Willingen. .
Gegen elf kommt der Chef vorbei. „Alles gut?“ fragt Ralf Krege, der Präsident, Greenkeeper und Um-alles-Kümmerer des TSV Schwalefeld, und das Nicken der VfL-Delegation nimmt er mit Stolz zur Kenntnis. Für den Regen kann er ja nix! „Unser Platz hier ist beliebt. Die Gladbacher waren schon mal da“, sagt Krege, und: „Der SC Willingen absolviert seine Vorbereitung auch hier, nächste Woche.“
Die Fußballer des hessischen Hochsauerland-Örtchens, am Wochenende Kegelklub-Hochburg, zwischen Schlagerparty und Schützenfest beschaulich ruhig, sind immerhin aufgestiegen, in die Verbandsliga! Der VfL Bochum unternimmt in dem, sagen wir: Erfolgsstädtchen also seine ersten Schritte zum erneuten Ziel, zum Aufstieg - in die 1. Liga, versteht sich.
In Willingen "herrscht eine herrliche Ruhe"
„Das Richtige zur richtigen Zeit“, nennt Sportvorstand Jens Todt die Wahl des ersten (Lauf-)Trainingslagers der nur vierwöchigen Vorbereitung: Die zwei gepflegten Rasenplätze, umsäumt von Wald, Wald und irgendwo auf einer Weide dazwischen ländlich-laut blökenden Schafen, sind „in Ordnung“, sagt Trainer Friedhelm Funkel. Das Drei-Sterne-Ramada-Hotel, wie die Schwalefelder Sportanlage ebenso idyllisch und ein paar Kilometer abseits des Ortskerns gelegen, sei „einfach und gut“, das Essen passt, und vor allem: „Hier herrscht eine herrliche Ruhe.“ Die Ramba-Zamba-Gemeinde, die Funkel bei der Vorab-Stippvisite noch traf, ist abgetanzt - die Spieler können zwischen den Einheiten ruhen, im wahren Wortsinn.
Was wohl auch nötig ist. Täglich noch bis Freitag ist um um 7.15 Uhr Abfahrt zur ersten Einheit, zum halbstündigen gemeinsamen Morgenlauf auf einem 2,5km-Kurs (mit nur leichten Steigungen) direkt an der Mühlenkopfschanze. Abends ab 17.30 Uhr läuft dann jeder mit Puls-Uhr sein vorgegebenes Tempo, 45 bis 60 Minuten lang, intensiver.
Die fünf Neuen haben sich gut integriert
Und noch vor dem Mittagessen geht es auf dem Platz zur Sache, von 10.30 bis 12 Uhr. Mit Steigerungsläufen und anderen Quälerereien, aber auch mit Ball. Bei laufintensiven Spielformen mit ein, zwei Ballkontakten, bei Tempodribblings etwa. „Da ist schon gut Feuer drin, schön“, sagt Todt beim Blick auf grätschende Herren, die offenbar schon mittendrin sind im neuen Konkurrenzkampf. Auch Funkel ist zufrieden mit dem Zustand seiner Mannschaft, mit den 22 Spielern, die vor Ort sind, darunter die vier Torhüter Luthe, Heerwagen, Esser und Ermes sowie Vertragsamateur Acquistapace; von der Stimmung her, der Konzentration, der Fitness, sagt Funkel: „So, wie ich das erwartet habe.“
Entsprechend fiel der Laktattest aus, „ohne Ausrutscher nach oben oder unten“. Details will er nicht preisgeben, nur so viel: „Dabro liegt schon sehr gut.“ Kapitän Christoph Dabrowski marschiert also (mit) vorneweg, auch bei der Integration der Neuen: Daniel Ginczek, Christoph Kramer, Lukas Sinkiewicz, Denis Berger und Enes Uzun seien gleich gut aufgenommen worden, meint Funkel, hatten sich selbst gleich gut eingebracht.
Ein Sonderlob hat er für Kevin Vogt parat. „Er ist schon erstaunlich weit, da hat auch die Reha-Abteilung ganze Arbeit geleistet“, sagt Funkel. Vogt trainiert nur gut sechs Wochen nach seinem Innenbandriss zwar noch ohne Ball, individuell mit Stefan Bienioßek, aber bereits mit hoher Schlagzahl. „Es wird immer besser“, sagte Vogt gestern zuversichtlich, der gestrichene Urlaub zugunsten der Reha scheint sich auszuzahlen. Vielleicht kann der 19-Jährige schon im Laufe der nächsten Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Vogt: „Ich bin auf einem guten Weg.“
Noch keine Anfrage für Semilis und Heerwagen
Jens Todt hat sein Handy natürlich stets dabei - und es klingelt oft. Alles entscheidende Anrufe gab es gestern aber nicht. Für Torwart Philipp Heerwagen gibt es noch keine konkreten Anfragen, auch nicht für Philipp Semlits, so Todt: Wehen-Wiesbaden und Dynamo Dresden hätten nach Semlits’ dortigen Probetagen nicht angefragt. Nun soll Semlits beim SC Paderborn vorspielen.