Bochum. Asano ist zurück - für Kwarteng wird der Sprung in die Startelf noch schwerer. Das hat Gründe. Letsch nennt einen Unterschied zu Antwi-Adjei.

Vielleicht war er selbst überrascht, als ihm Torwart Finn Dahmen den Ball in den Fuß spielte. Moritz-Broni Kwarteng lief allein auf ihn zu, übersah in der Mitte Patrick Osterhage, zögerte beim Abschluss, verdaddelte die Riesenchance zum 2:0. Weil kurz darauf auch Matus Bero scheiterte und der VfL am Ende für keine Entlastung mehr sorgte, durfte der FC Augsburg mit dem späten Ausgleich per Handelfmeter einen Punkt mitnehmen.

Öffentlich sprechen wollte der 25-Jährige über diese Szene, über seine Situation am Dienstag nicht auf Anfrage, man kann es ja verstehen. Der Frust über das verpassste erste Saisontor, über die für ihn bisher alles andere als rund laufende Saison dürfte tief sitzen.

Bochums Kwarteng: Nur eine Torvorlage, nur ein Einsatz von Beginn an

Nach auskurierter, langwieriger Verletzung an den Adduktoren kam der teuerste Sommer-Zugang des VfL, für rund 1,1 Millionen Euro vom Zweitligisten FC Magdeburg geholt und ausgestattet mit einem langfristigen Vertrag bis 2027, erst Anfang Oktober zu seinem Kurzdebüt in Leipzig. Es folgten sechs weitere Einwechslungen, gegen Wolfsburg bereitete er das 3:1 von Christopher Antwi-Adjei vor, zuletzt wohl seinem Haupt-Konkurrenten im Kampf um einen Platz in der Startelf. Es ist sein bisher einziger Scorer-Punkt. Nur gegen Köln durfte der wendige Offensivmann von Beginn an ran.

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Eine dürftige Bilanz, auch wenn die VfL-Verantwortlichen um Sportdirektor Marc Lettau und Trainer Letsch von Beginn an betont haben, nicht zuletzt wegen seiner langen Verletzungspause, ihn behutsam heranzuführen an die Bundesliga, die ja Neuland ist für ihn. In der 2. Liga weckte er mit technischen Finessen, mit Tempo, mit starker Ballbehandlung, mit Zug zum Tor Begehrlichkeiten, erzielte in der vergangenen Saison zehn Treffer, agierte mal als vagabundierender Stürmer, mal als Zehner, mal als Außenangreifer. Bochum erhielt den Zuschlag - Kwarteng wollte beim VfL den nächsten Schritt machen.

Der Durchbruch kann noch kommen, seine fußballersichen Qualitäten sprechen dafür - eine große Chance allerdings hat der gebürtige Stuttgarter nun verpasst.

Asano dürfte in Frankfurt wieder loslegen für den VfL Bochum

Denn in den ersten vier Partien dieses Jahres fehlte ja der offensiv gleichfalls flexibel eingesetzte Takuma Asano, für den VfL einer, der den Unterschied ausmachen kann und dies in dieser Saison mehrmals gezeigt hat. Der bisher gesetzte Japaner ist nach dem Viertelfinal-Aus mit seiner Nationalmannschaft beim Asien-Cup bereits am Dienstag wieder ins Mannschaftstraining des VfL Bochum, als bis auf Mo Tolba alle 24 Feldspieler am Ball waren, eingestiegen. In Katar kam er nur zu drei Einsätzen, der Asien-Cup verlief für ihn enttäuschend. Im Training am Dienstag machte er gleich einen frischen Eindruck - und zeigte mit seiner frühen Rückkehr, dass er in Frankfurt unbedingt wieder spielen will.

Seine Chancen sind gut. Asano stand in allen 16 Partien bis zur Winterpause in der Startelf, ist mit fünf Treffern weiterhin bester Torschütze des VfL, bringt eine besondere Note ins Spiel des VfL, ein Stück Unberechenbarkeit, Tempo natürlich, seine Tiefenläufe sind gefrüchtet bei den Gegnern. Trainer Letsch wollte ihm zwar keine Startelf-Garantie geben für das Samstag-Spiel in Frankfurt, aber alles andere würde schon überraschen.

Antwi-Adjei: Sechs Mal Startelf, zwei Torvorlagen - aber viel Defensivarbeit

Auf die Bank rotieren könnten Matus Bero, was aufgrund seiner vom Trainer hochgeschätzten Qualitäten in punkto Sprints und im Spiel gegen den Ball eher unwahrscheinlich ist, oder Christopher Antwi-Adjei. Der Hagener, der am Mittwoch seinen 30. Geburtstag feierte, war jetzt sechs Mal in Folge in der Startelf. Im Dezember stürmte er auch gemeinsam mit Asano gegen Union Berlin, als Bero auf der Bank Platz nahm, und in Leverkusen, als Kevin Stöger gesperrt fehlte. Zwei Treffer bereitete der Tempodribbler in diesen Partien vor, sein zweiter Saisontreffer gelang ihm nicht, zweimal traf er den Pfosten. Offensiv könne Antwi-Adjei nicht zufrieden sein, erklärte Trainer Letsch, da sei er noch „etwas glücklos“.

Christopher Antwi-Adjei, hier beim Derby in Dortmund gegen Ian Maatsen, feierte am Mittwoch seinen 30. Geburtstag.
Christopher Antwi-Adjei, hier beim Derby in Dortmund gegen Ian Maatsen, feierte am Mittwoch seinen 30. Geburtstag. © imago/Eibner | IMAGO/Eibner-Pressefoto/Bahho Kara

Aber er hat für „Jimmy“ Antwi-Adjei auch ein Riesenlob parat, denn in der Arbeit gegen den Ball habe er sich enorm gesteigert. Angesprochen auf das Defensivverhalten, „hat Jimmy diesbezüglich eine super Entwicklung gemacht“, sagte Letsch. Im Gegensatz zu „Momo“ Kwarteng, bisher, wie der Coach betonte. „Er ist da noch etwas wild. Er hat die taktische Disziplin, das Defensivverhalten noch nicht so verinnerlicht wie wir uns das vorstellen. Jimmy hat es völlig verinnerlicht.“

Trainer Letsch: Ein Tor hätte Kwarteng gut getan

Vielleicht: noch eine Frage der Zeit. Von den Offensivqualitäten Kwartengs ist Letsch überzeugt, er stehe für „besondere Aktionen“, so der Trainer. Wenn es defensiv aber noch hapere, werde er umso mehr an seinem Spiel mit Ball gemessen. „Ein Tor hätte ihm da natürlich sehr gut getan“, erklärte der Trainer. Mit Asanos Rückkehr und damit einer weiteren Offensivkraft werde es für Kwarteng „nicht einfacher, das ist logisch“.

Dabei verwies der Coach allerdings auch auf die allgemeine Offensivschwäche des VfL. Auch Matus Bero nutzte nur eine von vier Topchancen in den vier Partien dieses Jahres, auch Asano hätte schon deutlich mehr als fünf Treffer auf seinem Konto haben müssen. Es ist ein Abwägen, auch eine Frage der Perspektive. „Die Basis stimmt, wir haben in der defensiven Stabilität einen Riesenschritt gemacht“, so Letsch. „Aber wir haben eben immer nur ein Tor gemacht“ - gegen Bremen (1:1), Stuttgart (1:0), Dortmund (1:3) und Augsburg (1:1).