Gais/Südtirol. Matus Bero erklärt, wie er dem VfL Bochum helfen und warum er viel lernen kann. Trainer Letsch schwärmt von seinem Ex-Kapitän in Arnheim.
Matus Bero ist die Belastung nicht anzumerken nach dem Mittagessen am Dienstag in Gais. Er lässt sich in einen Stuhl im Garten des Hotels Windschar fallen, lacht viel beim Pressegespräch. Bero, das wiederholt er immer wieder, ist „sehr glücklich, beim VfL Bochum zu sein“. Der neue Mittelfeldspieler erfüllte sich einen Traum: Als das Angebot kam, in der Bundesliga zu spielen, musste er nicht lange überlegen. „Wer kann da schon ‘Nein’ sagen? Die Bundesliga gehört neben England und Spanien zu den Top-3-Ligen Europas.“
Es gibt aber einen zweiten wichtigen Grund, warum der 27-Jährige jetzt beim VfL spielt: Trainer Thomas Letsch. Der 54-Jährige war gut zwei Jahre lang sein Coach bei Vitesse Arnheim, wo Beros Vertrag im Sommer ausgelaufen ist. Man kennt und schätzt sich. Ob er seine Ansagen auf Deutsch beim Training versteht? Bero lacht: „Ich kenne ihn schon so lange, den verstehe ich.“
Trainer Letsch: Bero ist ein absoluter Mannschaftsspieler
Und der Trainer schätzt ihn, machte ihn in der Vorsaison zum Kapitän des niederländischen Erstligisten, ehe er ja im September selbst zum VfL wechselte. „Matus ist ein absoluter Mannschaftsspieler“, sagt Letsch. „Er war ein Fixpunkt im Mittelfeld bei Vitesse.“ Seine Stärken? Flexibilität, Einsatz, Zweikampfhärte. „Er radelt jedes Spiel seine 12 Kilometer runter“, sagt Letsch, und Bero meint lächelnd: „Es ist meistens sogar etwas mehr.“
Bero geht auch dahin, wo es wehtut, meint Letsch: „Er ist extrem gut im Gegenpressing, einer, der auch nach vorne raus attackiert. Da setzt er Zeichen“, sagt der Coach. Und: „Er kann im Mittelfeld und auf den Halbpositionen alle Positionen spielen. Von Haus aus ist er eher kein klassischer Zehner oder Sechser, sondern ein Achter. Er kann aber auch rechts oder links im Mittelfeld spielen etwa im 3-4-3. Nicht als klassischer Außenstürmer, sondern eher als einer, der aus der Halbspur kommt, weil er die Tiefe hat.“
Bero über seine Zeit in der Türkei: Fans waren sehr speziell
Der slowakische Nationalspieler ist gut angekommen beim VfL, er gibt sich aber demütig. Natürlich will er spielen, viel spielen. Bisher war er aber noch nicht in einer Topliga aktiv. Vom AC Trencin, seiner Heimatstadt, wo auch seine Frau und seine Tochter aktuell noch wohnen, wechselte er 2016 in die Türkei zu Trabzonspor. Die Fans dort – speziell, „crazy“, sagt er. „Jeder hat einen überall erkannt. Ich denke, dafür war ich noch etwas zu jung.“
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2018 zog er weiter zu Vitesse, reifte zum Führungsspieler, fünf Jahre war er in Arnheim am Ball. In 137 Einsätzen in der Eredivise erzielte er 20 Tore, bereitete 15 Treffer vor. Doch der Wind in der Bundesliga weht kräftiger, seine ersten Eindrücke vom Training bestätigten dies, meint Bero: „Es ist alles schneller, es gibt eine höhere Intensität und viele sehr gute Spieler, mit denen ich trainieren darf. Ich kann mich hier auch selbst weiter entwickeln.“
Mit Arnheim spielte Bero auch international - Tottenham-Match ein Highlight
Zugute kommt ihm, dass er bereits auf höchstem Niveau gespielt hat, mit der Nationalmannschaft, mit Vitesse in der Qualifikation der Champions League, der Europa League, in der Conference League. Neben dem Cup-Finale gegen Ajax Amsterdam stiegen in der Conference League seine bisher größten Spiele, wie er sagt.
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Zunächst gegen Tottenham Hotspur in der Gruppenphase, vor allem das 1:0 daheim begeisterte (auswärts. 2:3). Und gegen AS Rom scheiterte er mit Vitesse nur knapp im Achtelfinale (1:1, 0:1). „Ich habe ihn auch international schon spielen gesehen, auch das war ein Kriterium“, erklärt Letsch. Und, beim VfL immer ein Thema: „Zudem war er ablösefrei. Wir wären blöd gewesen, wenn wir nicht versucht hätten, ihn zu holen.“
Bero schwärmt von VfL-Kapitän Losilla: Kann viel von ihm lernen
Jetzt also Bochum. Beim Testspiel in Düsseldorf spielte Bero an der Seite von Kapitän Anthony Losilla. Ein Duo, das man sich vor allem in einer defensiveren Variante auch in der Bundesliga-Startelf gut vorstellen kann. „Man sieht Totos Erfahrung, er redet viel mit mir, ich kann viel von ihm lernen“, sagt Bero und betont: „Aber auch die anderen Spieler sind sehr stark.“ Kevin Stöger, Philipp Förster, Lukas Daschner, Patrick Osterhage: Im Zentrum ist der VfL bereits bestens aufgestellt. Es wird Härtefälle geben.
Für Ivan Ordets gilt das wohl nicht, der Abwehrchef ist vorerst gesetzt. Bero teilt sich im Trainingslager ein Zimmer mit dem Ukrainer, beide unterhalten sich auf Englisch, Bero spricht es fließend, gilt als bescheidener Typ. „Ich weiß, wie er tickt, wie er als Charakter ist. Er passt hier sehr gut rein“, sagt Letsch.
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So erlebte Bero den letzten Spieltag Bochums - und schwärmt von den Fans
Der Coach nahm zuerst Kontakt mit ihm auf, nach einigen Gesprächen mit ihm, Kaderplaner Marc Lettau sowie den Beratern Beros war der Deal perfekt, der Slowake unterschrieb einen Vertrag über drei Jahre. Entsprechend mitgefiebert hatte er am Bildschirm, als Bochum im letzten Bundesliga-Spiel gegen Leverkusen den Klassenerhalt perfekt gemacht hatte, die 2. Liga wäre wohl keine Option gewesen für ihn. Und er freut sich schon jetzt auf das erste Spiel im Ruhrstadion: „Ich hatte das Gefühl, dass bei der Partie 55.000 Fans im Stadion waren, so laut war es.“
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Jetzt trägt er die Trikot-Nummer 19, und der sympathisch, bodenständig rüberkommende Bero erklärt auch den Grund. Erstens war die Nummer noch frei, und zweitens wurde seine Tochter an einem 14.05. geboren. „14 plus 5“, sagt Bero und lacht. Aktuell ist er noch auf der Suche nach einem Appartement in Bochum und Umgebung, dann könnten auch seine Frau und seine Tochter ins Revier ziehen.
Derzeit aber gilt seine Konzentration im Trainingslager in Gais, das noch bis zum Sonntag geht, ganz der Vorbereitung. Am Mittwoch steigt der erste Test in Italien gegen Spezia Calcio (18 Uhr), über drei Mal 40 Minuten. Viel Zeit, um viele Kilometer „zu radeln“ auf dem Platz in Brixen.