Bochum. Mit Leon Goretzka und Christoph Kramer im defensiven Zentrum wird Karsten Neitzel das Schlüsselspiel gegen Aue angehen lassen. Christoph Dabrowski muss seinen Platz räumen. Neu in die Startelf rücken könnten Slawo Freier, Mirkan Aydin und Michael Ortega.
Der Wind weht wieder eisig an diesem zweiten Apriltag, auch am sonnigen Trainingsplatz des VfL Bochum. Gut zwei Stunden lang dürfen die Profis ihre Arbeit verrichten, länger als üblich, in Spielformen, Torschuss-Übungen, bei einem elf gegen elf mit A- und B-Team. Nachmittags geht’s in Gruppen weiter, Überziehen im Sinne von blindem Aktionismus will Trainer Karsten Neitzel nicht. Der emotional stets mitgehende, aktuell ziemlich aufgeladene Coach hält nichts von medien- und fanwirksamen Aktionen, wie sie Rudi Bommer jüngst in Cottbus inszenierte, als er nach einer Niederlage nachts um vier zum Training „bat“. Und manch Journalisten offenbar gleich mit einlud....
Neitzel bleibt auch in der Härte der Zeit seiner Linie treu: Jedem das, was er benötigt. Eher Streicheleinheiten, sagt er, gibt es für die „sensiblen Jungs“, die man damit stärken könnte; und harte Worte für die, denen man eher was um die Ohren knallen muss, damit sie richtig aufwachen. Namen nennt der Trainer nicht, aber ein Zlatko Dedic, der ja durchaus viel von sich hält und das selten zeigt beim VfL, dürfte sich was angehört haben.
Neitzel mit Einzelgesprächen beschäftigt
Sieben Einzelgespräche jedenfalls standen allein gestern auf Neitzels Zettel. Wobei der Trainer betont, dass er von mangelndem Selbstvertrauen nichts hören will, auch nicht nach fünf Ligaspielen ohne Sieg. „Wer nach diesen Leistungen meint“, sagt er mit Blick zurück auf Kaiserslautern oder Braunschweig, „er habe nicht genug Selbstvertrauen um zu sagen: Wir sind so stark, dass wir gegen Aue gewinnen können, dem kann ich auch nicht helfen.“ Er selbst wolle jedenfalls „dafür sorgen, dass alle Spieler so rausgehen, um Aue relativ zügig zu zeigen, wer hier ein Heimspiel hat.“
Dedic, davon darf man ausgehen, wird nach seiner erneuten Null-Leistung bei der Hertha in diesem Schlüsselspiel, am Freitag gegen Aue (18 Uhr, live bei uns im Ticker), erstmal nicht auf den Rasen schreiten (wobei man fairerweise sagen muss, dass die meisten anderen kaum besser waren beim 0:2 in Berlin). Klar ist auch, dass Christoph Dabrowski aus der Startelf rutscht. Leon Goretzka und Christoph Kramer, so Neitzel, werden das Duo im Defensiv-Zentrum bilden.
Aydin ist von Beginn an zu erwarten
Und ganz vorne ist Mirkan Aydin zu erwarten, deshalb hatte Neitzel ihn ja in Berlin für 25 Minuten noch gebracht. Zum Reinschnuppern. Zwar ist der Stürmer offensichtlich - auch im Training - längst nicht bei alter Klasse angelangt, aber „ich hoffe, dass er auflaufen kann“, sagt der Trainer. So lange es geht, für eine Stunde vielleicht, dürfte Aydin Bochums Spitze sein - der Rest hatte ja seine Chancen. Und hat sie nicht genutzt.
Slawo Freier, wie Aydin mit kurzer Hertha-Spielpraxis nach langer Pause, ist erster Kandidat für die Position des ausgerechnet gegen Abstiegskonkurrent Aue gesperrten Yusuke Tasaka. Als zentraler Offensiv-Mann durfte gestern in der A-Elf beim Abschluss-Spiel Michael Ortega ran. Die Alternative heißt Alexander Iashvili.
- FAN- UND LESERAUFRUF: „UNTERSTÜTZT DEN VFL“
- Besorgt ist Uwe Beier vom kleinen VfL-Fanklub „Revier-Legenden“ (20 Mitglieder) - und rief die WAZ an, um einen „Aufruf“ zu starten. Er appelliert an „alle Bochumer“, nicht nur an die Anhänger, „den VfL zu unterstützen und ins Stadion zu gehen“. Am Freitag, beim Schlüsselspiel gegen Aue. „Damit wir wenigstens in der 2. Liga bleiben. Das ist auch wichtig für die Stadt“, sagt Beier.
- Ähnlich denkt WAZ-Leser Christian Leifels (51), der uns seine Sicht schrieb. „Der Rückhalt von Bochum ist wichtig für den VfL, bei dem es am guten Willen in keinster Weise mangelt“, meint der VfL-Fan am Ende. „Jeder, der im Stadion und auch außerhalb die Daumen drückt, ist wichtig. Ich breche diese Lanze für den VfL. Und jeder, der positiv den Rücken stärkt, zählt.“