Bochum. Der VfL Bochum spielte zunächst ohne Kapitän Anthony Losilla. Der Plan des Trainers ging aber nicht auf. Nun droht die 2. Liga.

Das gab es in zehn Jahren fast nie! Ausgerechnet im bislang wichtigsten Spiel in dieser Saison verzichtete der VfL Bochum auf seinen Kapitän. Bei der 0:3-Pleite gegen Fortuna Düsseldorf im Hinspiel der Relegation saß Anthony Losilla über eine Stunde auf der Bank. Trainer Heiko Butscher hatte seinen verlängerten Arm auf dem Feld geopfert. Wenngleich er nach dem schwachen Auftritt bemüht war, erst gar keine Debatte darum aufkommen zu lassen.

„Das war eine sportliche Entscheidung, die wir zusammen getroffen haben“, sagte Butscher. Und auch sein Boss Patrick Fabian, der sichtlich angeschlagene Sport-Geschäftsführer des VfL Bochum, betonte: „Die Entscheidung wurde nicht aus dem blauen Dunst heraus getroffen.“ Und dennoch fiel sie den Verantwortlichen vor allem nach dem Spielverlauf auf die Füße. Nicht mal, weil Losillas Vertreter Matus Bero seine Sache einigermaßen in Ordnung machte. Vielmehr, weil Losillas nomineller Vertreter als Mittelfeldanker erneut einen desolaten Tag erwischte. Patrick Osterhage, der seit seinem feststehenden Wechsel zum SC Freiburg wöchentlich schwächer wurde, verlor viele Bälle, gab der Bochumer Mannschaft keinen Halt.

Heiko Butscher erklärt Plan mit Patrick Osterhage

„Wir wollten Patrick Osterhage mehr in den Zwischenräumen haben. Das hatte von der Positionierung sehr, sehr gut gepasst“, befand Butscher zwar. „Aber Patti weiß auch, dass das nicht sein bestes Spiel war.“

Diesen Schuh muss sich Butscher allerdings selbst anziehen, weil Osterhage schon bei der 1:4-Klatsche bei Werder Bremen am 34. Spieltag, die die Bochumer erst in die Relegation brachte, alles andere als überzeugte. „Aber er hatte klar angedeutet, dass er es besser machen möchte und hat sehr gut trainiert“, verteidigte Butscher seine (Fehl-)Entscheidung.

Anthony Losilla musste mit ansehen, wie Fortuna Düsseldorf feierte.
Anthony Losilla musste mit ansehen, wie Fortuna Düsseldorf feierte. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Es passte aber zu diesem gebrauchten Tag des VfL Bochum, dass dieser vermeintliche taktische Kniff des Trainers nach hinten los ging. Genauso wie es zu der vermaledeiten Saison passte, dass das 1:0 für Fortuna Düsseldorf durch ein kurioses Eigentor durch Philipp Hofmann fiel.

„So ein einfaches Gegentor ist inakzeptabel“, sagte Kevin Stöger, der in Vertretung für Losilla die Kapitänsbinde trug, aber dabei auch sein vorerst letztes Heimspiel für den VfL Bochum bestritten haben dürfte. „Die Art und Weise - das passiert einmal in der Saison. Ausgerechnet heute“, sagte er niedergeschlagen und verwies auf den Negativlauf, in dem sich der VfL Bochum seit drei Wochen wieder befindet.

Schlotterbeck: „VfL Bochum wird niemals untergehen“

Er gipfelte am Donnerstagabend in einer 0:3-Pleite, die wohl gleichbedeutend mit dem Abstieg sein dürfte. Kaum vorstellbar, dass der VfL Bochum am Montag im Rückspiel diese Hypothek noch umwandeln kann. Auch die Spieler versprühten wenig Hoffnung, verloren sich in Plattitüden. „Wenn die hier drei Tore erzielen können, warum wir nicht auch in Düsseldorf?“, sagte Stöger.

Keven Schlotterbeck versprach: „Da hat man heute so eine Schelle bekommen, dass du entweder am Montag alles oder nichts spielen kannst. Entweder du fährst mit 0:6 nach Hause, oder versuchst das Ding irgendwie zu drehen. Ich glaube auf jeden Fall noch dran. Der VfL Bochum wird niemals untergehen. Die Fans haben gesagt „Reißt euch den Arsch auf“, das sollten wir uns zu Herzen nehmen.“

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Dann wohl auch wieder mit Losilla in der Startelf, der die Trainer-Entscheidung am Donnerstag laut Beteiligten allerdings mitgetragen und „unterstützt“ (Butscher) habe. Und dennoch: In seiner vielleicht letzten Karriere-Saison muss der Franzose wohl in der 2. Liga antreten. Ein Karriereende, dass er sich sicherlich auch anders vorgestellt hätte.

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