Bochum. DFB-Kontrolleure haben den VfL Bochum bei der Zertifizierung fast eine Woche auf Herz und Nieren geprüft. Der Fußball-Zweitligist gehört in Sachen Nachwuchsförderung zu Deutschlands Spitze und will sich in Zukunft noch weiter verbessern. Endgültige Ergebnisse gibt es Ende des Jahres.
Auf einem Level mit Dortmund, den Bayern oder Leverkusen – was sportlich nur ein Hirngespinst bleibt, ist beim Nachwuchs lange Realität. In Sachen Nachwuchsförderung gehört der VfL zu Deutschlands Spitze. Und der nächste Schritt ist bereits in Aussicht.
Der DFB vergibt alle drei Jahre Sterne für die Nachwuchs-Leistungszentren der Vereine. Die Kontrolleure des Fußballbundes schwärmen dann aus und prüfen den Alltag bei den Klubs. Ende September waren sie in Bochum. „Verschiedene Teams werden komplett begleitet. Außerdem werden viele Einzelgespräche geführt“, erklärt der VfL-Nachwuchsleiter Alexander Richter. Vom Vorstand über die Nachwuchstrainer bis zum Profitrainer Peter Neururer mussten fast alle handelnden Personen Auskunft geben. Auch ausgewählte Talente, wie Jan Gyamerah oder Hendrik Gulden, wurden befragt.
Zwei von drei möglichen Sternen
Eines der Kriterien ist, in welcher Qualität ausgebildet wurde, also wie viele Talente den Sprung aus dem Jugend- in den Profifußball geschafft haben. Dabei ist es egal, ob sie – wie Leon Goretzka, Kevin Vogt oder Matthias Ostrzolek – mittlerweile bei anderen Vereinen spielen, oder – wie Jonas Acquistapace, Onur Bulut oder Patrick Fabian – in den eigenen Reihen. Gezählt wird bis zur dritten Liga, wo etwa Oguzhan Kefkir oder Daniel Heuer Fernandes kicken.
Der VfL ist nicht nur in dieser Kategorie gut aufgestellt. Bislang hat Bochum zwei von drei möglichen Sternen, einen Bonus gibt es für Klubs, die drei Viertel der Spieler im Profibereich unterbringen – ein nahezu unmögliches Unterfangen. Bei der letzten Prüfung fehlte nicht viel, den dritten Stern obendrauf gesetzt zu bekommen.
Bokenner-Club: Nachwuchs fördern
Mitglieder, egal ob Privatperson oder Unternehmen, genießen exklusive Vorteile: Bei allen Spielen der Nachwuchsteams und der Frauen haben Bokenner freien Eintritt. Als Bonus legt der VfL außerdem vier Tageskarten für Bundesligaheimspiele der Profis und ein spezielles Willkommens-Paket drauf.
Der Saisonbeitrag beträgt 350 Euro. Weitere Infos im Internet: www.bokenner.de
Seitdem wurde kontinuierlich an Optimierungen gearbeitet – etwa im Scouting-Bereich, wo der ehemalige U15-Coach Angelo Daut die Zügel in die Hand genommen hat. „Aber wir machen das nicht für den DFB, sondern für den VfL. Wir haben geschaut, was wir in unserer täglichen Arbeit verbessern können“, stellt Richter klar. Der DFB schaut sowieso nicht nach starren Richtlinien, sondern überprüft jeden Verein individuell auf über 500 Kriterien.
„Das Gesamtniveau ist gestiegen“
Fast eine Woche waren die DFB-Kontrolleure von morgens bis abends in Bochum, haben den VfL auf Herz und Nieren geprüft. Ein Ergebnis gibt es Ende des Jahres. Es ist schlecht vorhersehbar, weil es in den Vergleich mit den anderen Vereinen gesetzt wird. Richter ist sich einer Sache sicher: „Das Gesamtniveau ist gestiegen, aber auch wir haben uns verbessert.“
Ein dritter Stern ist also in Reichweite, doch ein großer Geldregen ist damit nicht verbunden - was Richter auch nicht das wichtigste ist: „Wir haben wieder viele neue Ideen bekommen, die wir bis zur nächsten Prüfung durchführen wollen. In erster Linie sind die Sterne eine Bestätigung unserer Arbeit und ein Beweis, welchen Stellenwert die Nachwuchsförderung in diesem Verein eingenommen hat.“ Als nächstes steht die Infrastruktur, insbesondere neue Kunstrasenplätze, auf dem Plan.
In Zukunft werden auch die Fans miteinbezogen: Durch den neu gegründeten Bokenner-Club ist es möglich, den Nachwuchs finanziell persönlich zu unterstützen. „Das Geld wird nur für die Jugend eingesetzt“, verspricht Richter.