Bochum. . Der Schlussakkord im eigenen Stadion steht bevor, und der VfL Bochum sollte am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig besser gewinnen, will er nicht bis zur letzten Sekunde um den Klassenerhalt zittern.
Jemand, der tagtäglich über den VfL Bochum berichtet, hätte darauf auch eher kommen können: Das Bulletin ersetzt den Bericht, die Reportage, das Interview, einfach alles. Wie also geht es den Akteuren des VfL kurz vor dem so wichtigen Spiel gegen Eintracht Braunschweig am Sonntag? Die Antwort lautet, kurz gefasst: nicht so gut.
Aber gehen wir doch ins Detail und beginnen diesmal ausnahmsweise mit dem Trainer. Denn Andreas Bergmann kräht, ach was, er krächzt. Seine Stimme ist, wie man so sagt, weg. Wo sie sich gerade aufhält, ob in Hannover oder in Hamburg, man weiß es nicht. Er weiß es ja selber nicht. Vielleicht hat ihm auch der Saisonverlauf und der sich zuspitzende Abstiegskampf über Nacht die Sprache verschlagen. Psychosomatik liegt im Trend - und wäre in diesem Fall leicht nachvollziehbar.
Vogt macht „einen guten Eindruck“
Momentan geht also, wenn auch unbeabsichtigt, von Bergmann eine gewisse Sanftheit aus. Man kann so gerade noch verstehen, wie er - gramgebeugt - über den Zustand seiner Schützlinge referiert. Dabei kommt heraus, dass es Slawo Freier nicht gut geht, Giovanni Federico, man weiß ja, die Achillessehne, indes noch schlechter. Bergmann will versuchen, teilt er flüsternd mit, aus zwei maladen Spielern einen gesunden zu machen. Das ist nicht ganz ernst gemeint und soll wohl heißen: Es muss, verdammt nochmal, an diesem so wichtigen Tag in der Summe für 90 Minuten reichen.
Dann kommt gedämpfte Freude auf, denn Denis Berger wird am Sonntag die Reservebank bevölkern können, er hat die Grippe tapfer niedergerungen. Die Rede ist auch noch, vermutlich ein Stück weit wichtiger, von Kevin Vogt, der, wie es heißt, „einen guten Eindruck macht“. Unwillkürlich entspannt man sich etwas. Aber nur für ein paar Stunden, dann kommt telefonisch die Meldung: Vogt musste leider das Training abbrechen. Muskelprobleme. Die medizinische Abteilung sei aber optimistisch, das rechtzeitig in den Griff zu bekommen.
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Jetzt bloß nicht nach Lukas Sinkiewicz fragen oder nach dem scheidenden Publikumsliebling Philipp Bönig, dem am Sonntag noch eine „dritte Halbzeit“ mit den dann hoffentlich gut gelaunten Anhängern bevorsteht - in der Fan-Gastronomie. Wer nicht fragt, bekommt auch keine negative Antwort.
Die Gedanken schweifen ab. Ein kleiner Spieler kommt einem in den Sinn, einer, den man alle paar Tage über den Bildschirm flitzen sieht. Kann Philipp Lahm ein Mensch sein - so richtig, aus Fleisch und Blut? Oder handelt es sich um eine perfekt designte Maschine? 47 Pflichtspiele für den Klub plus Länderspiele - so viel hat Lahm inzwischen auf dem Buckel. Und wenn er denn die beiden nicht ganz unwichtigen Finalspiele hinter sich gebracht hat, darf er sich auf die Europameisterschaft freuen. Hurra, endlich mal spielen. Aber was machen zu dieser Zeit eigentlich die Bochumer? Erholen vermutlich.
In der Saisonstatistik des VfL tauchen bislang 25 Akteure auf. Mit 19, 20 Spielern bewältigen die Bayern Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal und Länderspiele. Wie machen sie das bloß? Vielleicht sollte man mal Andreas Bergmann fragen. Wenn nur nicht die Stimme weg wäre.