsträume? „Dafür ist es noch zu früh. Wenn wir im Winter noch oben stehen, können wir neue Ziele formulieren.“

Sestak überlässt die großen Worte den Chefs

Zumal ein Heimsieg ja noch fehlt. Nach drei 1:1 gegen Fürth, Berlin, Karlsruhe, gegen „starke Gegner“, so Sestak, „werden wir wieder alles tun, um gegen Düsseldorf zu gewinnen“. Die Abteilung Attacke überlässt er seinen Chefs. Dem Trainer. Dem Sportvorstand. Christian Hochstätter sagt: „Ich sehe uns als Favorit und gehe davon aus, dass wir dieses Heimspiel gewinnen.“