Bochum. Nach der 0:1-Niederlage gegen den VfR Aalen beklagten Team und Trainer vor allem einen individuellen Aussetzer, der zur Niederlage führte. Doch die Probleme des VfL gehen tiefer, vor allem dem Sturm fehlt es an Durchschlagskraft - im Winter müssen Fehler korrigiert werden.
Andreas Luthe war „extrem sauer“. „Eine clevere Mannschaft“, sagte der Kapitän und Torhüter des VfL Bochum, „geht hier heute mit einem Punkt vom Platz“. Nach diesen Worten war klar: Der VfL hatte sich bei der 0:1-Niederlage gegen den Aufsteiger VfR Aalen in der entscheidenden Situation als zu grün erwiesen und kurz vor Toresschluss einen Punkt weggegeben, der noch einmal richtig weh tun kann.
Mit dem Optimismus, den der 2:1-Auftaktsieg gegen Dresden ausgelöst hatte, ist es früh vorbei, der VfL steckt mittendrin in einem zähen und schwierigen Entwicklungsprozess. Dass der ansonsten akzeptabel aufspielende Florian Brügmann in der Endphase der Partie vielleicht etwas zu viel wollte, den Ball nach vorne und damit leider auch in die Beine des Gegners spielte, der postwendend durch Kevin Kampl - nach einem missglückten Rettungsversuch von Marcel Maltritz und Lukas Sinkiewicz - den Knockout für den VfL landete, wurde anschließend vielfach beklagt. Mehrfach sprach Trainer Andreas Bergmann von dem „berühmten Lehrgeld“, das man nun zahlen müsse, aber auch von einem „unglaublichen Fehler, der uns bluten lässt“, und „fatalen Ding“. Zweifellos alles richtig, aber nur die halbe Wahrheit.
Zu geringe Durchschlagskraft in der Offensive
Denn die Bochumer hatten ja zuvor ihre wenigen Möglichkeiten liegen gelassen und zu geringe Durchschlagskraft in der Offensive entwickelt gegen einen zugegebenermaßen sehr tief stehenden und damit schwer zu bespielenden Gegner. Aber darf man von einem 17-jährigen Mittelfeld-Ausnahmetalent wie Leon Goretzka, der ein paar richtig gute Szenen in der Offensive hatte, erwarten, dass er in der 2. Bundesliga Tor um Tor erzielt und damit seine Mannschaft auf Kurs hält? Da dürften doch vor allem andere gefordert sein.
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„Wir betreiben einen hohen Aufwand, trotzdem hatte Aalen die besseren Chancen“, sagte Andreas Luthe noch und traf damit den Nagel auf den Kopf. Die komplette Bochumer Mannschaft wirkt nicht torgefährlich und entschlossen genug. Denn es ist ja nicht verboten, auch mal aus 18 Metern (Maltritz, Kramer) draufzuhalten, wenn sich die Gelegenheit bietet, oder mal einen Kopfball (Maltritz) im Tor unterzubringen, wenn man vergeblich nach einem Gegenspieler sucht, der einem den Ellenbogen in die Rippen rammen könnte. Noch einmal darauf hinzuweisen, dass der Konterspieler Zlatko Dedic nicht passt zu einer Spielweise, die auf Dominanz ausgerichtet ist und ausgerichtet sein muss, weil andernfalls das Publikum murrt, könnte man sich allmählich schenken, wenn nicht genau an dieser Stelle der Mangel augenfällig wäre.
Im Winter müssen Fehler korrigiert werden
Eine Alternative aber scheint nicht erkennbar zu sein. Immer noch auf den großen Entwicklungsschub oder sogar Durchbruch von Nika Gelashvili, den Mann ohne erkennbare Eigenschaften, zu hoffen, wäre tatsächlich fatal. In diesem Fall muss man unbedingt im Winter Nägel mit Köpfen machen, einen Fehler eingestehen und ihn korrigieren. Und Kevin Scheidhauer wird derzeit über Minuteneinsätze in der Schlussphase - offenbar als eine Art Brechstange - an die 2. Liga herangeführt. Mehr ist zurzeit nicht im Sturmzentrum.
Und so muss man sich beim VfL allmählich Gedanken über die Spielausrichtung machen müssen. Für 62 Prozent Ballbesitz, das war der Wert bei der nicht unverdienten Niederlage gegen Aalen, gibt’s keinen Applaus, wenn am Ende der Gegner jubelt.