Es gab Zeiten, da wollte man beim VfL Bochum von Leihgeschäften nicht viel wissen. Das hat sich längst geändert, in beiden Richtungen. Nachdem der VfL Christoph Kramer (Leverkusen, 2 Jahre) und Daniel Ginczek (BVB, 1 Jahr) verpflichtet hat, leiht er nun Marc Rzatkowski (21) für ein Jahr an den Drittligisten Arminia Bielefeld aus.

Der Mittelfeldspieler aus dem eigenen Nachwuchs soll bei den Ostwestfalen „für seine Entwicklung wertvolle Spielpraxis sammeln“, sagt Finanzvorstand Ansgar Schwenken: „Die 3. Liga ist dafür genau die richtige für ihn.“ Eine Kaufoption räumte der VfL den Bielefeldern nicht ein, was dafür spricht, dass man Rzatkowski (Vertrag bis 2013) noch einen Sprung nach vorne zutraut.

Der gebürtige Bochumer hatte im ersten Profijahr noch Probleme vor allem mit dem Tempo und der Durchschlagskraft. Nach seinem gefeierten Startelf-Debut gegen Paderborn, als der technisch begabte Mittelfeldmann den Treffer zum 3:0 erzielte, und zwei weiteren Spielen kam er in der Rückrunde nicht mehr zum Einsatz, nur selten zählte er zum Kader. Trainer Friedhelm Funkel hatte auf Nachfrage wiederholt erklärt, dass Rzatkowski „nichts falsch“ mache, aber andere Spieler eben „noch etwas besser“ seien. Jetzt soll er sich zunächst in der 3. Liga durchsetzen, bei der Arminia, wo er bereits gestern beim Trainingsauftakt rund 3500 Zuschauern vorgestellt wurde.

Bleiben wird indes Matias Concha (31). Schwenken erklärte am Montag, dass die Unterschrift unter einen neuen Einjahres-Vertrag „nur noch Formsache“ sei. Der schwedische Rechtsverteidiger hatte schon lange ein Angebot vorliegen und entschied sich nun für sein fünftes Jahr beim VfL. Nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch steht er in Konkurrenz zu Björn Kopplin, der zunächst die Nase vorn hat. Anders als in der vergangenen Saison, als Kopplin erst links, dann rechts verteidigte und er aufgrund der Kader-Redzuierung (Pfertzel) und Verletzungen (Bönig, Concha, Freier) praktisch alternativlos alle Saisonspiele ran musste, hat Funkel nun die Möglichkeit, dem 22-Jährigen mal eine Pause zu geben.

„Still ruht das Faxgerät“ heißt es weiterhin im „Fall“ Stanislav Sestak. Der VfL hat jetzt den Druck auf MKE Ankaragücü erhöht und dem Stürmer sowie dem Verein mitteilen lassen, dass Sestak zum Trainingsauftakt am 18. Juni in Bochum erscheinen soll - wenn der Klub weiterhin nicht auf die „seit Mitte Mai“ vorliegenden, „klaren Bedingungen“ des VfL eingehen sollte, so Ansgar Schwenken.

Zur Erinnerung: Sestak, der bei Bochum einen Kontrakt bis 2014 besitzt, wurde nach dem Abstieg für ein Jahr an Ankaragücü ausgeliehen, dabei erwarben die Türken eine Kaufpoption (ca. 2,8 Mio Euro). Der Klub hat aber bisher nichtmal die Leihgebühr (ca. 500 000 Euro) überwiesen. Sestak selbst will bei Ankaragücü bleiben, bestätigte Schwenken, aber: „Wir erwarten noch eine Antwort von Ankaragücü. Wenn sie das Angebot nicht akzeptieren, hat Sestak am 18. Juni hier zu erscheinen, das haben wir seinem Berater mitgeteilt.“

Dass es wirklich dazu kommt, scheint aber weiterhin fraglich - denn alle beteiligten Parteien haben wenig bis kein Interesse daran. Der VfL aus finanziellen Gründen, weshalb Bochum den Preis im Vergleich zur Option ja auch reduziert hat: Das Angebot sei „fair und marktüblich“, sagt Schwenken nur, es dürfte bei weit unter 3 Mio Euro liegen. Die Türken müssten, so sieht es der vom VfL vorgelegte Vertrag vor, Bankbürgschaften nachweisen, die erste Rate wäre sofort fällig. Schwenken hält es weiterhin für „durchaus vorstellbar“, dass Ankaragücü (bald) zuschlägt. Schließlich habe Sestak „in der Türkei durchaus überzeugt“, zweitens hat der Klub unlängst sein Interesse bekundet, und drittens dauert es in und um Ankara eben „manchmal ein bisschen länger“.

Sollte der Slowake doch zurückkehren, würde der VfL wohl versuchen, ihn an einen anderen Klub zu verkaufen. Meistbietend, versteht sich.