Bochum.

Am Sonntag kommt Friedhelm Funkel mit 1860 München ins rewirpower-Stadion. Der 59-Jährige war von Juni 2010 bis September 2011 Trainer des VfL Bochum. Friedhelm Funkel sprach mit WAZ-Redakteur Christoph Winkel über Taktik, Erinnerungen und eine graue Hose.

Sie haben am Montag nach dem 1:0-Heimsieg gegen Greuther Fürth gesagt, dass Sie am Sonntag nicht mit vielen Toren rechnen. Haben Sie Ihre Meinung geändert?

Friedhelm Funkel: Am Montag habe ich das mehr zum Spaß gesagt. Aber ich vermute ein Spiel, das in der Tat von sehr viel Taktik geprägt sein wird. Bochum hat vier Spiele in Folge kein Gegentor bekommen, wir sind seit zwei Spielen ohne Gegentor. Beide Mannschaften sind momentan mehr in der Lage, zu reagieren als zu agieren.

Sowohl ihre Mannschaft als auch der VfL haben nach 15 Spielen 21 Punkte, der VfL ist Siebter, 1860 ist Achter. Passt das?

Funkel: Ja, ich denke schon. Beide Mannschaften haben aber sicherlich das Potenzial, noch zwei bis drei Plätze zu klettern. Sowohl Bochum als auch uns hat bislang die nötige Konstanz gefehlt. Nach vier Niederlagen in Folge hat Peter Neururer die Ruhe bewahrt und es geschafft, die Weichen richtig zu stellen. Das Spiel am Sonntag ist natürlich richtungsweisend. Wer gewinnt, wird bis Weihnachten auf Platz vier oder fünf schauen können. Der Verlierer muss nach unten schauen.

Schauen wir lieber zurück. Sie haben mit dem VfL Bochum den Sprung zurück in die Bundesliga nur ganz knapp in der Relegation verpasst. In welcher Erinnerung ist Ihnen der Verein geblieben?

Funkel: Ich habe nur gute Erinnerungen. Es war eine kurze, aber total intensive Zeit beim VfL. Ja, leider haben wir den Aufstieg verpasst. Es waren tolle Spiele gegen Borussia Mönchengladbach. In der Liga haben wir acht Spiele in Folge gewonnen, waren 16 Mal ungeschlagen. Das gab es noch nie beim VfL Bochum. Ich hatte ein super Team mit tollen Typen. Die alten Haudegen Slawo Freier oder Marcel Maltritz waren zu meiner Zeit schon Führungsspieler. Jonas Acquistapace habe ich zu den Profis geholt, Andi Luthe zur Nummer eins gemacht. Auch das Team in der Geschäftsstelle war klasse, die Physios. Nur das Ende war nicht schön. Die Beurlaubung nach sieben Spieltagen war unsinnig. Da bleibe ich bei.

Mittlerweile sind die Wogen aber hoffentlich geglättet.

Funkel: Natürlich. Die Herren, die das zu verantworten hatten, sind schon nicht mehr im Verein. Ich bin sicher: Wäre Werner Altegoer, der leider viel zu früh verstorben ist, damals noch Aufsichtsratsvorsitzender gewesen, wäre ich heute noch Trainer beim VfL Bochum.

Sie haben im September ihren Job bei 1860 München angetreten. Mit zwölf Treffern hat ihre Mannschaft die schwächste Offensive der 2. Liga. Benny Lauth hat in dieser Saison erst zwei Tore erzielt. Woran liegt es?

Funkel: Keine Frage, das ist nicht zufriedenstellend. Die Möglichkeiten waren da, es fehlt die Kaltschnäuzigkeit. Daran arbeiten wir jeden Tag hart. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns deutlich steigern werden, auch Benny Lauth. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Dafür steht ihre Defensive ganz ordentlich. Torwart Gabor Kiraly musste erst 15 Gegentore hinnehmen. Wie gefällt Ihnen eigentlich seine viel zu große, graue Hose, die er bei den Spielen trägt?

Funkel: Die gefiel mir immer schon gut, schon damals in Berlin. Aber viel wichtiger ist für mich der Mensch, der in dieser Hose steckt. Gabor ist 37 Jahre alt, ein enormer Rückhalt für uns und noch unheimlich fit. Der wird auch noch mit 40 auf diesem Niveau spielen. Die Hose ist sein Markenzeichen geworden. Gabor ist ein bisschen anders, aber das muss ja nicht schlecht sein.

Das stimmt. Letzte Frage: Wie endet das Spiel?

Funkel: Ich hoffe, dass wir ein Tor schießen. Ich sage mal 1:1.