Frankfurt. Beim Remis bei Eintracht Frankfurt zeigt der VfL Bochum einen Fortschritt. Asano vergibt Hochkaräter. Die Reaktionen nach dem 1:1.

Eintracht Frankfurt spielt europäisch, ging im Winter auf millionenschwere Einkaufstour, der Marktwert des Kaders ist mit rund 250 Millionen Euro fast fünf Mal so hoch wie der des VfL Bochum. Der Tabellensechste der Fußball-Bundesliga wechselte am Samstag gegen Bochum unter anderem Hugo Ekitike ein, der nicht nur Keven Schlotterbeck zeigte, was ein von Paris St. Germain geholter Hochbegabter im Angriff so alles veranstalten kann.

Es gab Pfiffe von den Eintracht-Fans nach dem 1:1 im Deutsche-Bank-Park. Die rund 3000 VfL-Anhänger feierten ihr Team. Doch als die Bochumer nach einem intensiven, temporeichen Spiel mit ausgelassenen Topchancen auf beiden Seiten zur Kurve schritten, in die Kabine gingen, sich den Interviews stellten, waren sie von Euphorie weit entfernt. Trotz eines verdienten Remis, das sich der Tabellenvierzehnte nicht nur erkämpft, sondern auch erspielt hatte. Bochum spielt mit, Bochum spielt auf Sieg. Auch auswärts. Auch in Frankfurt. Bis zum Schluss.

VfL Bochum: Letsch hat Gefühl, „dass noch mehr drin war“

Zufrieden waren sie daher, einerseits. Unzufrieden aber irgendwie auch, denn „es gab das Gefühl, dass noch mehr drin war“, meinte etwa Trainer Thomas Letsch. Vor allem nach der kontrollierten ersten Halbzeit, als der VfL Frankfurt im Griff hatte, das bessere Team war, die besseren Chancen hatte. Moritz Broschinskiglich Frankfurts Führung von Omar Marmoush aus, Matus Bero, Kevin Stöger, Takuma Asano trafen nicht.

Zufrieden nach dem Punkt in Frankfurt: Bochums Keven Schlotterbeck und Manuel Riemann.
Zufrieden nach dem Punkt in Frankfurt: Bochums Keven Schlotterbeck und Manuel Riemann. © Getty Images | Helge Prang

Nach der Pause erhöhte allerdings zunächst Frankfurt den Druck, vergab teils kläglich klare Möglichkeiten. „Es war wild, ging hin und her, war für die Zuschauer bestimmt ein Traum. Ich fand es in dieser einen Phase nicht so prickelnd“, meinte Letsch. Doch Bochum antwortete, attackierte in den letzten 20 Minuten wieder höher, befreite sich – setzte selbst auf Sieg. Asano hätte wieder einen Doppelpack schnüren können, wenn nicht müssen. „Wir ärgern uns über die vergebenen Chancen. Da muss auch mal einer über die Linie gehen“, haderte Letsch. Aber: „Dennoch nehmen wir den Punkt und viel Positives aus diesem Spiel mit“, so Letsch hin- und hergerissen.

VfL Bochum: mutiger Auftritt wie im eigenen Stadion

Der VfL spielte so mutig wie fast immer im eigenen Stadion. Das hohe, kräftezehrende Pressing, das klare Eins-gegen-Eins in der starken Defensivarbeit setzte der Eintracht zu. Dass Bochum am Ende sogar aufdrehte, sein Spiel wieder durchzog, war ein klarer Fortschritt nach dem 1:1 gegen Augsburg in der Vorwoche, als sich der VfL am Ende hinten reindrängen ließ.

Matus Bero ließ wieder einmal eine gute Chance ungenutzt
Matus Bero ließ wieder einmal eine gute Chance ungenutzt © HMB /firo Sportphoto | Heiko Becker

Da wechselte Letsch defensiv. Diesmal fast gar nicht: Nur Christopher Antwi-Adjei kam von der Bank für den müde gelaufenen Asano, der trotz des Chancenwuchers‘ ein wichtiger Faktor im VfL-Spiel war. „Wir haben dann wieder kontrollierter gespielt, deshalb gab es nur einen Wechsel“, erklärte Letsch. „Ich hatte das Gefühl, dass es in dieser Phase schwer gewesen wäre reinzukomen in dieses intensive Spiel. Es spricht für die Fitness, für die Jungs, dass sie wieder zurückkamen.“

Auch Sportdirektor Marc Lettau sah einen klaren Fortschritt in der Schlussphase. „Wir haben Frankfurts Druckphase überstanden, wenn auch glücklich“, meinte Lettau. „Dann haben wir uns wieder stabilisiert und hinten heraus das Spiel wieder kontrolliert. Da ist eine deutliche Entwicklung zu erkennen. Wir haben mit aller Macht versucht, uns heute zu belohnen. Über 90 Minuten hätte das Spiel in beide Richtungen kippen können. Es war ziemlich rasant, hinten heraus ziemlich wild. Unterm Strich war es ein leistungsgerechtes 1:1“, bilanzierte Lettau.

Bochums Losilla: „Wir wollen weiter hoch attackieren“

Ähnlich äußerten sich die Spieler. „Wir sind fit, wir möchten anlaufen, wir haben das 85 Minuten sehr gut gemacht“, meinte Keven Schlotterbeck. „Wir haben aus letzter Woche gelernt. Wenn wir zu tief stehen, kommen zu viele gefährliche Situationen. Wir wollten weiter hoch attackieren, hoch anlaufen, das hat sich gelohnt“, sagte Kapitän Anthony Losilla.

Teurer Neuzugang: Frankfurts Hugo Ekitiké (l.) im Duell mit Bochums Bernardo.
Teurer Neuzugang: Frankfurts Hugo Ekitiké (l.) im Duell mit Bochums Bernardo. © dpa | Arne Dedert

Entsprechend blickte Patrick Fabian, der Sport-Geschäftsführer, sehr zuversichtlich in die nahe Zukunft, Bochum hat im Kampf um den Klassenerhalt ein weiteres Zeichen gesetzt. „Es ist schön zu sehen, dass wir mit voller Überzeugung auftreten. Wenn man alles übereinander legt, ist der Punkt gerecht und wir nehmen den hier auch gerne mit. Wie die Mannschaft auftritt, von der Energie auf dem Platz, vom Miteinander, wie alle in eine Richtung denken, ist das sehr gut. Wenn wir so weitermachen, werden wir noch ganz viele Punkte holen.“

Auch gegen die Bayern? Der Rekordmeister kommt am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) ins Ruhrstadion. „Wir freuen uns auf das Spiel gegen eine der besten Mannschaften Europas“, sagte Fabian. „Wir spielen zuhause, es wird eine elektrisierende Stimmung sein. Wir werden alles dafür tun, die Bayern zu ärgern.“