Frankfurt. Bochum im Torrausch: Mit einem 5:1-Sieg hat der VfL am sechsten Spieltag der 2. Bundesliga den FSV Frankfurt ab- und sich selbst zurück an die Tabellenspitze geschossen. Die direkte Konkurrenz aus Ingolstadt und Kaiserslautern spielte dabei dem Revierklub in die Karten.
Was für eine Demonstration der Stärke in der zweiten Halbzeit: Der VfL Bochum gewann gegen am Ende willenlose, demoralisierte Frankfurter mit 5:1 (1:1). Nach Treffern von Losilla, Gregoritsch, Terodde (2) und Sestak schoss sich der im zweiten Durchgang wie entfesselt aufspielende VfL damit wieder an die Spitze der 2. Bundesliga. Da Ingolstadt nur 1:1 in München spielte und Kaiserslautern in Fürth verlor (1:2), thront der weiter unbesiegte VfL nach sechs Spielen vorerst ganz oben. “O wie ist das schön” sangen die über 1500 mitgereisten Fans am Bornheimer Hang nach dem dritten Auswärtssieg im dritten Auswärtsspiel nach dem 5:1 in Aue und dem 2:1 in Braunschweig. “Die Serie geht mir auf den Keks“ sagte Trainer Peter Neururer bestens gelaunt - und meinte “natürlich nicht die auf fremdem Platz”. Nach drei 1:1 daheim “möchten wir diesen tollen Fans endlich auch zu Hause einen Sieg schenken”, sagte Neururer. Am Donnerstag, gegen Fortuna Düsseldorf. Anpfiff: 20:15 Uhr (live in unserem Ticker).
Vor der Kür begann der VfL bei der Pficht in Frankfurt mit der erwarteten Startelf, im Vergleich zum 1:1 gegen den Karlsruher SC gab es zwei Änderungen. Michael Gregoritsch spielte für Marco Terrazzino, und Malcom Cacutalua ersetzte den verletzten Innenverteidiger Jan Simunek. Neururer setzte dabei wieder auf ein 4-4-2, hinter den Spitzen Simon Terodde und Stanislav Sestak tauschten Gregoritsch und Yusuke Tasaka immer wieder die Seiten auf den Flügeln.
Heimspielcharakter am Bornheimer Hang
Und die Bochumer legten genauso energisch los wie vor Wochenfrist gegen den KSC. Schon nach 30 Sekunden tauchte Gregoritsch, nach Pass in die Tiefe von Sestak, vor FSV-Keeper Patric Klandt auf. Doch der junge Österreicher schob den Ball links vorbei. Die Frankfurter überließen fortan dem bemühten, aber noch nicht zwingenden VfL das Feld. Das hatte Heimspielcharakter am Bornheimer Hang, in dem kleinen Volksbank-Stadion, durch das die Autos der A661 gefühlt gleich mittendurch fahren und in dem man heimische Anhänger praktisch nicht hört. Anders als die Bochumer, von denen ein paar wenige vor dem Anpfiff unangenehm mit dem Zündeln von Pyrotechnik auffielen. Sie sangen sich nonstop in eine Art Zweitliga-Rausch.
Der FSV stand tief, agierte harmlos, kam trotz anfänglich großer Probleme der Außenverteidiger Perthel, der nach einem Notfoul früh die Gelbe Karte sah, und Celozzi zu keiner gefährlichen Torszene. Auch dank Cacutalua, der im Zentrum mit dem starken Patrick Fabian ganz cool für Stabilität sorgte, davor räumte Anthony Losilla ab.
Es war schwer für Bochum, eine Lücke im Abwehrnetz der auf Konter hoffenden Gastgeber zu finden bei unfassbar schwül-heißen Mallorca-Temperaturen Mitte September, es fehlt noch Entschlossenheit, ein Tick Aggressivität, Konsequenz. Als sich dann aber endlich einmal Raum bot, schlug Bochum zu. Perthel holte sich den Ball von Roshi in der eigenen Hälfte, rannte allein die linke Linie runter, sein Querpass landete bei Terodde und letztlich bei Losilla. Der Franzose düperte den vielleicht etwas zu weit vor dem Tor wachenden Klandt mit einem Klasse-Schlenzer ins linke Eck. 1:0, die verdiente Führung (29.).
Der Ausgleich fällt aus dem Nichts
Das musste dem VfL in die Karten spielen, der die Kontrolle behielt, aber nicht konsequent nachlegte. Wie aus dem NIchts fiel dann der Ausgleich: Einmal stimmte die Abstimmung nicht im Zentrum, die Abseitsfalle schnappte nicht zu, und FSV-Torjäger Edmond Kapllani ließ Torwart Michael Esser keine Chane nach Steilpass von Balitsch. 1:1, wieder konnte der VfL die Null nicht halten.
Aber Bochum antwortete. Mit Wut. Danny Latza hatte Riesenpech, als sein Kracher aus 20 Metern an die Unterkante der Latte knallte (42.). Und direkt danach scheiterte erst Tasaka aus fünf Metern an Klandt, den Abpraller versuchte Gregoritsch, auch die Hand eines Frankfurters soll dabei im Spiel gewesen sein, der Pfiff blieb aus. Wieder Pech gehabt.
Nach der Pause kam der Ex-Bochumer Faton Toski für Kruska, sollte als Zehner wohl für mehr Kreativität sorgen - es misslang gründlich. Weil der VfL aggressiv, leidenschaftlich attrackierte und von Minute zu Minute den Druck erhöhte. Als Tobias Weis für Latza, der Bauchmuskelprobleme hatte, erstmals für den VfL ins Spiel kam, steigerte Bochum seine Präsenz noch. Und wurde belohnt: Sestaks Ableger hämmerte Gregoritsch ins linke Eck. Ein Traumschuss, ein Traumtor, das erste für den fleißigen Österreicher, den alle nur Franz nennen beim VfL. Und die Gäste, hinten geführt von Fabian, legten nach. Tasaka scheiterte völlig frei vor Klandt (59.), der Schuss von Terrazzino, der für den ausgepumpten Gregoritsch kam als schneller Konterspieler, wurde in höchster Not zur xten Ecke abgeblockt. Und Losillas Schuss wehrte dann Manuel Konrad mit der Hand ab. Elfmeter und Gelbe Karte. Simon Terodde ließ mit einem Flachschuss ins linke Eck Klandt keine Chance.
Am Donnerstag kommt die Fortuna
Es war der siebte Zweitliga-Treffer für den Torjäger, der an seinem nächsten Doppelpack arbeitete. Flanke Sestak, Seitfallzieher Terodde - Klandt hält (67.). Eine sensationelle Szene. Terodde wühlt sich durch, schießt - Unterkante Latte. Schon wieder (72.). Terodde schüttelt mit einer Drehung Oumari ab, zielt exakt ins Eck - 4:1 (79.). Mister Doppelpack läuft zu den Fans, die seinen Namen skandieren. Sestak legte mit seinem dritten Saisontor - einem schönen Schlenzer - noch einen drauf. Und wurde geschultert von Terodde, der ihm dieses Tor aufgelegt hatte und sich darüber so sehr freute wie über seine eigenen. Mindestens. “Dieser Mannschftsgeist”, schwärmte Neururer, der ansonsten ja fast erstaunlich viele Schwächen erkannt hatte bis zum 2:1, “ist unglaublich, das zeichnet uns aus.”
Fürth dreht Lauterer Führung - Ingolstadt nur Remis
1860 München behielt zum Oktoberfest-Start zumindest einen Punkt im eigenen Stadion, muss allerdings weiter auf den ersten Heimsieg warten. Mit seinem fünften Saisontreffer sicherte der Österreicher Rubin Okotie (20. Minute) den Gastgebern einen hart erkämpften Zähler, nachdem Pascal Groß die Ingolstädter kurz zuvor in Führung gebracht hatte (16.).
Fürth feierte gegen Lautern den dritten Saisonsieg dank der Treffer von Marco Stiepermann (57.) und Tom Weilandt (82.), die das Spiel im zweiten Abschnitt noch drehten. Alexander Ring (11.) hatte die Gäste aus der Pfalz verdient in Führung gebracht - dennoch setzte es die erste Niederlage in der neuen Spielzeit für den FCK. Dabei präsentierten sich die Fürther lange ungeordnet und offensivschwach, das änderte sich erst nach der Pause. Spätestens nach dem Ausgleich durch Stiepermann agierten die Franken auf Augenhöhe, hatten aber Glück, dass Lauterns Philipp Hofmann aus Nahdistanz (70.) vergab. Stattdessen gelang der Spielvereinigung gar noch das glückliche 2:1. (dpa)
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