Gais/Südtirol. Beim 3:4-Test des VfL Bochum gegen Spezia gab’s Licht und Schatten, so Sportdirektor Lettau. Ein Verteidiger fehlt - der Stand, die Erkenntnisse.
Cristian Gamboa und Danilo Soares stiegen in die Eistonne, später dehnten sie sich und strampelten auf dem Rad. Einen Tag nach dem 3:4 (1:0, 3:1) im XXL-Test gegen den italienischen Zweitligisten Spezia Calcio über drei Mal 40 Minuten stand eine regenerative Einheit an für die Profis des VfL Bochum im Trainingslager in Gais. Und am Nachmittag Spaß pur bei der Teambuilding-Maßnahme, beim Rafting im wilden Pustertal Südtirols.
Nach einem „sehr intensiven“ Mittwoch, mit dem Trainer Thomas Letsch unterm Strich sehr zufrieden war trotz der „ärgerlichen“ Niederlage, durften die Spieler des VfL Kräfte sammeln. Zwei Einheiten finden am Freitag statt, ehe am Samstag das Testspiel gegen Parma Calcio ansteht (17 Uhr).
Bei der Partie über die normale Distanz wird Letsch zur Pause nicht mehr komplett wechseln. Nach den Niederlagen gegen Verl (1:3), Düsseldorf (1:3) und Spezia soll auch mal ein Sieg her. Das Calcio-Spiel aber lieferte wichtige Erkenntnisse.
1 Klare Leistungssteigerung über 80 Minuten
„Es war eine deutliche Leistungssteigerung zu sehen“, bilanzierte Sportdirektor Marc Lettau am Donnerstag gegenüber dieser Redaktion die ersten 80 Minuten. „Wir haben aus einer wesentlich stabileren Ordnung heraus verteidigt. Gerade, wenn wir offensiv verteidigt haben, haben wir auch Zugriff bekommen, das war in den vergangenen Spielen noch nicht so der Fall.“
2 „Dritter Anzug“ ist zu schwach – Noch keine Angebote für Wechselkandidaten
Allerdings ärgerte ihn das letzte Drittel (0:3). „Mit zunehmender Spielzeit kam auch durch die Wechsel ein wenig Unordnung herein“, so Lettau. „Wir haben im letzten Drittel das Spiel hergegeben, das ist nicht unser Anspruch – unabhängig davon, wer auf dem Platz steht.“
Die Formation wird man so nicht mehr sehen, etliche Spieler sollen den Klub noch verlassen. Hinzu kamen eklatante Fehler bei den Gegentoren (Patrick Osterhage/Eigentor Moritz Römling). Im letzten Drittel agierte der VfL in einem 4-3-3, etliche Spieler agierten nicht auf ihren Stammpositionen wie Römling (linker Innen- statt Außenverteidiger) oder Luis Hartwig (Achter statt Stürmer).
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Auch Gerrit Holtmann als zweiter Spitze und Jordi Osei-Tutu als Achter konnten sich nicht empfehlen, sie sind Wechselkandidaten. Es gibt nach Informationen dieser Redaktion Kontakte zu Klubs, aber noch kein konkretes Angebot.
3 Handlungsbedarf in der Verteidigung hat sich nach Oermanns Verletzung verschärft
Niko Bozickovic ist A-Jugendlicher mit viel Perspektive, aber längst noch nicht auf Bundesliga-Niveau angekommen. Der 18-Jährige füllt eine Lücke in der Verteidigung. Diese Lücke ist noch größer geworden, weil sich der 19-jährige Tim Oermann an den Adduktoren verletzt hat. Eine genaue Diagnose steht noch aus.
Umso dringender ist der Handlungsbedarf. Der eine oder andere Transfer hat sich aus wirtschaftlichen Gründen zerschlagen, mindestens ein Gespräch läuft weiterhin heiß. Es geht wohl noch um die Ablöse, ferner stehen medizinische Untersuchungen noch an. Allerdings, so hört man es in Gais, ist es eher unwahrscheinlich, dass im Trainingslager ein Neuzugang hinzustößt. Am Sonntag fliegt der VfL zurück. Klar ist: Ein Verteidiger, möglichst ein Linksfuß, muss schnellstmöglich kommen, spätestens nächste Woche. Keven Schlotterbeck bleibt ein Top-Kandidat, noch aber ist die vom SC Freiburg ausgerufene Ablösesumme zu hoch.
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4 Die Dreierkette kann funktionieren - aber verletzen darf sich niemand
In der Dreierkette überzeugten zwar Noah Loosli (links) und Erhan Masovic (rechts) jeweils mit Abstrichen sowie Abwehrchef Ivan Ordets in Gänze. Loosli und Ordets spielten über 80 und neben Kevin Stöger damit am längsten, Masovic blieb 60 Minuten auf dem Rasen. „Die Dreierkette hat zu mehr Stabilität beigetragen“, sagte Lettau. Aber: Mehr als diese drei Innenverteidiger gibt der Kader des VfL derzeit nicht her. Verletzt sich einer, gib es keine Dreierkette.
Auch auf der linken Außenbahn in diesem für den VfL neuen 3-5-2-System mit zwei Schienenspielern, drei zentralen Mittelfeldkräften und zwei Stürmern fehlt noch ein Spieler, der idealerweise auch innen verteidigen kann. Danilo Soares, der erst als Schienenspieler und im letzten Drittel in der Viererkette agierte, ist konkurrenzlos.
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5 Außenbahn: Antwi-Adjei ist eine Option als Schienspieler
In der ersten Stunde übernahm erneut Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei den Posten des linken Schienenspielers – ein Lückenfüller? Lettau: „Er hat gegen Calcio nicht dort gespielt, um eine Position vorübergehend zu füllen. Vom Spielerprofil ist es durchaus denkbar, dass er in einer offensiveren Variante auf dieser Seite dort spielt.“
Rechts verteidigte zunächst Cristian Gamboa, den es als gelernten Rechtsverteidiger eher nach hinten zog als den gelernten Angreifer Antwi-Adjei links. Nach einer Stunde übernahm für Gamboa Felix Passlack, der womöglich am Samstag von Beginn an auflaufen wird.
6 Mittelfeldzentrale überzeugt mit Kompaktheit
Kompakt und defensivstark präsentierte sich das Zentrum mit Anthony Losilla, Kevin Stöger und dem offensiver platzierten Matus Bero. Das war ein Kernziel des Tests. Lettau sah eine „wesentlich stabilere Ordnung. Gerade wenn wir offensiv verteidigt haben, haben wir auch Zugriff bekommen. Das war in den vergangenen Spielen noch nicht so der Fall.“ Bis zur 80. Minute ließ der VfL neben dem Gegentor nur eine echte Chance zu. „Wir haben es zwei Drittel im Mittelfeld sehr gut gemacht, waren sehr kompakt und aggressiv“, sagte Letsch.
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7 Doppelspitze mit und ohne Hofmann: VfL hat offensiv viele Optionen
Die Doppelspitze mit Lukas Daschner und Takuma Asano zeigte oft im Zusammenspiel mit Stöger, den man sich aus der Startelf weiterhin nicht wegdenken kann, gelungene Aktionen, wie beim 1:0 von Daschner. Der Torschütze spielte später den Zehner, Philipp Hofmann und Simon Zoller bildeten das Sturmduo.
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Letsch lobte alle vier, speziell Hofmann: „Man hat Philipps Stärken gesehen, wie er die Bälle ablegt und verarbeitet.“ Der wuchtige Stoßstürmer erzielte zudem einen Treffer. Möglich ist auch, dass Hofmann und Daschner oder Asano eine Doppelspitze bilden. Der VfL hat offensiv zahlreiche Variationsmöglichkeiten, auch das bisherige 4-3-3 mit zwei Flügelstürmern und klarem Zielstürmer zählt zum Repertoire. Letsch: „Es ist wichtig, dass wir Optionen haben.“