Bochum. Zlatko Dedic hat in der Vorbereitung bisher einen starken Eindruck hinterlassen. Der Slowene präsentiert sich nach seiner Rückkehr aus Dresden als einer der wenigen Bochumer mit viel Selbstbewusstsein.

Die Zeiten ändern sich im Fußball, mitunter rasend schnell. Zlatko Dedic ist ein vorzügliches Beispiel dafür - vom Stürmer, den kaum einer mehr sehen wollte in Bochum, zu einer Art Hoffnungsträger in nur wenigen Monaten.

Dabei ist der Slowene zweifellos so geblieben, wie er immer war. Kein technisch hochbegabter, aber ein immens lauffreudiger Teamplayer. Ein Gute-Laune-Typ, ein Familienmensch. Und ein cleverer Profi, auch in der öffentlichen Diktion. „Ich hatte“, sagt der 27-Jährige, „ein sehr schönes Jahr in Dresden. Aber das ist Vergangenheit. Ich fühle mich in Bochum wohl, ich spüre wieder Vertrauen vom Trainer, vom Verein. Ich will hier mein Bestes geben.“

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Dedic versteht es zweifellos blendend, Sätze wie aus dem Lehrbuch für Fußballprofis zu sprechen. Auf deutsch, bei Bedarf auf slowenisch, bosnisch, italienisch, englisch, fünf Sprachen spricht er. Ob er einen Wechsel in diesem Sommer ausschließen kann? Dedic lächelt. „Ich konzentriere mich voll auf Bochum. Ich will so gut spielen wie im letzten Jahr - oder noch besser“, sagt er dazu.

Dedic' gut dotierter Vertrag läuft bis 2013

Er ist eben einer der wenigen im Bochumer Lager, die zuletzt auf sich aufmerksam machten - und für die der VfL daher Geld kassieren könnte. Dedic’ gut dotierter Vertrag läuft bis 2013, sein Marktwert wird auf eine Millionen Euro geschätzt. „Wir sind froh, dass er bei uns spielt“, versichert Finanzvorstand Ansgar Schwenken: „Bei einem richtig guten Angebot müssten wir natürlich darüber nachdenken, wie bei jedem Spieler. Doch so ein Angebot liegt nicht vor.“

Seit gestern arbeitet Dedic mit seinen Kollegen in Barsinghausen, im zweiten Trainingslager, und wenn nichts dazwischen kommt, dann ist er zum Auftakt gegen Dresden, ausgerechnet seinen Ex-Klub, sicherlich gesetzt. Nicht nur wegen seiner Bilanz in den Testspielen gegen Viktoria Köln und Osnabrück, als er drei von vier VfL-Toren erzielte. Trainer Andreas Bergmann schätzt „seine Art, sein hohes Engagement, seine Laufbereitschaft.“ Und: sein Selbstbewusstsein nach einer „erfolgreichen Saison“.

Zur Erinnerung: Als Zlatko Dedic vor knapp einem Jahr Bochum verließ, trauerte ihm kaum einer eine Träne nach. Obwohl er sich, wie Sportvorstand Jens Todt schon damals sagte, „sehr professionell“ verhalten hat im Training, im Umgang. Nur die Freude am Spiel, die war ihm genommen worden. Schon nach dem Abstieg aus der 1. Liga wollte der VfL ja den Slowenen - nicht zuletzt aus finanziellen Gründen - am liebsten verkaufen.

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Ein Jahr später, nach dem verpassten Aufstieg und einer gerade für Dedic unbefriedigenden Saison, sortierte Trainer Friedhelm Funkel ihn aus. Dabei musste Dedic unter Funkel, wenn er denn spielte, über außen ran im defensiv kompakten 4-2-3-1 oder 4-1-4-1: „Das“, sagt er unmissverständlich, „war nicht meine Position.“

13 Tore in 27 Spielen für Dynamo Dresden

In Dresden durfte er richtig angreifen, wie auch bisher unter Andreas Bergmann. Denn Ende August 2011, auf den letzten Drücker, zog er auf Leihbasis für eine Saison nach Sachsen, feierte zum Debüt ein 2:1 gegen den VfL - es war Funkels Abschieds-Partie. Dedic indes avancierte nach Anlaufproblemen zum gefeierten Stammspieler, als ideale Ergänzung zu Mickael Pote, dem Stoßstürmer. 13 Tore in 27 Spielen erzielte er für Dynamo, in Bochum waren es in der 1. Liga fünf und in der 2. Liga sogar nur drei Treffer.

Ein Pendant wie Pote, um den herum Dedic sich entfalten konnte, fehlt ihm zwar beim VfL, klar ist aber dennoch: Der 27-jährige ist in Bochum, dem kleinere Brötchen backenden Bochum, so wertvoll wie noch nie, seit er 2009 vom italienischen Frosinone Calcio kam, für rund eine Million Euro. Allein seine Präsenz, seine Kopf-Hoch-Brust-Raus-Mentalität können der teils verunsicherten, teils jungen Mannschaft nur gut tun. „Ich will mit meiner Erfahrung auch unseren vielen jungen Spielern helfen“, sagt Dedic, will sich selbst aber nicht so wichtig nehmen: „Wir haben viele gute Stürmer, Konkurrenz tut immer gut“, sagt er: „Wir müssen alle 100 Prozent geben, dann können wir zusammen viel erreichen.“

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25 Länderspiele hat Zlatko Dedic, bei der WM 2010 für Slowenien am Ball, bisher bestritten. Nachdem er beim VfL Bochum am Ende „keine so gute Zeit“ hatte, wie er sagt, verlor er im Nationalteam seinen Platz. „Ich hoffe, dass ich auch in der Nationalmannschaft wieder spielen kann“, hat sich Dedic ein weiteres großes Ziel gesetzt.

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