Bochum. „Drei Punkte nach drei Spielen sind natürlich großer Mist“, sagte VfL-Sportvorstand Jens Todt nach dem 0:1 gegen Aalen. Schon jetzt ist klar: Fußball-Zweitligist Bochum steht eine anspruchsvolle Saison bevor. Ein Lagebericht des VfL Bochum nach drei Spieltagen.
Es geht schnell im Fußball. Emotional ist das wohl gut für das Geschäft, für Klubs, Medien, Sponsoren. Rational ist das Tempo der Schwarz-Weiß-Malerei immer seltener nachvollziehbar.
Nehmen wir Rene Adler. Der neue Torwart des Hamburger SV, wurde nach dem 0:1 gegen Nürnberg gefragt, ob sich sein Klub nun „mitten im Abstiegskampf“ befindet. Na klar, mittendrin, was denn sonst. Adler lächelte die Frage weg.
Nehmen wir Bochum. Gelächelt hat hier, zum Glück, niemand nach dem frustrierenden 0:1 gegen den Underdog. Eine Niederlage, die im Selbstverständnis eines VfLer umso mehr schmerzt, weil sie eben gegen den VfR Aalen zustande kam. Gegen eine Mannschaft, die kaum Fans mitbringt, keine Geschichte hat, keine Namen. Aber taktisch gut genug ist für den VfL, in der Entschlossenheit, in der Präsenz sogar stärker daher kommt.
Folge: Das große Feiern vor drei Wochen, nach dem 2:1 gegen das weitaus höher gehandelte Dresden, ist Geschichte.
Der schleppende Start des VfL Bochum liegt nicht nur in Profi-Debütanten begründet
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Weder die „damals“ ausgelassene Stimmung noch die düstere Tristesse nach zwei bitteren Pleiten, dem 0:4 in Paderborn und nun dem 0:1 gegen Aalen, waren und sind der Realität angemessen. Der VfL Bochum steht, das war spätestens während der Vorbereitung überdeutlich zu erkennen, vor einer sehr schwierigen Saison mit mehr Stolperfallen als Hurra-Attacken. Weil es an gehobener Zweitliga-Klasse fehlt. Weil, das muss man dieser Mannschaft mal zugestehen, die Elf völlig umgekrempelt wurde: Der von vielen so oft herbeigesehnte Umbruch hat stattgefunden in diesem Sommer, gegen Aalen standen sieben „Neue“ in der Startelf.
Der schleppende Start liegt eben nicht nur in der viel zitierten „Unerfahrenheit“ von Profi-Debütanten wie Florian Brügmann begründet. Wie hätte man denn all die Patzer, nur zum Beispiel, von Lukas Sinkiewicz erklärt, wenn Aalen aus seinen unfassbaren Fehlpässen auch mal Kapital geschlagen hätte wie nach Brügmanns Fauxpas kurz vor Schluss? Mit mangelnder Reife des Ex-Nationalspielers?
„Wir sind alle tief enttäuscht“, sagte Sportvorstand Jens Todt nach dem 0:1. „Drei Punkte aus drei Spielen, das ist natürlich großer Mist. Aber für eine erste Bilanz ist es noch zu früh. Wir können das schon am Sonntag korrigieren.“
Weitere Niederlage würde Neuaufbau beim VfL Bochum erheblich stören
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In Regensburg. Beim nächsten Aufsteiger. Wieder so ein Team der Namenlosen, das den Etablierten das Leben richtig schwer machen kann. Bei den Aufstiegsmitfavoriten 1860 München (0:1) und Hertha BSC (1:2) unterlag man nur knapp, zuhause gab es gegen Chaosklub MSV einen 2:0-Erfolg.
Eine weitere Niederlage aber, so ist das im rasanten Fußballgeschäft, würde dem VfL weitere, verdammt schwere Steine in den Weg des Neuaufbaus legen. Wohin dieser Weg den Verein führt, mag oder wagt ja ohnehin noch niemand zu sagen. Alexander Iashvili, der Routinier, hat auf diese Frage mit einer Binse geantwortet, in der mitunter eben auch viel Wahres steckt: „Wir müssen“, sagt er, „von Spiel zu Spiel denken.“
Der Rest ist schnell vergessen.