Bochum. Den Gipfel des Säntis haben die Profis des VfL Bochum bezwungen im Schweizer Trainingslager, Berghütten-Übernachtung inklusive. In der Bundesliga warten allerdings schwierigere Aufgaben auf den VfL - der Klassenerhalt zum Beispiel.

Ein unbequemer Alpen-Aufstieg, der das Wir-Gefühl stärken soll im Team des VfL – um dem Abstieg erneut zu entkommen. Möglichst entspannt. Denn bei einer nur annähernd ähnlich schwachen Hinrunde wie vor einem Jahr, als der VfL mit elf Punkten auf dem vorletzten Platz überwinterte, droht dem Klub die Hölle des Fan-Aufstandes, die von Gipfel-Stürmen träumen – ohne Rücksicht darauf, dass man in Bochum finanziell keine Berge versetzen kann.

Pluspunkte:

Der VfL absolvierte eine gute Vorbereitung, vor allem: Alle Spieler sind fit. Nach einer schier unfassbaren Verletzten-Misere in der Vorsaison ist der „Konkurrenzkampf”, den Trainer Marcel Koller beschwört, neu entbrannt beim VfL – trotz eines fast identischen Kaders. Alle Leistungsträger blieben dem Klub treu, die Mannschaft ist eingespielt, sie hat Coolness im Abstiegskampf schon bewiesen. Hoffnungen auf spielerisch bessere Zeiten wecken vor allem die Rückkehr von Linksverteidiger Christian Fuchs und Topstürmer Stanislav Sestak. Auch im Mittelfeld gibt es spielstarke Alternativen (Epalle, Ono), und im Tor dürfte Philipp Heerwagen zur Nummer eins aufrücken. Der 26-Jährige strahlte im entscheidenden Saisonfinale und in der Vorbereitung eine größere Sicherheit aus als sein Vorgänger Daniel Fernandes.

Minuspunkte:

Mittelfeldspieler Andreas Johansson aus Schweden (300 000 Euro) und der slowenische Nationalstürmer Zlatko Dedic (800 000 Euro) sind die einzigen Zugänge – Kracher heißen anders. Dem VfL fehlen die Mittel selbst für einen halben BVB-Barrios, einen „größeren Umbruch” soll es laut Sportvorstand Thomas Ernst erst 2010/11 geben. Zunächst muss Trainer Koller, anders als geplant, mit nur vier Stürmern auskommen. Fällt Sestak aus oder ist außer Form, fehlt dem VfL Torgefahr. Und alles, was nicht rund läuft, wird von (zu) vielen Anhängern dem Trainer angelastet – trotz seiner Erfolge (Aufstieg, dreimal Klassenerhalt). Während der Verein voll und ganz hinter dem Schweizer steht, sehen ihn etliche Fans lieber heute als morgen zurück in den Bergen.

Ambitionen:

Ein guter Start, eine ruhige Hinrunde, ein frühzeitiger Klassenerhalt. Punkt. Der VfL schätzt das Mögliche realistisch ein.

Prognose:

Eingespieltes Team mit Luft nach oben, sehr viel Erfahrung im Abstiegskampf: Bochum wird es erneut packen, wenn auch erst auf der Zielgeraden.