Bochum. Der VfL Bochum fiebert dem ersten Pflichtspiel-Auftritt entgegen - und anders als in der vergangenen Saison wollen alle spielen. Weil (fast) alle fit sind.
Der FSV Mainz 05 musste am Dienstag sein Testspiel gegen den BVB absagen: Mehr als ein Dutzend Profis waren verletzt, krank – nicht einsatzfähig. Nun war der VfL Bochum in der vergangenen Saison zwar trotz chronisch vieler Ausfälle immer noch in der Lage, eine mehr oder minder konkurrenzfähige Mannschaft auf den Rasen zu schicken. Doch die aktuelle Mainzer Situation kann man beim VfL zweifellos gut nachempfinden.
Und jetzt? Kurz vor dem Ende der Vorbereitung, kurz vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison, dem Pokal-Auftritt bei den Sportfreunden Lotte am kommenden Sonntag? Keine Spur von diesen alten Sorgen. Kevin Vogt, der 17-jährige Jungprofi, kuriert einen Pferdekuss aus. Alle anderen Profis tummeln sich auf dem Trainingsrasen. Sagen, sie sind fit. Zeigen, dass sie spielen wollen. Am Sonntag. Trainer Marcel Koller hat, Stand gestern, nach gefühlt ewiger Zeit tatsächlich mal die freie Auswahl.
Anthar Yahia etwa ist so einer, der unbedingt auflaufen will in Lotte. Zwei Wochen hatte der algerische Nationalspieler nur Urlaub, „das reicht doch, mein Kopf ist frei”, sagte der 27-Jährige gestern, bestens gelaunt an diesem sonnigen Trainingstag. „Es macht zur Zeit einfach Spaß”, so der Innenverteidiger, der mit Mergim Mavraj um den Platz neben Marcel Maltritz kämpft – und der brennt auf den ersten Ernstfall namens Pokal. Dass ein Erfolg bei einem ambitionierten Viertligisten – manche handeln Lotte als Geheimfavorit – für den Bundesligisten zwar absolute Pflicht, aber noch lange keine Selbstverständlichkeit ist, weiß Yahia nur allzu gut: Er war es, der in der ersten Pokalrunde der vergangenen Saison den entscheidenden Elfmeter zum 6:5 bei Preußen Münster verwandelt hatte. Ein Zitterspiel war das, das Yahia diesmal, nicht weit entfernt vom Preußen-Stadion, in der PGW-Arena der Sportfreunde, nicht erneut erleben will: „Wir müssen von Anfang an aggressiv spielen, dann gewinnen wir auch in 90 Minuten.”
So plant das auch Christian Fuchs. Der Österreicher fehlte dem VfL in den entscheidenden Wochen der Vorsaison wie kein Zweiter, Schritt für Schritt hat er sich wieder rangekämpft – und sieht sich auf bestem Weg zu alter Fitness. „Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass ich mich so schnell wieder fange”, sagt der Außenverteidiger. „Mir geht es körperlich gut, ich bin heiß auf die ersten Partien.” Ein wenig „Muskelmasse” müsse er noch aufbauen, sagt Fuchs, der seine Verletzung als „zu 90 Prozent” auskuriert betrachtet – so auskuriert jedenfalls, dass seinem vollen Einsatz nichts im Wege steht: „Da stört nichts mehr.” Was auch nötig ist in Lotte: „Unterklassige Gegner sind bis in die Haarspitzen motiviert, das wird nicht leicht werden”, so Fuchs. Kein „Selbstläufer” eben, wie der stellvertretende Kapitän Christoph Dabrowski meint. Gegen Trabzonspor habe man trotz des 0:1 gesehen, dass die Aggressivität zunehme, und am Tick fehlender Spritzigkeit wird gerade im Training noch gearbeitet.
Elfmeterschießen steht da nicht auf dem Programm.