Bochum. Der VfL Bochum startet wieder in eine schwierige Saison. Im Interview mit DerWesten spricht VfL-Sportdirektor Thomas Ernst über seine Erwartungen und Wünsche an die neue Spielzeit.

Herr Ernst, Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Mannschaft in der Saisonvorbereitung?

Thomas Ernst: Ich bin mit der Vorbereitung zufrieden. Die Jungs geben Gas und die Einstellung im Training und auch in den Testspielen ist sehr gut. Es wird konzentriert und bewusst gearbeitet und die Grundlagen für eine gute Hinrunde gelegt.

Ein großer Unterschied zum vergangenen Jahr ist, dass der VfL schon zwei seiner Testspiele gewonnen hat. Gibt das das nötige Selbstvertrauen für eine solide Hinrunde?

Ernst: Es ist tatsächlich gut, dass wir Testspiele positiv bestreiten konnten. Natürlich sollte man die Ergebnisse in der Vorbereitung nicht überbewerten, aber man hat im vergangenen Jahr doch gesehen, dass man gerade in diesen Spielen Selbstvertrauen sammeln kann, die Stimmung im Team positiver wird und vor allem auch ein Zeichen nach Bochum sendet, um eine negative Grundhaltung zu verhindern. Es ist ein anderes Arbeiten, wenn man Vorbereitungsspiele gewinnt, das hat das Wintertrainingslager mit dem Sieg gegen Herbstmeister Hoffenheim gezeigt. Aber letztlich gibt es keinen Ersatz für Siege in der Liga, aber kein Sportler verliert gerne – auch kein Testspiel.

Wenn man sich die Bundesliga-Vereine mal anguckt, haben viele Vereine, die sportlich auf Augenhöhe sind oder waren, einen größeren Etat als der VfL. Sie sprachen kürzlich von „anderen Hebeln“, die der VfL umlegen muss. Was meinen Sie damit?

Ernst: Wir müssen einfach sorgfältig arbeiten, unsere Spieler besser machen und zum Beispiel durch den internen Konkurrenzkampf die Leistung der Spieler steigern. Wir haben das Gefühl, dass es grundsätzlich in der Mannschaft passt, wir uns nur punktuell verstärken müssen. Die Verantwortlichen von anderen Vereinen hatte dieses Gefühl anscheinend nicht und haben deshalb teilweise kräftig in die Mannschaft investiert. Wir stellen uns dem Konkurrenzkampf in der Bundesliga.

Wie bewerten Sie die Entwicklung von Mavraj, Vogt und Fabian?

Ernst: Kevin ist erst 17 Jahre jung und somit etwas außen vor. Er muss noch die Schule fertig machen, soll aber in den Profi-Alltag reinwachsen, viel lernen und perspektivisch in der Bundesliga Fuß fassen. Mavraj und Fabian haben in der vergangenen Spielzeit gezeigt, dass sie soweit sind und diese beiden Jungs schüren den Druck auf andere Spieler in der Mannschaft.

Als ehemaliger Torwart interessiert uns natürlich der Kampf um den Platz zwischen den Pfosten beim VfL. Wie groß ist dort der Konkurrenzkampf und zeichnet sich schon was ab aus Ihrer Sicht?

Ernst: Natürlich habe ich da meine Meinung zu. Aber wer im Tor steht, entscheidet unser Cheftrainer Marcel Koller. Philipp Heerwagen hat in der zurückliegenden Saison riesen Schritte gemacht und Daniel Fernandes will sich wieder zurückholen, was er verloren hat. Die Situation in unserem Tor ist wesentlich besser als letztes Jahr.

Ein Stürmer soll noch kommen und die Brust der Trikots soll nicht mehr blank sein – wie sind da die Zwischenstände in Ihrer und Ansgar Schwenkens Arbeit?

Ernst: Wir werden keinen gestandenen Stürmer mehr holen, aber arbeiten trotzdem noch hart an einer Alternative. Beim Trikotsponsor laufen die Gespräche mit SportFive und wir wollen weiter bis zum Pokalspiel einen Trikotsponsor präsentieren. Wir sind nicht hoffnungslos, was eine Entscheidung angeht.

Wie lautet die Zielsetzung des VfL Bochum in der Spielzeit 2009/10 – werden wieder die 45 Punkte angepeilt?

Ernst: Wir wollen eine Saison spielen, in der wir möglichst früh den Klassenerhalt fix machen und das werden wir auch nach außen transportieren. Wir haben 60 Prozent weniger Etat zur Verfügung als der Liga-Schnitt und deshalb ist es wichtig, dass wir sagen, dass jedes Jahr Bundesliga für den VfL Bochum ein tolles Ziel ist. Ich persönlich traue der Mannschaft einige positive Überraschungen zu.

Was möchten Sie in der Saison 2009/10 nicht erleben?

Ernst: Ich möchte ungerne eine Saison erleben, in der Philipp Bönig wieder kein Tor schießt. Ich gönne Philipp endlich seinen ersten Bundesliga-Treffer (lacht). Ich wünsche mir eine Saison möglichst weit weg von den Abstiegsrängen und mit wenig negativen Serien.

Wenn man den Blätterwald durchforstet, hat der VfL nur eine Außenseiterrolle in der kommenden Saison – ist es gut, vielleicht unterschätzt zu werden?

Ernst: In Fachkreisen wird der VfL Bochum meiner Meinung nach nicht unterschätzt. Dort weiß man um die Qualität des Trainers und unseres Kaders. Aber es ist sicherlich nicht schlecht für uns, wenn man von uns nicht so viel erwartet und wir es schaffen können, die Leute zu überraschen.