Bochum. . Der VfL Bochum schlittert in der 2. Bundesliga immer tiefer in die Krise. Die Elf von Trainer Peter Neururer verlor das Heimspiel gegen Schlusslicht FC Ingolstadt mit 0:1 (0:0) und kassierte die vierte Pflichtspiel-Niederlage in Folge. Der VfL spielte zu langsam, zu ungenau und zu harmlos.

Peter Neururer hatte das Heimspiel gegen den FC Ingolstadt zum "Endspiel um die Stimmungslage" für den VfL Bochum ausgerufen. Der VfL verlor das Spiel gegen das Schlusslicht hochverdient mit 0:1 (0:0). Die Fans pfiffen, der VfL bleibt nach der dritten Niederlage in Folge Viertletzter der Tabelle und sechs Monate nach Neururers Amtsantritt ist von der Aufbruchstimmung nicht mehr viel übrig.

14.465 Zuschauer fragten sich, wo die Mannschaft geblieben ist, die gegen die Aufstiegsfavoriten Union Berlin und Greuther Fürth verdient gewann. Der VfL spielte zu langsam, viel zu ungenau und leistete sich groteske Fehler. Dabei hatte Neururer nach dem 0:1-Desaster in Sandhausen und mehreren Standpauken während der Trainingswoche Konsequenzen gezogen und sein Team auf sechs Positionen umgestellt. Den gesperrten Torwart Andreas Luthe ersetzte Michael Esser. Aus der Startelf flogen Yusuke Tasaka, Richard Sukuta-Pasu, Adnan Zahirovic, Holmar Eyjolfsson und Piotr Cwielong. Dafür spielten Patrick Fabian in der Innenverteidigung, Florian Jungwirth auf der Sechs, Christian Tiffert und Onur Bulut im offensiveren Mittelfeld und Ken Ilsö in der Spitze.

Mutiger VfL, aber nur für fünf Minuten

Neururer tauschte nicht nur die halbe Startformation aus, sondern änderte auch gleich das System. Der VfL probierte es offensiver - mit einem 4-1-3-2. Im offensiven Mittelfeld sollte Tiffert den Takt angeben. Und das ergab ein paar Minuten lang auch Sinn. Der VfL begann mutig, schon nach 60 Sekunden schoss Jonas Acquistapace aufs Ingolstädter Tor. Auf der Sechs räumte der zuletzt schmerzlich vermisste Jungwirth auf und Ilsö begann neben Sturmpartner Mirkan Aydin mit präzisen Pässen und beschleunigte das Spiel.

Das Bochumer Problem: Diese Phase dauerte nur fünf Minuten.

Die Gäste, mit vier Punkten aus neun Spielen nicht gerade mit dem Selbstbewusstsein eines Triple-Siegers angereist, verteidigten zunächst unter Interimstrainer Michael Henke so, wie es im modernen Fußball üblich ist. Tief stehen, sogar sehr tief, dem Gegner den Ball überlassen, und wenn möglich die wenigen Konter nutzen. Das war keine Zaubertaktik des neuen Manns an der Seitenlinie - und doch hielt Ingolstadt so problemlos das 0:0. Eine gute Chance für den VfL hatte nur Ilsö, dessen Freistoß Ingolstadts Keeper Ramazan Özcan aus dem Torwinkel fischte (16.). Das Bochumer Spiel wurde aber von Minute zu Minute ideenloser. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele: In der 23. Minute flankte Slawo Freier den Ball ins Toraus, Onur Bulut spielte einen Steilpass ins Nichts (32.), ein Abschlag von Keeper Esser landete im Niemandsland und kurz vor der Pause schlug Jungwirth einen langen, langen Pass - ins Seitenaus. Da hatten die Bochumer schon die Nerven verloren.

VfL-Trainer Neururer tobte an der Seitenlinie

Denn der VfL spielte nicht nur schwach, sondern konnte sich bei Jonas Acquistapace, Michael Esser und dem Torpfosten bedanken, dass es lange beim 0:0 blieb. Gleich drei erstklassige Möglichkeiten erspielten sich die Gäste. In der 24. Minute verlor Jungwirth den Ball im Mittelfeld an Pascal Groß. Dessen Pass erwischte Esser noch vor Christian Eigler, der Nachschuss des Ex-Schalkers Philipp Hofmann flog allerdings an Esser vorbei. Auf der Linie stand Acquistapace und schlug den Ball aus dem Strafraum. Direkt nach der Pause stand Marvin Matip frei vor dem Bochumer Tor - Esser klärte mit einer Glanzparade zur Ecke (49.). Dann versuchte es noch einmal Hofmann, doch sein Fallrückzieher prallte gegen den Pfosten (70.). Zwischendurch war der Ball im Strafraum gegen die rechte Hand von Marcel Maltritz geflogen - dafür gab es in dieser Saison schon Elfmeter (50.). Der VfL bettelte um ein Gegentor, und bekam es in er 78. Minute. Pascal Groß schlenzte einen Freistoß von der Eckfahne ins lange Eck. Da sah Esser unglücklich aus, zum einzigen Mal in diesem Spiel.

Auch interessant

Neururer tobte an der Seitenlinie und reagierte - es half nichts. Er brachte drei Sandhausen-Versager: zuerst Yusuke Tasaka und Piotr Cwielong (62.), dann Richard Sukuta-Pasu (73.). Alle standen noch im Mittelpunkt. Zuerst veursachte Tasaka mit einem dummen Foul den Freistoß, der zum 0:1 führte, dann verpasste der Japaner nach einem Querpass von Cwielong den Ball - freistehend, aus zwei Metern Entfernung. Slapstick! In der Nachspielzeit köpfte Sukuta-Pasu den Ball drüber.

Das waren die besten Bochumer Chancen in der Powerplay-Schlussphase, die der VfL nach der Gelb-Roten Karte gegen Hofmann (81.) in Überzahl beendete. Am Ende jubelte der FC Ingolstadt. Während die "Schanzer" mit zwei Dutzend mitgereisten Fans feierten, spielte die Stadionregie "Machst mit nem Doppelpass jeden Gegner nass" ein und Teile der Ostkurve pfiffen laut.

VfL fast ohne Torchance

picturegallery-345244_1306608.jpg
© WAZ FotoPool
Luthe musste nach seiner roten Karte zuschauen.
Luthe musste nach seiner roten Karte zuschauen. © WAZ FotoPool
Christian Tiffert
Christian Tiffert © WAZ FotoPool
Peter Neururer
Peter Neururer © WAZ FotoPool
Christian Tiffert
Christian Tiffert © WAZ FotoPool
Trainer Peter Neururer
Trainer Peter Neururer © WAZ FotoPool
picturegallery-345244_1306611.jpg
© WAZ FotoPool
Patrick Fabian
Patrick Fabian © WAZ FotoPool
Peter Neururer
Peter Neururer © WAZ FotoPool
picturegallery-345244_1306615.jpg
© WAZ FotoPool
Yusuke Tasaka
Yusuke Tasaka © WAZ FotoPool
Peter Neururer
Peter Neururer © WAZ FotoPool
Mirkan Aydin und Riochard Sukutu-Pasu
Mirkan Aydin und Riochard Sukutu-Pasu © WAZ FotoPool
.Onur Bulut
.Onur Bulut © WAZ FotoPool
Slawo Freier
Slawo Freier © WAZ FotoPool
Der VFL Bochum spielt am 06.10.2013 im Punktspiel in der Zweiten Bundesliga gegen den FC Ingolstadt  im Rewierpower Stadion in Bochum und verliert 0:1.Foto: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool
Der VFL Bochum spielt am 06.10.2013 im Punktspiel in der Zweiten Bundesliga gegen den FC Ingolstadt im Rewierpower Stadion in Bochum und verliert 0:1.Foto: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Onur Bulut
Onur Bulut © WAZ FotoPool
Florian Jungwirth
Florian Jungwirth © WAZ FotoPool
Peter Neururer und Slawo Freier
Peter Neururer und Slawo Freier © WAZ FotoPool
Yusuke Tasaka vergibt eine Chance.
Yusuke Tasaka vergibt eine Chance. © WAZ FotoPool
Peter Neururer
Peter Neururer © WAZ FotoPool
Patrick Fabian
Patrick Fabian © WAZ FotoPool
picturegallery-345244_1306619.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-345244_1306612.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-345244_1306607.jpg
© WAZ FotoPool
Trainer Neururer tröstet Slawo FreierFoto: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool
Trainer Neururer tröstet Slawo FreierFoto: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
1/26

Dass nicht alle pfiffen, wertete Sportvorstand Christian Hochstätter als größten Erfolg des Tages: "Die Einzigen, die von der ersten bis zur letzten Minute da waren, waren die Fans. Es ist positiv, dass man sich auf die Fans verlassen kann."