Bochum. Agon Elezi trainierte am Dienstag erstmals beim VfL Bochum. Der 22-jährige Mittelfeldmann spricht mehrere Sprachen. So sieht ihn Trainer Letsch.
Um kurz vor 12 am Mittwochvormittag feierten die Spieler in den roten Leibchen einen Treffer auf dem Rasenplatz am Ruhrstadion des VfL Bochum besonders laut. Moritz Kwarteng legte den Ball scharf quer, aus dem Zentrum stürmte ein junger Mann heran, den 24 Stunden zuvor wohl nur globale Fußball-Experten kannten außerhalb Kroatiens und Nordmazedoniens. Er grätschte mit Anlauf in den Ball, beförderte ihn mit Willen über die Linie.
Willkommen, Agon Elezi: Der 22-Jährige hinterließ bei seiner ersten Einheit gleich den Eindruck, der – unter anderem – zu seiner Verpflichtung führte. Der neunmalige Nationalspieler Nordmazedoniens war viel unterwegs, defensiv wie offensiv, versteckte sich nicht, zeigte eine gute Ballbehandlung. Ein Box-to-Box-Spieler mit Perspektive. Der VfL stattete den zentralen Mittelfeldspieler am Montag mit einem Vertrag bis zum Sommer 2027 aus. Eine Laufzeit, die zeigt, welche Hoffnung man in ihn steckt.
Klar ist: Elezi ist nicht als Soforthilfe geholt worden, sondern als Vorgriff auf den Sommer. Einer, mit dem Bochum wenig verlieren, aber im Idealfall viel gewinnen kann. Die Ablösesumme im sehr niedrigen sechsstelligen Bereich und sein Gehalt belasten den Etat nur gering, das wirtschaftliche Risiko ist überschaubar. Wenn er einschlägt, könnte Bochum einen Schnapp gemacht haben.
Weil Elezi seinem kroatischen Erstliga-Klub NK Varaždin, für den er 60 Spiele bestritt, frühzeitig mitgeteilt hatte, seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, durfte er in den letzten Wochen nur im Nachwuchsbereich mittrainieren. Austria Klagenfurt wollte ihn verpflichten. Der VfL, der ihn schon länger auf dem Zettel hatte, schlug zu. „Bei Agon Elezi hat sich kurzfristig eine Marktchance ergeben, die wir unbedingt nutzen wollten“, erklärte VfL-Sportdirektor Marc Lettau. „Er verfügt über großes Potenzial und wir trauen ihm perspektivisch den Sprung in die Bundesliga zu.“
Kein Handlungsbedarf im Zentrum: Elezi hat starke Konkurrenz
Im Zentrum gab es ja aktuell keinen akuten Handlungsbedarf, mit Patrick Osterhage, Anthony Losilla, Kevin Stöger sowie den offensiveren Matus Bero und Philipp Förster ist Bochum gut aufgestellt. Im Sommer könnte sich das ändern, falls Osterhage verkauft wird, falls Stöger seinen Vertrag nicht verlängert; bei Förster stehen die Zeichen auf Trennung. Zurückkehren wird im Sommer Mats Pannewig, der bis dahin bei Regionalligist SC Wiedenbrück Spielpraxis sammeln soll. Insofern wurde für Elezi auch ein Kaderplatz frei.
Mehrsprachig: Elezi ist laut Letsch ein „cleverer Kerl“
Für das Heimspiel gegen Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) spielt er sicher keine Rolle, aber vielleicht kommt der 1,81 Meter große Mittelfeldmann früher als man allgemein erwarten kann zum Zug. „Es gibt Spieler, die sich schnell integrieren“, sagte Trainer Thomas Letsch. „Er ist ein cleverer Kerl. Er spricht neben seiner Heimatsprache und kroatisch auch fließendes Englisch und ein bisschen spanisch und französisch. Das macht die Kommunikation und Integration einfach“, sagte Letsch. Auch sportlich hatte der Coach einen guten ersten Eindruck: „Er wirkt so, dass er im Saft ist.“
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Letsch über Elezi: „Erwarten keine Wunderdinge“
Elezi sei ein „Spielertyp, der die Attribute, die unser Spiel ausmachen, erfüllt. Er ist ein guter Fußballer mit einer hohen Laufbereitschaft und Aggressivität. Es ist für ihn natürlich ein großer Step von der kroatischen Liga in die Bundesliga. Es ist nicht so, dass wir sofort Wunderdinge erwarten. Heute hat er es sehr gut gemacht. Er ist ein spannender Spieler.“
Agon Elezi ist nach Torwart Andreas Luthe der zweite Winterzugang. Ob noch ein dritter, der anvisierte Allrounder für den Angriff, kommt, ist weiterhin offen – am letzten Transfertag passieren mitunter die ungewöhnlichsten Dinge. Abgegeben hat Bochum Jordi Osei-Tutu (ausgeliehen an PAS Giannina/Griechenland) und Mats Pannewig. Mo Tolba fällt für die Rückrunde aus (Kreuzbandriss), mit Lys Mousset wurde der Vertrag aufgelöst.
Um 18 Uhr schließt am 1. Februar das Wechslfenster, dann herrscht Gewissheit.
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