Bochum. Der VfL Bochum steht vor dem Absturz in Liga zwei. Sportchef Fabian ist maximal frustriert. Er ist angezählt, will aber noch nicht aufgeben.

Patrick Fabian ist ein VfLer durch und durch, seit Kleinauf am Ball für seinen Herzensverein. Seit September 2022 ist er Sport-Geschäftsführer der Bochumer – und es fiel ihm sichtlich schwer, seine bisher wohl bitterste Niederlage zu verdauen.

Als sich der 36-Jährige in der Interviewzone des Ruhrstadions den Medien stellte nach dem 0:3-Debakel des Bundesligisten gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf im Relegations-Hinspiel, musste er mehrmals tief schlucken. „Es ist brutal“, sagte Fabian total frustriert. Er holte immer wieder tief Luft nach ein paar Wörtern, einigen Sätzen. „Es ist schwer zu erklären. Es ist ein extrem frustrierender, extrem bitterer Tag für den VfL Bochum.“

Fabian und Lettau geraten noch stärker in die Kritik

Das Spiel könnte man inhaltlich, chronologisch aufarbeiten, mühte sich Fabian um eine Erklärung. Nach Engagement zu Beginn „fangen wir uns ein Eiertor, haben vorne wenig Durchschlagskraft. Bernardos Kopfball geht an den Pfosten, das passt zu unserer Situation. Wir kommen raus aus der Halbzeit, sind aber weiter nicht zwingend, bei einem Konter fällt das 0:2. Und dann geht es dahin.“ Fabians Klartext: „Wir können wir fast schon froh sein, dass es am Ende nur 0:3 steht.“

Fabian gerät nun ebenso wie VfL-Sportdirektor Marc Lettau, die für den Kader, die Trainer, letztlich den sportlichen Erfolg und Misserfolg verantwortlich sind, noch stärker in die Kritik als in den letzten Wochen ohnehin schon. Patrick Fabian ist sich dem bewusst: „Es ist meine Gesamtverantwortung für diesen Bereich. Dem muss ich mich stellen“, sagte er.

Bochums Fabian: „Ich stelle mich vor jeden Einzelnen hier“

„Wir hatten in dieser Saison genug Möglichkeiten, das Ding vorher zu entscheiden, genug Punkte zu sammeln. Das haben wir nicht geschafft. Wir haben es heute nicht geschafft, Fortuna Düsseldorf zu schlagen oder vor größere Aufgaben zu stellen“, so Fabian weiter. „Ich stehe an der Spitze des Ganzen, deshalb ist es mein Verantwortung, da stelle ich mich vor jeden Einzelnen hier. Mir ist bewusst, dass in dieser Situation die kritischen Stimmen nicht weniger werden, das ist dann auch leider der Fußball von seiner anderen Seite her.“

Die Bochumer Profis nach dem 0:3 gegen Düsseldorf vor der Ostkurve. Es gab Beschimpfungen, aber insgesamt blieb es angesichts des Ergebnis‘ recht ruhig.
Die Bochumer Profis nach dem 0:3 gegen Düsseldorf vor der Ostkurve. Es gab Beschimpfungen, aber insgesamt blieb es angesichts des Ergebnis‘ recht ruhig. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Das Präsidium mit Vorstands- und Aufsichtsratchef Hans-Peter Villis an der Spitze entscheidet über die Besetzung der Geschäftsführer-Posten. Neben Sportchef Fabian führt der unumstrittene Sprecher der Geschäftsführung, Ilja Kaenzig, hauptamtlich die Geschicke des Klubs.

Zeitnah nach dem Relegations-Rückspiel wird es eine große Saisonanalyse geben, bei der alles auf den Tisch kommen soll – naturgemäß auch die Bewertung der Arbeit von Fabian und Lettau samt möglicher Konsequenzen.

Fabian über Riemanns Aus: „alternativlos“

Der Kritik will sich Fabian stellen – der Rausschmiss von Stammtorwart Manuel Riemann aber bleibe „alternativlos“, betonte Fabian. „Da wehre ich mich dagegen, die Rollen und Positionen zu verdrehen“, so der Sportchef. Riemann hatte dem Teamgeist klar den Rücken gekehrt, wollte sein Verhalten nicht anpassen, wurde vom Klub vor den Relegationsspielen aus dem Kader geschmissen. Fabian klipp und klar: „Nach so einem Spiel hast Du wenig Argumente. Das ändert aber an der Personalie Riemann nullkommanull.“

Andreas Luthe wird also auch in Düsseldorf im Tor stehen - und auf entsprechende Nachfrage mühte sich der Sport-Chef darum, die letzte Hoffnung noch nicht zu begraben.

Diese Hoffnung hat Fabian für Bochum noch

„Egal, wie klein der Strohhalm ist, wie gering die Hoffnung ist nach dem Spiel heute gegen eine stabile Fortuna: Wir werden nicht aufhören, bis es zu Ende ist. Es wird unsere Aufgabe sein, das zu vermitteln. Wir werden versuchen in Düsseldorf mit aller Ehre, die dieses Wappen mit sich bringt, es noch zu drehen. Dass das schwierig ist, dass bei wohl keinem heute der Glaube daran groß ist, ist klar. Trotzdem werden wir nicht aufgeben.“

Auch Heiko Butscher, der Interimstrainer, betonte, trotz seiner „Leere, die ich heute spüre“, ab morgen voran zu gehen, die „Jungs“ aufzurichten.

Was Patrick Fabian konkret Hoffnung macht? „Mir gibt Hoffnung, dass wir es geschafft haben, auch in einer Halbzeit drei Tore zu erzielen vor drei Wochen (beim 4:3 in Union Berlin, die Redaktion). Dass Fortuna auch hier drei Tore geschossen hat, zeigt, dass es möglich ist, es im Fußball zu schaffen. Daran werden wir versuchen uns hochzuziehen. Nach heute ist das natürlich schwer zu vermitteln. Aber beim VfL Bochum gibt keiner auf.“

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