Bochum. 3:2 gegen Hoffenheim - Fans, Spieler des VfL Bochum rasteten aus vor Glück. Auch Maxi Wittek und Felix Passlack, zwei der vielen Matchwinner.

Felix Passlack explodierte förmlich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Er sprang in die Luft. Er schrie seinen Jubel Richtung Ränge, Richtung Himmel, irgendwohin. Sein 2:0, es war typisch für den VfL Bochum an diesem lange nicht erlebten Abend. Ein Tor des Willens und Glaubens.

Das Stadion tobte, feierte, zitterte, die Fans tanzten nach dem erlösenden Schlusspfiff mit den Spielern, die sich vor der Ost tummelten. 3:2 nach 3:0-Führung gegen die TSG Hoffenheim nach einem Chancenfestival, nach einer leidenschaftlichen und auch fußballerisch starken Leistung. Bochum hüpfte in die Nacht und in der Tabelle zum Auftakt des 31. Spieltages vorerst auf Rang 14 mit 30 Punkten.

Wittek und Passlack überzeugen in der Startelf des VfL Bochum

Viele trumpften auf. Philipp Hofmann etwa. Der überragende Doppeltorschütze Kevin Stöger natürlich. Aber auch zwei Zugänge, die in den letzten Monaten ganz oder teilweise abgeschrieben waren. Maximilian Wittek und Felix Passlack.

Die beiden Sommerzugänge waren mit vielen Hoffnungen nach Bochum gekommen, in den ersten sechs Spielen als Schienenspieler gesetzt. Nach dem 1:3 gegen Mönchengladbach stellte Ex-Trainer Thomas Letsch um, seitdem standen sie kein einziges Mal mehr gemeinsam in der Startelf.

VfL Bochum: Lob von Heiko Butscher

Bis zu diesem Freitag, allerdings in teils anderen Rollen. Maxi Wittek rannte als Flügelstürmer die linke Linie rauf und runter, die Hoffenheimer Defensivreihe attackierte er als gäbe es kein Morgen. Er flankte, er schoss, er grätschte. „Er hat alles aus sich rausgeholt“, lobte Trainer Heiko Butscher. Bis zur 75. Minute, als er platt runterging, der zu Wochenbeginn angeschlagene Takuma Asano für frische Entlastung sorgte.

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Felix Passlack spielte eine Mischung aus Rechtsverteidiger und rechter Schienenspieler. „Meine Hauptaufgabe war das Verteidigen, ich musste schon genau aufpassen, wann ich nach vorne marschieren kann“, erklärte er. Es gelang, defensiv wie offensiv. Er schmiss sich rein, setzte nach vorne Akzente, gewann Zweikämpfe, pushte das Team.

Er traf, zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem 1:0-Treffer in Köln.

Freude und Erleichterung pur nach dem 3:2: Keven Scnlotterbeck nimmt Maxi Wittek Huckepack.
Freude und Erleichterung pur nach dem 3:2: Keven Scnlotterbeck nimmt Maxi Wittek Huckepack. © IMAGO/Beautiful Sports | IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Passlack ist der Aufsteiger der letzten Wochen beim VfL Bochum

Seit dem 2:2 gegen Darmstadt ist er wieder gefragt in der Startelf, unter Letsch wie dann auch unter Heiko Butscher, der im dritten Spiel seinen ersten Sieg feierte. Passlack atmete hinterher auf, strahlte, lachte in der Interviewzone wie noch nie, seit er in Bochum ist. „Ich bin erleichtert“, sagte Passlack. Denn nach dem 2:3 der TSG in Minute 84 „hat es schon ein bisschen gerattert. Wir haben so oft Gegentore in den letzten Minuten gekriegt, die uns den Sieg gekostet haben.“

Nach sechs Minuten Nachspielzeit rastete das Stadion aus, fielen die Spieler überglücklich übereinander her, nahmen sich Huckepack oder sanken erschöpft auf den Rasen. „Heute hat es Gott sei Dank geklappt, haben wir das durchgezogen“, so der 25-Jährige nach dem ersten Sieg seit über zwei Monaten, nach sechs Niederlagen und zwei Remis zuvor.

Auch die Aussprachen im Team in dieser Woche hätten dazu beigetragen, erklärte Passlack. „Diese Woche haben wir viel geredet. Wir haben angesprochen, was uns wichtig ist auf dem Platz, was wir zeigen müssen, wofür der VfL Bochum steht, wofür wir stehen. Ich denke, das hat man heute auf dem Platz gesehen.“

35 Torschüsse sind wohl Bundesliga-Rekord

Bochum feuerte aus allen Lagen, setzte nach, presste hoch mit der Doppelspitze Hofmann und Moritz Broschinski, der zwei Treffer vorbereitete. 35 Torschüsse, wohl Bundesliga-Rekord für den VfL Bochum, Hoffenheim kam nur auf zwölf. Dazu 24 Flanken.

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„Wir haben klar gesagt, wir wollen unseren Fußball spielen und zeigen, dass wir es nur als Mannschaft können“, erklärte Passlack. Bei seinem Treffer rauschte er durch an den zweiten Pfosten, setzte energisch nach, ließ Kramaric alt aussehen. Auch das 3:0 von Stöger, erklärte der 25-Jährige, war das Beispiel für den Willen, immer dranzubleiben, nachdem der starke Oliver Baumann im TSG-Tor Broschinskis Schuss pariert hatte, Stöger dann im Nachsetzen einschob.

Passlack vor Union Berlin: Sieg „gibt uns einen Schub“

„Es war wichtig, dass wir die Bälle scharf machen, die Bälle reinbringen, auf die zweiten Bälle gehen, durchlaufen. Mit Hoffi und Moritz haben wir zwei Türme da vorne drin. Das haben wir uns unter der Woche erarbeitet, auch in der Woche davor schon“, so Passlack.

So soll es natürlich weitergehen – auch auswärts, im Duell beim Abstiegskonkurrenten Union Berlin kommende Woche Sonntag, 5. Mai. Union spielt an diesem Sonntag noch bei Mönchengladbach, aktuell hat der VfL einen Punkt Vorsprung. Das nächste Endspiel. Der Sieg gegen Hoffenheim, der Brustlöser vielleicht? Passlack: „Das gibt uns einen Schub auch für das Auswärtsspiel. Wie wir geackert, gepresst haben und immer angelaufen sind, das gibt mir Mut und sollte uns Selbstvertrauen geben.“