Bochum. Das Schlusslicht FC Ingolstadt gewann so glanzlos wie verdient mit 1:0 (0:0) beim erschreckend harmlosen VfL Bochum. Erstmals musste Sportvorstand Christian Hochstätter eingestehen, dass „die Entwicklung schlecht ist“ im Moment. Der VfL verlor zum vierten Mal in Folge.
Der VfL Bochum ist in der ersten Krise der neuen Saison angekommen - und das schon nach dem zehnten Spieltag. „Die Enttäuschung sitzt so tief, dass ich richtig Freude empfinde, meine Mannschaft zwei Wochen auf das nächste Spiel vorzubereiten“, sagte Peter Neururer. Das sagt alles.
Erzgebirge Aue ist nach der Länderspielpause am 19. Oktober Gastgeber. Ein Abstiegsduell beim Angstgegner (13 Uhr, live in unserem Ticker). Die Vorfreude der Fans dürfte sich in Grenzen halten nach der vierten Pflichtspiel-Niederlage in Folge.
Zu desaströs war der Kick in Sandhausen, kaum minder blamabel der Auftritt gegen Ingolstadt. Neururer wollte zwar einen gewissen „Willen“ erkannt haben bei seiner Elf, das reichte aber weitem nicht, um Druck auszuüben, Akzente zu setzen - gegen das Schlusslicht. „Uns hat heute die Qualität gefehlt“, räumte der Trainer ein.
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Nicht nur das. Ein paar Minuten zu Beginn durfte man als Bochumer Hoffnung haben, dann dominierte Angsthasenfußball mit technischen Mängeln. So könnte man das umschreiben, was Christian Hochstätter, der Sportvorstand, noch höflich, aber nicht weniger eindeutig ausdrückte: „Mir fehlte die Aggressivität, den Gegner so zu beeindrucken, dass er noch mehr Fehler macht als ohnehin schon.“ Und, so darf man den Ball weiterspielen: Noch mehr Fehler als Ingolstadt machte der VfL. Warum Bochum noch verunsicherter wirkte als Ingolstadt nach sieben Pleiten in neun Partien, ist eine der Kernfragen der nächsten Tage.
VfL-Trainer Neururer nahm sechs Wechsel nach dem Sandhausen-Desaster vor
Die Laufwege passten nicht, es gab keine Harmonie, keinen Druck auf den eine Halbzeit lang sehr tief stehenden und dann immer mutigeren, klar besseren Gegner. Womöglich auch eine Folge von Umstellungen, wobei die meisten ja zweifellos folgerichtig waren: Sechs Wechsel nahm Peter Neururer nach dem Sandhausen-Desaster vor, und geht es gut, hat er alles richtig gemacht.
Es ging nicht gut.
Neururer verzichtete auf die zweite Sechs, Christian Tiffert blieb als geplanter Regisseur davor in dem 4-1-3-2 blass, wirkte auch zu langsam. Auch die neuen Außen Onur Bulut, der sich bemühte mit Licht im Zweikampf und Schatten in seinen finalen Pässen, und dem unauffälligen Rechtsfuß Danny Latza auf links enttäuschten. Ebenso wie der zu zaghaft auftretende Ken Ilsö als zweite Spitze, wobei Mirkan Aydin wie in Sandhausen kaum besser war: Erschreckend, wie oft dem einst mal so ballsicheren Stürmer die Bälle verspringen.
Konsequenz: Spielfluss gab es kaum, klare Chancen sowieso nicht, weit weniger als in den letzten, abgesehen vom Ergebnis ja durchweg guten Heimspielen. Erst in der Schlussphase, nach 0:1 und in Überzahl nach dem Platzverweis (Gelb-Rot) für den munteren Ex-Schalker Philip Hofmann erspielte sich Bochum ein „dickes Ding“. Die Szene spiegelte letztlich alles wider: Der mit dem ebenfalls strafversetzten Piotr Cwielong nach einer Stunde eingewechselte Yusuke Tasaka verstolperte den Ball frei zwei Meter vor dem Tor nach Querpass von Cwielong. Unfassbar. Und auch Sukuta-Pasus Kopfball in der Nachspielzeit flog übers Tor.
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Das war’s, und das war viel zu wenig - Ingolstadt hatte da mehr zu bieten. Schon im ersten Durchgang retteten der bis zum 0:1 gute Michael Esser und dann Jonas Acquistapace auf der Linie, nach dem Wechsel Esser (gegen Matip) und der Pfosten (Hofmann-Fallrückzieher). Ehe Pascal Groß mit einem Freistoß das vom VfL geradezu erbettelte 1:0 erzielte: Michael Esser zögerte, der Ball senkte sich fast von der linken Eckfahne über ihn hinweg direkt ins lange Eck. Bezeichnend die Entstehung: Einen Querschläger von Jonas Acquistapace, als Linksverteidiger nur eine Notlösung, nimmt der FCI dankend zum Gegenangriff auf, und das Foul von Tasaka war überflüssig. Wie so manche Aktion an diesem Tag, an dem es Pfiffe gab, insgesamt aber die Unterstützung der Fans überwog. Was Hochstätter als einzig Positives erkannte: „Auf die Fans kann man sich verlassen, das muss die Mannschaft mitnehmen.“
VfL-Sportvorstand Hochstätter lässt sich nicht vom Weg abbringen
Erstmals musste der neue Manager aber eingestehen, dass „die Entwicklung schlecht ist“ im Moment: Bis zum Spiel gegen Aalen, so Hochstätter im Einklang mit Neururer, habe man im Fußballerischen gute Fortschritte gemacht, zuletzt den Faden verloren. Den gelte es wiederzufinden, mit Neururer vorneweg. Hochstätter: „Bis vor zwei Wochen war die Leistung in Ordnung, da lässt man sich auch nach vier Niederlagen nicht von seinem Weg abbringen.“
VfL fast ohne Torchance