Bochum. Der VfL ging im Hinspiel in München 0:7 unter. Beim Heimspiel am Sonntag sind die Vorzeichen anders: Diese Gründe stimmen Bochum optimistisch.
Der VfL Bochum stimmt seine Fans gemeinhin mit Humor auf seinen nächsten Gegner ein. Gerne gepaart mit einem Schuss Ironie. „00:7! Lizenz zum Siegen“ steht auf den großen Plakaten, die längst stadtweit den FC Bayern willkommen heißen am kommenden Sonntag (17.30 Uhr).
0:7 verlor der VfL das letzte Heimspiel gegen den Rekordmeister noch unter Trainer Thomas Reis. 0:7 ging Bochum auch im Hinspiel zur Wiesnzeit in der Allianz Arena unter. „Wir werden uns mit Sicherheit anders präsentieren als in München“, sagte Trainer Thomas Letsch nach dem starken Auftritt in Frankfurt, nach dem verdienten 1:1 beim Tabellensechsten. „Wir gehen aus dem Spiel mit dem Gefühl raus, dass wir gut sind.“
Kapitän Losilla: Lieber mutig verlieren als nicht aktiv teilnehmen am Spiel
Bochum hat sich weiterentwickelt in dieser Saison. Der VfL hat an defensiver Stabilität gewonnen, kassiert nur selten mehr als ein Gegentor, auch wenn im Deutsche-Bank-Park ein wenig Glück dabei war in Eintrachts Druckphase nach der Pause. Der VfL spielt auch gegen starke Gegner aus dem oberen Tabellendrittel wie zuletzt Stuttgart (1:0) und nun auswärts in Frankfurt mutig, verteidigt aktiv nach vorne, sucht den Erfolg mit frühem Pressing, das in Frankfurt an vorderster Front Takuma Asano und Moritz Broschinski einleiteten.
Intensive Zweikämpfe, Mann gegen Mann, zählen mittlerweile zu den Stärken des VfL, der nach drei Auswärtsniederlagen in Folge nun einen verdienten Punkt mitnahm. Kapitän Anthony Losilla drückte das neue Selbstverständnis treffend aus: „Wir haben uns gesagt, dass wir nicht nur zu Hause, sondern auch auswärts mutig spielen sollten. Ich verliere lieber so, wie wir spielen, als dass wir uns hinten reinstellen und nicht aktiv am Spiel teilnehmen.“
Der VfL Bochum ist seit acht Partien zuhause unbesiegt
Zuhause attackiert der VfL schon lange konsequent beherzt. Seit acht Heimspielen ist der VfL nun ungeschlagen, zeigte seit dem 1:3 gegen Mönchengladbach keine komplett schwache Leistung mehr, hat im Vergleich zur Berg- und Talfahrt in der Vorasison enorm an Konstanz zugelegt. Er ist nur schwer zu besiegen – umgekehrt allerdings schaffte er es nur vier Mal zum Sieg. Mit zehn Remis ist Bochum der Unentschieden-König der Liga. „Fürchterlich“ findet Trainer Letsch diese Punkteteilungen, wobei er dabei vor allem die verschenkten Heimsiege gegen Mainz, Köln, Bremen und Augsburg vor Augen hat.
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Auch der 55-Jährige beweist immer wieder, dass er sich weiterentwickelt, nicht stur an Ideen festhält. Aus der Dreierkette ist längst eine Viererkette geworden mit einem überragenden Linksverteidiger Bernardo. Das 1:1 gegen Augsburg im letzten Heimspiel nahm Letsch nach defensiven Wechseln auf seine Kappe, wollte daraus „viel lernen“ – und wechselte in Frankfurt lediglich Tempo-Angreifer Christopher Antwi-Adjei ein für Tempo-Angreifer Takuma Asano. Bochum hatte sich kurz hinten reindrängen lassen, zog das Spiel am Ende aber wieder an sich. „Da ist eine deutliche Entwicklung zu erkennen“, lobte Sportdirektor Marc Lettau.
Asano und Bero vergeben Topchancen: Das Manko bleibt die fehlende Effektivität
Das Manko bleibt die Chancenverwertung. Asano, aber auch Matus Bero ließen in Frankfurt Topchancen liegen. Bero fehlt nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt gegen die Bayern, „ich habe schon eine Idee im Kopf“, meinte Letsch. Es würde nicht überraschen, wenn Antwi-Adjei und Asano über die Flügel angreifen und Moritz Broschinski zentral als erster Anläufer ackert - und weiter für Stürmertore sorgen soll.
Neben Tim Oermann, dem 20-jährigen Rechtsverteidiger, ist der 23-Jährige der Aufsteiger des Winters. Gegen Augsburg traf er per Seitfallzieher, in Frankfurt glich er nach dem 0:1 von Omar Marmoush, als die Eintracht nach einer Umschaltsituation seine einzige Chance in der vom VfL beherrschten ersten Halbzeit nutzte, mit einem abgefälschten Schuss aus. Beide, lobte Letsch, „sind jetzt drin, sie machen es gut“.
VfL-Trainer Letsch über Osterhage: „Er ist unverzichtbar für diese Mannschaft“
Sogar als derzeit „unverzichtbar für diese Mannschaft“ erklärte er Patrick Osterhage. Der 24-Jährige trumpfte auch in Frankfurt wieder im zentralen Mittelfeld auf, defensiv wie offensiv. Folge: Für Routiniers wie etwa Rechtsverteidiger Cristian Gamboa (34) und die Angreifer Goncalo Paciencia (29) und Philipp Hofmann (30) bleibt nur die Jokerrolle. Hofmann zählte nicht einmal zum Kader in Frankfurt.
Auch der erhoffte Verjüngungsprozess sorgt derzeit dafür, dass der VfL optimistisch nach vorne sieht. Ein weiterer Grund: Ruhe und Geschlossenheit. Sowohl im Spiel als auch neben dem Platz präsentiert sich der VfL als Einheit. Die Unzufriedenen wie Felix Passlack, wie Danilo Soares, die es beide wieder nicht in den Kader schafften, geben im Training Gas, betont Letsch immer wieder. Von Zoff hört man nichts. 24 Feldspieler hat Letsch zurzeit zur Verfügung, „das ist ein Luxusproblem. Wichtig ist, dass wir zusammenhalten, und das tun wir. Wir haben eine klasse Mannschaft.“
Ein Team, das Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian nicht nur aufgrund des beruhigenden Punktepolsters auf die Abstiegsplätze ruhig schlafen lässt. „Wie die Mannschaft auftritt, von der Energie auf dem Platz, vom Miteinander, wie alle in eine Richtung denken: Das ist sehr gut. Wenn wir so weitermachen, werden wir noch ganz viele Punkte holen.“
Schlotterbeck vor Bayern-Spiel: „Wir können sie ärgern“
Womöglich auch gegen die nach der 0:3-Demütigung von Leverkusen schwer kriselnden Bayern. Verteidiger Keven Schlotterbeck, einer der Wortführer, hofft auf einen Coup wie vor zwei Jahren. Im Februar 2022 schenkte der VfL dem FCB vier Tore in einer Halbzeit ein, gewann mit 4:2. Das 0:7 im Hinspiel, als Leroy Sane und Harry Kane noch in Weltklasse-Form unterwegs waren, ist verdrängt. „Zu Hause“, sagt Schlotterbeck, „können wir die Bayern ärgern, wenn wir ein sehr gutes Spiel machen.“