Hamburg. . Die Erleichterung war groß beim VfL Bochum nach dem Auswärtssieg beim FC St. Pauli. Ein „wahnsinnig wichtiger“ Sieg, meinte Peter Neururer – vor allem für die Stimmungslage. Allerdings, da sind sich alle einig beim VfL, darf der Sieg am Kiez in den Köpfen der Bochumer nicht mehr sein als ein Anfang.

Hans-Peter Villis verriet vieles am Samstagmorgen, ohne sprechen zu müssen. Als großes Bündel Anspannung stand Bochums Aufsichtsratschef in Dortmund am Bahnsteig, schweigsam, trotzdem war alles gesagt zu der Bedeutung dieser Dienstreise nach Hamburg. Rund sechs Stunden später knallte der Volley des Ex-Bochumers Marc Rzatkowski an die Latte des Bochumer Tores, Abpfiff, Auswärtssieg, Erleichterung – das Happy End einer turbulenten Woche beim VfL.

Wohl wissend, dass es nicht nur um Punkte gegen den Abstieg ging nach dem Frankfurt-Fiasko, nannte Trainer Peter Neururer das 1:0 beim FC St. Pauli „wahnsinnig wichtig“. Wichtig vor allem für die Stimmungslage. Denn es brodelte in den vergangenen Tagen. Im Umfeld des VfL, in der Mannschaft. „Der ein oder andere Spieler hat in der Woche viel Gegenwind bekommen, auch zu Recht“, sagte Kapitän Andreas Luthe nach dem geschafften Auswärtssieg beim FC St. Pauli. „Wenn ich aber sehe, wie davon einige Jungs reagiert haben mit, dann ist das toll.“

Jungwirth sieht deutliche Steigerung

So ziemlich alles hatte der VfL am Kiez besser gemacht als noch gegen Frankfurt. Was freilich nicht schwer war, aber trotzdem erleichternd. „Das war eine Steigerung um 3000 Prozent“, befand Florian Jungwirth, neben Aydin, Tiffert und Tasakaeiner von vier Neuen in Neururers Startelf, und einer der Besten gegen den Kiez-Klub. Nicht, dass sich jemand in Blau-Weiß spielerisch neu erfunden hätte. Aber grundlegendes Interesse am Spiel, Einsatzfreude, beides acht Tage zuvor schlichtweg nicht vorhanden, waren zurückgekehrt. „Diese Woche hat uns zusammengeschweißt“, meinte Danny Latza. Der mitgereiste Anhang honorierte das laut und ausdauernd im ausverkauften Millerntor-Stadion.

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Sinnbildlich für den Positivtrend: der Auftritt von Christian Tiffert. Gegen Frankfurt noch nahe an der Arbeitsverweigerung, deutete Bochums Achter zumindest mal wieder an, was ihn zu Lauterer Zeiten mal stark gemacht hatte – Übersicht, gutes Passspiel. Schon nach etwa zehn Minuten hatte er mehr Zweikämpfe angenommen als noch bei seinem körperlosen Auftritt zuletzt.

Überhaupt war es letztlich ein Erfolg des Bochumer Defensivverbunds. Keeper Luthe reagierte glänzend gegen Gönther (38.), hatte in der Pauli-Druckphase nach der Pause seinen Strafraum im Griff und guckte, wie er selbst schmunzelnd anmerkte, den Volley von Rzatkowski an die Latte. Die Viererkette um den immer stärker werdenden Fabian stand stabil, unterstützt von der defensiven Dreier-Reihe im Mittelfeld mit Tiffert, Jungwirth und Latza. Unterm Strich: Das fünfte Auswärtsspiel in Folge ohne Gegentor.

Eyjolfsson feiert Tor-Premiere

Es passte daher, dass auch für das Siegtor ein Abwehrmann verantwortlich zeichnete. Holmar Eyjolfsson, der sich hinten rechts immer besser zurecht zu finden scheint, stocherte in der starken Bochumer Anfangsphase eine Tasaka-Ecke über die Linie (12.). Das erste Tor des Isländers im VfL-Trikot. Bezeichnend allerdings, dass der Treffer, wie schon zuletzt gegen Frankfurt, eine Standardsituation voraus ging. Mirkan Aydin und Richard Sukuta-Pasu, die Doppelsitze vor dem hängenden Tasaka, brachte gerade einmal drei Torabschlüsse zustande.

Allen Beteiligten war nach dem ersten Durchpusten allerdings klar, dass dieses Spiel in den Köpfen nicht mehr sein darf als ein Anfang. „Den ganz großen Schritt machen wir erst dann, wenn wir auch gegen Düsseldorf (Sonntag, 13.30 Uhr - live in unserem Ticker) gewinnen“, mahnte etwa Peter Neururer.

Trotzdem gab’s am Samstag noch einen Mannschaftsabend. Also doch wieder ein bisschen Leichtigkeit beim VfL. Genug auf jeden Fall für eine entspannte Bahnfahrt zurück nach Bochum.