Bochum. . „Wenn ich Stuttgarter wäre, hätte ich jetzt nicht unbedingt Lust nach Bochum zu kommen“, sagt Patrick Fabian, Co-Kapitän des VfL Bochum, vor dem Erstrunden-Match im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart. Die Mannschaft von Trainer Peter Neururer rechnet sich gegen den Erstligist etwas aus.

Patrick Fabian neigt nicht zu Überheblichkeit, sorgsam wählt der Co-Kapitän des VfL Bochum seine Worte. Das ist nicht immer einfach, denn selbst nach dem kleinsten Erfolg neigt so mancher Beobachter dazu, das Rad zu überdrehen, und im Misserfolg ist man der totalen Depression schnell nahe. Nun hat der VfL aber einen ansehnlichen Saisonstart hingelegt und trifft am Samstag auf einen zwar höherklassigen, aber womöglich noch nicht ganz optimal vorbereiteten Gegner, dem noch ein wenig an Wettbewerbshärte fehlt. Was also sagt Patrick Fabian vor der Pokalpartie gegen den VfB Stuttgart, wie stellt er die Kräfteverhältnisse dar?

Drei kurze Sätze sind es, die veranschaulichen, wie der Innenverteidiger die Situation einordnet. Es fängt an mit dem nach zwei akzeptablen Spielen gewachsenen Selbstbewusstsein („Wir haben eine reelle Chance weiterzukommen“), streift dann die psychologische Lage aus des Gegners Sicht („Wenn ich Stuttgarter wäre, hätte ich jetzt nicht unbedingt Lust nach Bochum zu kommen“), um schließlich doch noch den nicht wegzudiskutierenden Unterschied zu erwähnen („Der VfB ist immer noch Erstligist“).

Letzteres muss Fabian sagen, weil nun einmal die Euphorie - nicht nur in Bochum - ebenso schnell ins Kraut schießt wie der Frust. Und eine Selbstverständlichkeit ist ein Bochumer Sieg gegen den Schwabenstolz beileibe nicht; war es übrigens nie, auch nicht zu den schönsten Erstliga-Zeiten.

Der letzte Erfolg gegen den VfB datiert aus dem Jahr 2005, ausgerechnet. Zvjezdan Misimovic und Vratislav Lokvenc erzielten beim damaligen 2:0-Sieg die Tore für die Bochumer, der Abstieg war dennoch nicht mehr zu verhindern.

FC Bayern sorgt für Andrang auf dem Trainingsgelände

Ungewohnter Andrang herrschte am Mittwoch auf dem Trainingsgelände des VfL Bochum. Des Rätsels Lösung offenbarte sich angesichts der Trikots, die die vielen anwesenden Kinder trugen. Bayern München war zu Gast in Bochum, Trainer Pep Guardiola hatte seine Spieler auf den Rasen des Leichtathletikplatzes am Stadion gebeten. Die Münchener bereiteten sich auf das Supercup-Spiel in Dortmund am Abend vor.

Nebenan trainierten die Bochumer. Bis auf Selim Gündüz, der noch individuelle Übungen absolvierte, waren alle Mann an Bord. Peter Neururer wird wohl am Samstag aus dem Vollen schöpfen können.

Die vorerst letzte Begegnung der beiden Kontrahenten fand in Stuttgart statt, auch dabei ging es um den Pokal. Der VfL Bochum unterlag im Februar 2013 im Viertelfinale mit 0:2 einem Gegner, der an diesem Tag nicht unbedingt besser Fußball spielte, aber wesentlich cleverer war.

Nun trifft man also bereits in der ersten Runde auf die Stuttgarter, die künftig mit ihrem ehemaligen Meistertrainer Armin Veh versuchen, die einstige Bedeutung zurückzuerlangen. Wogegen der VfL grundsätzlich nichts einzuwenden hat, wenn es sich um den Rest der Spielzeit nach diesem Samstag dreht.

VfL-Trainer Peter Neururer sieht die Dinge ähnlich wie sein Innenverteidiger Patrick Fabian. Relativierter, also an Bedingungen geknüpfter Optimismus - so könnte man diese Einschätzung Neururers nennen: „Wenn wir alles abrufen, was wir bislang an guten Dingen gemacht haben, dann haben wir in der jetzigen Phase der Meisterschaft eine Chance.“ Und weil die erwähnten guten Dinge vor allem mit dem Umschaltspiel und der kompletten Offensivleistung zu tun hatten, will der VfL-Trainer seiner Mannschaft in diesem Punkt auch keine Fesseln anlegen, nur weil der Gegner eine deutlich höhere Qualität hat als beispielsweise Aue.